LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
unter ihnen hupten Autos. Ein Hubschrauber flog über sie hinweg und schickte einen einzelnen weißen Lichtstrahl in Richtung der Berge. Eine Alarmanlage gab so lange gellende, nervtötende Piepstöne von sich, bis jemand sie abstellte.
Aber für Emma, die sich in Ethans Armen warm und sicher fühlte, war dies das romantischste Date ihres Lebens.
16
Die Versöhnung
Am Sonntagnachmittag warteten Emma, Madeline, Charlotte, Laurel und die Twitter-Zwillinge in der Schlange vor Pam’s Pretzels, einem schäbigen Verkaufsstand in einer Ecke des La-Encantada-Einkaufszentrum. Obwohl Suttons Freundinnen den Kohlenhydraten abgeschworen hatten, waren die Brezeln definitiv eine Sünde wert. Sie waren mit mexikanischem queso überbacken und mit einer Gewürzmischung bestäubt, die in Madelines Worten »besser als Sex« war. Es duftete nach gebackenem Brot und Senf. Die Kunden seufzten nach jedem Bissen verzückt auf. Eine Frau sah aus, als würde sie beim Kauen vor Ekstase gleich in Ohnmacht fallen.
Die Schlange war lang und vor den Mädchen standen ein paar Studenten in Band-T-Shirts und mit langen, strähnigen Haaren. Madeline hielt Abstand zu ihnen, als hätten sie Flöhe. Charlotte, deren flammend rotes Haar zu einem strengen Knoten gezwirbelt war, stieß Laurel, die gerade Caleb eine SMS schrieb, mit dem Ellbogen an. »Kommen da nicht Erinnerungen hoch?«, sagte sie und deutete auf einen großen, mit Filz bezogenen Pflanztrog.
Laurel folgte Charlottes Blick und kicherte. »Dieser Weihnachtsbaum war viel schwerer, als er aussah. Und ich hatte noch tagelang Lametta im Haar.« Sie schüttelte ihre Mähne.
Madeline legte sich die Hand auf den Mund und schnaubte. »Das war unbezahlbar.«
»Oh ja«, sagte Emma, obwohl sie keine Ahnung hatte, wovon die Mädchen sprachen – wahrscheinlich handelte es sich um einen alten Lügenspiel-Streich.
Sie kamen schnell vorwärts und bald waren die Twitter-Zwillinge dran. »Eine Brezel mit Käse und extra Sauce.« Lili verlagerte ihr Gewicht von einem kniehohen Stiefel mit Killerabsatz auf den anderen. Die anderen Mädchen bestellten mehr oder weniger dasselbe, und als die Brezeln fertig waren, gingen sie zu einem Tisch und setzten sich. Nur Emma und Madeline blieben noch an der Gewürztheke stehen und salzten ihre Brezeln langsam. Emma schaute sich um. In dem Outdoor-Einkaufszentrum wimmelte es von Mädchen in Shorts, Blusen mit Fledermausärmeln und Keilsandalen. Alle trugen Tüten von Tiffany’s, Anthropologie und Tory Burch. Sie reckte den Hals und sah den Secondhandshop in der oberen Ebene. Sie war erst vor Kurzem mit Madeline dort gewesen und hatte mit ihr viel Spaß gehabt. An jenem Tag hatte sie sich wie Emma gefühlt und nicht wie das Mädchen, das Sutton spielt .
Madeline holte tief Luft. Emma drehte sich zu ihr um und sah, dass auch Madeline zu dem Secondhandladen hoch blickte. Dann schaute sie Emma an. Sie wirkte nachdenklich und ein bisschen verlegen. »Hör zu. Ich will nicht mehr auf dich sauer sein«, sagte sie.
»Ich will auch nicht mehr, dass du auf mich sauer bist!«, rief Emma dankbar.
Madeline legte sich die Hand über die Augen. »Ich bin wirklich völlig fertig wegen Thayer, aber ich weiß, dass er nicht wegen dir abgehauen ist. Es tut mir leid, dass ich so grässlich zu dir war.«
Emma war unglaublich erleichtert. »Mir tut es auch leid. Die Situation muss für dich und deine Familie schrecklich gewesen sein, und ich hoffe, ich habe sie nicht allzu viel schlimmer gemacht.«
Madeline riss ein Tütchen Senf mit den Zähnen auf. »Du hast schon ein Talent dafür, ein großes Drama zu machen. Aber bitte sag mir die Wahrheit. Weißt du wirklich nicht, warum mein Bruder in dein Zimmer eingestiegen ist?«
»Wirklich nicht. Das verspreche ich dir.«
Ein langer Augenblick verging. Madeline musterte Emma so eindringlich, als wolle sie ihre Gedanken lesen. »Okay«, sagte sie schließlich. »Ich glaube dir.«
Emma stieß die Luft aus. »Gut. Ich habe dich nämlich vermisst«, sagte sie.
»Ich dich auch.«
Sie umarmten sich heftig. Emma hatte die Augen geschlossen, bekam aber auf einmal das Gefühl, dass jemand sie anstarrte. Sie öffnete die Augen und starrte auf den Eingang zur Tiefgarage, der direkt neben dem Brezelstand lag. Duckte sich da jemand hinter ein Auto? Sie starrte angestrengt in die Richtung, sah aber nichts mehr.
Madeline hakte sich bei Emma unter und sie gingen wieder zu den anderen. Charlotte grinste sie an. Sie wirkte ebenfalls
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