Lydia Strong 01 - Im Herzen die Sünde
unbequemen, orangefarbigen Plastikstuhl und starrte auf den Monitor eines Computers, der vermutlich älter war als sie. Die Sonne fiel durch ein Fenster in den EDV -Raum der Polizeiwache und wärmte Lydias Rücken. Sie gab die Nummernschilder aller Autos in die Datenbank der Kfz-Zulassungsstelle ein, deren Halter den Cimarron State Park in den Stunden vor der Entdeckung von Maria Lopez’ Leichnam besucht hatten.
Keine anspruchsvolle Aufgabe, aber Lydia hatte sie unbedingt persönlich übernehmen wollen. Jeffrey und Morrow waren mit den Leuten von der Spurensicherung zu der Werkstatt mit dem grünen Minivan gefahren. Lydia konnte sich unmöglich vorstellen, dass der Mann aus der Kirche ein Serienkiller sein sollte. Aber vielleicht hatte der Täter Zugang zu dem Wagen und benutzte ihn ohne das Wissen des Priesters? Auf alle Fälle mussten sie dem Umstand nachgehen. Lydia verbrachte ihre Zeit lieber mit konkreten Hinweisen. Morrow war über Lydias Arbeitseifer ziemlich überrascht gewesen, aber Lydia wusste genau, dass niemand so gründlich arbeitete wie sie. Falls es Ungereimtheiten oder Übereinstimmungen gab, würde sie sie finden.
In Maria Lopez’ Apartment waren wie vermutet nur ihre eigenen Fingerabdrücke und die von Mike Urquia gefunden worden. Der Mörder musste Handschuhe getragen haben, genau wie an dem Abend, als er Lydia das »Geschenk« gebracht hatte. An der Schachtel waren weder Fingerabdrücke noch DNA -Spuren. Einer von Morrows Leuten suchte im Internet und in den Schuhgeschäften der Umgebung nach den Stiefeln, die am Fundort der Leiche einen Abdruck hinterlassen hatten. Es gab praktisch keine Beweise, und die Ermittler konnten nur auf einen Glückstreffer hoffen. Lydia mit ihrem Sensor für Schwingungen würde ihnen dabei helfen.
Sie betrachtete die Liste der hundertdreiundzwanzig Fahrzeuge, die am Tag nach Marias Verschwinden im State Park gewesen waren. Sechzig waren Mietwagen und stammten vom Flughafen von Albuquerque. Mit zwei Schulbussen hatten Kinder einen Ausflug gemacht. Und die anderen einundsechzig gehörten Privatleuten aus der Umgebung.
Zu jedem Nummernschild wurden der Name, ein Foto und die Adresse des Fahrzeughalters angezeigt. Lydia glich jeden einzelnen Namen mit der Liste der Gemeindemitglieder ab und tippte ihn schließlich in die FBI -Datenbank für Gewalttäter ein. Handelte es sich um einen Mietwagen, suchte sie den Fahrer auf der Liste, die die Autovermietung ihr am Morgen zugefaxt hatte. Sie wollte Gesichter sehen, den Leuten in die Augen blicken – und wenn es nur Gesichter auf Führerscheinfotos waren.
Als sie die Liste der Gemeindemitglieder und Helfer, das Besucherverzeichnis des Cimarron State Park und das Fax der Autovermietung in ihren Händen gehalten hatte, waren die Schwingungen deutlich zu spüren gewesen. Lydia wusste, dass sich irgendwo in diesem Papierstapel die Lösung verbarg. Aber allmählich machte sich Enttäuschung breit: Sie war fast am Ende der Liste angelangt und hatte noch keinen Minivan, keine Übereinstimmung mit dem FBI -Archiv und keine Kirchgänger gefunden, die am fraglichen Tag im Naturpark gewesen waren. Keines der Gesichter auf dem Computerbildschirm trug das Wort »Serienmörder« auf die Stirn eintätowiert. Du musst etwas übersehen haben. Es kann nicht anders sein.
Lydia wandte sich dem nächsten Eintrag zu, einem grünen Jeep Grand Cherokee, der am Tag von Marias Ermordung um achtzehn Uhr bei Avis gemietet worden war. Der Fahrer hieß Christian I. Deeme und wohnte in der Black Canyon Road 124 in Angel Fire, New Mexico. Das Auto war kein Minivan, aber kein anderer Einheimischer hatte an dem Tag einen Wagen gemietet. Lydia gab den Namen in die Datenbank der Zulassungsstelle ein und stellte überrascht fest, dass der Fahrer unbekannt war. Der Name ist ein Fake. Sie gab ihn in die FBI -Suchmaske ein in der Hoffnung, es handele sich um ein Pseudonym. Aber wieder landete sie keinen Treffer. Lydia setzte sich auf und tippte mit dem Kugelschreiber auf den Schreibtisch. Sie griff zum Handy, um Jeffrey anzurufen, überlegte es sich aber anders. Sie notierte sich Christian I. Deemes Adresse und verließ den EDV -Raum, ohne sich bei irgendwem abzumelden.
Als sie in ihr Mercedes Cabriolet stieg, spürte sie leichte Gewissensbisse. Du solltest einen Officer mitnehmen . Sie überprüfte kurz, ob die Glock im Handschuhfach geladen war, trat das Gaspedal durch und schoss über den Highway 64 zum Eagle’s Nest Lake.
Als sie den Highway wieder
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