Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde

Titel: Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
Vom Netzwerk:
Verdacht berichtete, verdüsterte sich Pater Luis’ offenes, ehrliches Gesicht vor Sorge. Er beugte sich vor und knetete sich nachdenklich die Hände. Wahrscheinlich versuchte er sich zu erinnern, wann er Harold und Christine, Shawna und Maria zum letzten Mal gesehen hatte. Lydia musterte ihn aufmerksam und bemerkte ein Flackern in seinen dunklen Augen. Damit hatte sie nie gerechnet: Der Pater hatte Angst.
    »Natürlich ist mir aufgefallen, dass sie nicht mehr zum Gottesdienst kommen. Zunächst dachte ich mir nichts dabei. Meistens tauchen die Leute nach einer Weile wieder auf. Aber dann habe ich in der Zeitung gelesen, dass das Ehepaar und später auch Shawna verschwunden sind.« Er schüttelte den Kopf. »Soviel ich weiß, kannten die drei sich kaum. Und jetzt auch noch Maria. Möge sie in Frieden ruhen. Ich habe da bisher keinen Zusammenhang gesehen. Shawna fehlt uns sehr«, fügte er leise hinzu. »Sie war uns eine große Hilfe. Maria kam jeden Mittwoch zur Beichte und sonntags zum Gottesdienst. Christine und Harold waren in den letzten Jahren immer wieder in unregelmäßigen Abständen hier.«
    Morrow zog das Kruzifix aus der Tasche und reichte es dem Priester.
    »Haben Sie das geschnitzt, Pater?«
    Der Priester betrachtete das Kreuz mit zitternden Händen. »Ja, es scheint schon etwas älter zu sein. Wo haben Sie das her?«
    »Aus Maria Lopez’ Apartment. Ein ähnliches haben wir im Haus des vermissten Paares gefunden.«
    Der Priester klopfte mit dem Fuß auf den Boden. Eine unbewusste Geste, bei der seine schmalen, schwarzen Lederslipper im Stakkato gegen das alte Holz stießen. Lydia und Jeffrey warfen sich einen Blick zu.
    »Ehrlich gesagt bin ich nicht auf den Gedanken gekommen, ihnen könnte etwas Schlimmes zugestoßen sein. Die Schlagzeilen nach Marias Ermordung waren natürlich schockierend. Aber Shawna, Christine und Harold … sie hatten es nicht leicht. Ich dachte, sie hätten sich abgesetzt.«
    »Das dachten wir alle«, sagte Morrow.
    »Nein, nicht alle«, murmelte Lydia. Der Priester schien sie nicht gehört zu haben, aber Morrow warf ihr einen ärgerlichen Blick zu.
    »Wir haben immer noch keine Beweise, dass die anderen Vermissten etwas mit Maria Lopez’ Tod zu tun haben«, erklärte Jeffrey, »aber wir wären Ihnen sehr dankbar für Informationen. Was haben diese Menschen Ihnen anvertraut? Hatten sie vor etwas oder irgendjemandem Angst?« Jeffrey setzte sich neben den Priester, der tief in Gedanken war.
    »Nein«, seufzte er schließlich, »mir fällt nichts ein.«
    Lydia mischte sich ein.
    »Pater, für uns ist es offensichtlich: Alle Opfer haben Ihrer Gemeinde angehört, der tote Hund lag in Ihrem Garten, und an den Tatorten wurden Kruzifixe gefunden, die Sie geschnitzt haben. Die Kirche spielt eine zentrale Rolle. Hat bei der Beichte etwas Ungewöhnliches Ihre Aufmerksamkeit erregt?« Sie betrachtete den Priester so eindringlich, als wollte sie seine Gedanken lesen.
    »Natürlich muss ich das Beichtgeheimnis wahren. Dennoch kann ich Ihnen versichern, dass mir nichts aufgefallen ist.«
    »Wer arbeitet hier noch, abgesehen von Ihnen und Ihrem Neffen?«
    »Nur ein paar ehrenamtliche Helfer. Manche Gemeindemitglieder opfern der Kirche ihre Freizeit, so wie Shawna. Wieder andere leisten gemeinnützige Arbeit, weil sie vom Gericht dazu verdonnert wurden. Und dann haben wir noch einige Schüler von der Schule für geistig Behinderte.«
    »So wie der Mann, der heute hier arbeitet?«, fragte Jeffrey.
    »Ich weiß nicht, wen Sie meinen.«
    Jeffrey sah sich um, aber der Mann im Overall war verschwunden. Die alte Frau aus der ersten Reihe war ebenfalls gegangen.
    »Er hat eben noch den Holztisch poliert.«
    »Soweit ich weiß, sind heute keine Freiwilligen hier.« Luis wandte sich an seinen Neffen. »Juno, hast du jemanden herbestellt?«
    »Nein. Die Schüler kommen nie allein her, weil sie beaufsichtigt werden müssen«, antwortete Juno. »Normalerweise kommen sie in Gruppen. Die ehrenamtlichen Helfer aus der Gemeinde kommen und gehen, wann sie möchten.«
    »Hat keiner außer mir den Mann bemerkt?«, fragte Jeffrey Lydia und Morrow. Die beiden schüttelten den Kopf. »Morrow, würden Sie bitte mal kurz draußen nachsehen?«
    »Klar«, sagte Morrow und stand auf.
    »Pater, ich brauche eine Liste mit Namen, Adressen und Telefonnummern aller freiwilligen Helfer«, sagte Lydia.
    Der Priester zögerte.
    »Ich weiß nicht, ob ich befugt bin, Ihnen …«
    Morrow, der gerade zurückkam, entgegnete höflich,

Weitere Kostenlose Bücher