LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
Kopfschmerzen. Sie hätte Quinlan gerne gefragt, wann sie Emmas Auto zurückbekommen würde – und ob die Polizei vorhatte, ihr zu sagen, wessen Blut darauf gewesen war –, aber Quinlan schob sie so schnell aus der Eingangstür, die er hinter ihr zuknallte, dass sie nicht dazu kam. Sie beobachtete durch das kleine Fenster, wie er durch den Flur zu seinem Büro zurückstampfte. Die Hände hatte er in die Hosentaschen gesteckt und die Handschellen an seinem Gürtel klimperten.
Okay. Sie durfte offenbar gehen. Emma schluckte mühsam und trat auf den Parkplatz hinaus. Sie war beinahe eine Stunde lang hier gewesen und inzwischen war die Sonne untergegangen und die Luft kühler geworden. Emma schlang ihre Arme um sich und versuchte, sich aufzuwärmen, da sie nur ein dünnes Top trug. Aber sie vermutete, dass auch ein warmer Wollpulli die Eiseskälte nicht vertrieben hätte, die ihr seit ihrer Begegnung mit Thayer in den Knochen steckte.
Sie nahm Suttons Handy und schrieb eine SMS an Ethan. Kannst du mich abholen? Sie tippte schnell und hoffte, dass er seine Mom schon wieder vom Arzt abgeholt hatte.
Zum Glück bekam sie nur Minuten später eine Antwort. Wo bist du?, fragte Ethan.
Polizeiwache, schrieb Emma zurück.
Das weckte seine Aufmerksamkeit und er antwortete sofort. Was? Bin unterwegs.
Emma setzte sich und wartete. Zwei schwarz-weiße Streifenwagen fuhren mit heulenden Sirenen vom Parkplatz. Die Tür zur Wache ging auf, und zwei Polizisten kamen heraus, um eine Zigarette zu rauchen. Sie sahen sie misstrauisch an. Vielleicht hatten sie sie erkannt. Einer sagte etwas, das sich verdächtig nach Thayer anhörte.
Emma dachte an Thayers bitteren Gesichtsausdruck im Verhörzimmer. Als Quinlan ihn aufgefordert hatte, sich zu erklären, war er stumm geblieben. Weil er eines schrecklichen Verbrechens schuldig war? Hatte er Sutton getötet und war nur deswegen am 31. nach Tucson zurückgekehrt? Oder hatte er nur Zeit mit ihr verbringen wollen … und dabei die Kontrolle über sich verloren? Vielleicht hatten sie sich gestritten. Möglicherweise hatte Thayer Sutton die Autoschlüssel weggenommen, sie mit ihrem eigenen Auto überfahren und es dann im Sabino Canyon versteckt? Aber wo hatte er Suttons Leiche deponiert? Quinlan hätte auf jeden Fall etwas gesagt, wenn sie im Auto gewesen wäre.
Ich hoffte mit jeder Faser meines nicht existenten Wesens, dass Thayer unschuldig war. Nach der kurzen Erinnerung, die mir geschenkt worden war, wusste ich jetzt, dass Thayer und mich etwas ganz Besonderes verbunden hatte. Ich war nicht die Sorte Mädchen, die einen Typen anflehte, bei ihr zu bleiben – und ich wurde auch nicht eifersüchtig, weil ein anderes Mädchen meinem Liebsten ein dämliches Freundschaftsband geflochten hatte. Falls Thayer wirklich geplant hatte, mich umzubringen, hatte ich nicht die leiseste Ahnung davon gehabt. Denn ich hatte ihn aufrichtig und leidenschaftlich geliebt.
Aber dann fiel mir noch etwas auf: In meiner Erinnerung war Thayer mühelos und geschmeidig vom Bus zu meinem Auto gerannt. Es war keinerlei Hinken zu erkennen gewesen. Was auch immer mit seinem Bein passiert war, musste später geschehen sein. Vielleicht hatte er sich auf der Flucht vor der Polizei verletzt. Oder vielleicht, als er eine Leiche in ein schwer erreichbares Versteck schleppte.
Ethans schäbiger, blutroter Honda fuhr auf den Parkplatz und blieb stotternd stehen. Emma rannte auf das Auto zu, riss die Tür auf und schwang sich auf den Ledersitz. Im Radio lief ein Ramones-Song, und das Autoinnere roch leicht nach Zigaretten, obwohl Emma ziemlich sicher war, dass Ethan nicht rauchte. Sie drehte sich zu ihm um und betrachtete seine hellblauen Augen und die glatte, gebräunte Haut, die sich über seinen hohen Wangenknochen spannte.
»Ich glaube, ich war noch nie so froh, dich zu sehen«, sagte sie unvermittelt.
Ethan ergriff ihre Hände. »Was ist passiert?«
»Bring mich erst hier weg, bitte.« Emma schnallte sich an und ließ sich gegen die zerkratzte Rückenlehne sinken.
Während Ethan von dem Parkplatz fuhr, erklärte Emma, warum sie auf der Wache gewesen war. »Die Postkarte und das Ticket beweisen, dass er am Abend von Suttons Tod mit ihr in ihrem Auto war«, schloss sie. »Ich habe eine Entscheidung getroffen. Ich muss wirklich mit Thayer allein sprechen und herausfinden, was genau an jenem Abend passiert ist. Nur so kann ich der Sache auf den Grund gehen.«
Ethan hielt an einem Stoppschild und bog dann auf eine
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