Lykos (German Edition)
mit Gariez. Als die deutsche Gruppe der Sonderkommission später bei einem Glas Wein beisammen saß, erläuterte Krauser seinen Mitreisenden, was er von dem spanischen Kommissar in Erfahrung gebracht hatte und gab seinen Kommentar dazu ab. Thea Buchwald machte sich unterdessen ständig Notizen, der Tierexperte Leuschenberger blickte skeptisch in die Runde – noch immer gab es eine Art Konkurrenz zwischen den beiden Wissenschaftlern – und die beiden Polizisten beobachteten wie aus einer lässigen Distanz das gesamte Geschehen um sich herum. Alles richtete sich für den morgigen Tag aus, an dem die fingierte Geburtstagsfeier der „Señora“ stattfinden und den Mörder eventuell auf sie aufmerksam machen sollte. Der Erfolg dieses ziemlich umfangreichen und aufwändigen Unternehmens war mehr als fraglich. Dennoch waren die Mitglieder der Sonderkommission gespannt, wie es weiterging und was der nächste Tag bringen würde ...
Die Nacht des Wolfs
Irgend ein Geräusch weckte ihn in der Nacht. Straub öffnete die Augen und starrte in die Dunkelheit. Für einen kurzen Moment war er noch benommen und wusste nicht, wo er sich befand, doch dann kam die Erinnerung zurück und er erhob sich in seinem Bett. War es nur ein Traum gewesen, oder hatte er wirklich etwas vernommen? Der Oberkommissar wusste, dass er einen sehr leichten Schlaf besaß – seit seinem Einsatz damals in Bosnien wurde er häufig nachts wach und lauschte in die Dunkelheit. Es stand ganz aus dem Bett auf und blickte aus dem geöffneten Fenster. Es gab hier kein Laternenlicht und der Mond war von Wolken verhangen. Aber irgend jemand in dem Haus schien auch nicht schlafen zu können, denn das Licht eines Zimmers im Erdgeschoss schien hinaus auf den Hof und erhellte ihn ein wenig.
Straub rieb sich die Augen und ließ seinen Blick an der Mauer entlang gleiten. Es gab nichts zu sehen, wahrscheinlich hatte eine der vielen hier herumstreunenden Katzen ein Geräusch verursacht. Oder er hatte tatsächlich nur geträumt ..., doch dann bemerkte er die zwei grünlich schimmernden Punkte, die ganz schwach unterhalb des Eingangstores zu sehen waren. Nichts anderes war zu erkennen, außer diese zwei Punkte. Da, für einen Augenblick waren sie verschwunden, als würde sie jemand ausschalten, dann waren sie wieder da. „Ein Tier“, schoss es dem Oberkommissar durch den Kopf. Im selben Moment wurde das Licht im Erdgeschoss ausgeschaltet und die völlige Dunkelheit beherrschte den Hof. Aber die beiden grünlichen Punkte waren noch immer zu sehen und sie bewegten sich jetzt sogar auf die Mitte des Tores zu, wo sie wiederum stehen blieben und direkt auf das Haus gerichtet waren. Straub stand noch immer am Fenster und blickte die Punkte an – und sie schienen ihn ebenfalls anzustarren. „Es sieht mich“, stellte der Polizist nüchtern fest und machte instinktiv einen Schritt zurück. Plötzlich war das Geräusch eines sich nähernden Autos zu hören. Die Lichtkegel zweier Scheinwerfer fraßen sich durch die Dunkelheit und huschten über die Hauswände. Für den Bruchteil eines Augenblicks konnte der Oberkommissar den Umriss von etwas Großem unter dem Torbogen erkennen, das sich blitzschnell hinter der Mauer verbarg und dann verschwand. Das Auto fuhr vorüber und die Dunkelheit kehrte zurück.
Nach der Schrecksekunde stürzte Straub wieder an das Fenster, öffnete es gänzlich und beugte sich hinaus. Er versuchte angestrengt, die Dunkelheit zu durchdringen, doch es gelang ihm natürlich nicht. „Was zum ...?“, murmelte er und wollte gerade wieder zurück, als er angesprochen wurde.
„Hey, Sherlock Holmes, stimmt was nicht?“, flüsterte die Stimme von Angela Damm aus dem Nachbarfenster. Auch sie beugte sich hinaus und sah zu ihm herüber.
„Ich habe da eben etwas gesehen. Etwas Großes, und ich weiß nicht genau, was das war“, antwortete er ihr und deutete mit einem Kopfnicken auf den Hof, obwohl seine Kollegin das sicher nicht sehen konnte.
„Was denn, ein Tier, oder was?“
„Keine Ahnung. Aber es war bedeutend groß. Ich hab’s nur für eine Sekunde sehen können.“
„Huh ..., jetzt wird es aber gruselig, oder?“, scherzte Damm mit sarkastischem Tonfall.
„Leck mich doch. Ich sage dir nur, dass ich da was gesehen habe – nicht, dass da ein Monster oder so etwas herumläuft.“
„Wollen wir nachsehen?“, fragte Angela Damm nun wieder ernst.
„In zwei Minuten unten vor der Tür“, nickte Straub. So schnell es ging, zog er sich seine Sachen
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