LYING GAME - Mein Herz ist rein: Band 3 (German Edition)
mir leid«, schrie Emma. »Ich wollte sie aufhalten! Es war nicht meine Idee!«
Über Ethans Gesicht zogen nacheinander Schmerz, Enttäuschung und Abscheu. »Du solltest lieber gehen«, sagte er dumpf.
»Ethan, ich …« Emma griff nach seiner Hand, aber er war bereits auf dem Weg zur Tür. »Ethan!«, rief sie und rannte ihm nach. Sie holte ihn kurz vor dem Foyer ein, packte ihn am Arm und drehte ihn zu sich um. »Bitte! Du hast mir gesagt, wir könnten ehrlich zueinander sein! Und ich dachte …«
»Falsch gedacht«, unterbrach Ethan sie und entriss ihr seinen Arm. »Du hättest das Ganze im Keim ersticken können. Sie halten dich für die allmächtige Sutton Mercer. Ein Wort von dir und der Streich findet nicht statt. Warum hast du das nicht gemacht? Wolltest du nicht, dass sie von mir erfahren? Bin ich dir …« Er stockte und räusperte sich heftig. »Bin ich dir etwa peinlich?«
»Natürlich nicht!«, schrie Emma. Aber Ethan hatte nicht ganz unrecht. Warum hatte sie nicht alles getan, um diesen Streich zu verhindern? Wie hatte sie zulassen können, dass der Stein ins Rollen kam?
Ethan drehte den Türknauf. »Geh einfach, okay? Und sprich erst wieder mit mir, wenn du dich daran erinnerst, wer du bist: Emma Paxton, die nette Zwillingsschwester.«
»Ethan!«, schrie Emma, aber er hatte sie bereits nach draußen geschoben und ihr die Tür vor der Nase zugeknallt. Es regnete jetzt wie aus Eimern, und die Tropfen vermischten sich mit den Tränen, die ihr über die Wangen liefen. Sie fühlte sich, als habe sie gerade das einzig Gute verloren, das sie auf der Welt hatte. Sie legte ihre Hände aufs Fenster, schaute ins Haus und sah, wie Ethan den Flur entlangstürmte und dabei einen Stapel Bücher umriss, der auf einem Tisch lag.
Ich hasste es, diese Szene mit ansehen zu müssen. Wieder einmal verfluchte ich das Lügenspiel. Wenn meine Freundinnen und ich nicht diesen dämlichen Club gegründet hätten, wäre Emma jetzt nicht am Boden zerstört, und ihr einziger Verbündeter würde sie nicht hassen.
Emma klingelte noch ein paar Mal, aber Ethan kam nicht mehr zur Tür. Sie schickte ihm eine SMS , in der sie ihn anflehte, mit ihr zu reden, aber er reagierte nicht. Irgendwann sah sie keinen Sinn mehr darin, noch weiter vor dem Haus herumzulungern. Ethan hatte seine Gefühle deutlich zum Ausdruck gebracht. Sie stapfte über den Rasen, war nach nur wenigen Schritten durchnässt und fragte sich, wie sie zurück zu den Mercers kommen sollte. Als sie gerade die Nummer des Taxiservice wählen wollte, leuchtete ihr Handy auf. Emma runzelte die Stirn. Die Nummer der Polizeiwache wurde angezeigt. Ihr kam ein schrecklicher Gedanke. Riefen die Cops an, um ihr zu sagen, dass Thayer wieder auf freiem Fuß war?
»Äh, hallo?«, rief Emma laut und versuchte, nicht zu nervös zu klingen.
Detective Quinlans Stimme dröhnte durch die Leitung.
»Guten Abend, Sutton. Wir haben die Ergebnisse der forensischen Untersuchung des Blutes an deinem Auto erhalten.«
Emma erstarrte. »U… und was kam dabei heraus?« Sie versuchte, sich zu wappnen. Sicherlich würde Quinlan ihr gleich sagen, dass das Blut von Sutton stammte.
»Das Blut stammt eindeutig von Thayer Vega«, verkündete der Detective.
Emma blieb wie angewurzelt auf der Straße stehen. Sie hatte sich doch bestimmt verhört. »Von Thayer?«
»Genau«, sagte Quinlan. »Hast du eine Ahnung, wie es dorthin gelangt ist? Mr. Vega will mir jedenfalls nichts darüber sagen.«
»Ich …« Emma verstummte. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte, also blieb sie neben einem dürren Mesquite-Baum stehen und holte tief Luft. Sie war fassungslos.
»Sutton?«, hakte Quinlan nach. »Hast du mir irgendetwas zu sagen?«
Emma kauerte sich unter den Baum, der allerdings keinen besonders guten Schutz vor dem Unwetter bot. Sie hatte ihm so unendlich viel zu sagen. Aber konnte sie es wagen? Würde sie es diesmal schaffen, ihn davon zu überzeugen, dass sie Suttons Zwillingsschwester war, aber nicht nach Tucson gekommen war, um Suttons Leben zu übernehmen? Würde er ihr glauben, dass Thayer ihr Drohbriefe geschickt – und Sutton ermordet hatte? Emma bezweifelte es. Sie hatte zwar Thayers Brief an Sutton, in dem stand, dass er bald durchdrehen würde, aber war das Beweis genug? Vermutlich nur für sie. Die Polizei würde das sicher anders sehen.
»E… es tut mir leid. Ich habe keine Ahnung, wie das Blut an mein Auto gekommen ist«, antwortete Emma schließlich. Sie schloss die Augen und
Weitere Kostenlose Bücher