Lynettes Erwachen
eine SM-Party ist.“
„Was dachtest du denn? Ich bin bei dir. Lass dich verzaubern.“
Unsicher sah sie sich um und suchte nach ihrem Dad. Er hatte gesagt, dass er Masochist sei. Was, wenn sie ihn in Strapsen und Hundehalsband sehen musste?
„Das würde er dir nicht zumuten“, sagte Elias, der ihre Gedanken lesen konnte wie kein anderer. „Selbst wenn er das vorgehabt hätte, was ich nicht glaube, hätte er sich umentschieden.“
„Lass mich bloß nicht allein.“
„Das habe ich nicht vor, mein Engel. Zu viele Verlockungen könnten dich in Versuchung führen.“
„Pah!“, spie sie abwehrend aus. So viel geballte sexuelle Spannung war ihr eher unangenehm, als dass sie sich davon verlocken ließ. „Das ist schlimmer als in deinem Club. Um das zu überstehen, brauche ich dringend einen Bellini.“
„Alkohol macht dich willenlos“, flüsterte Elias an ihrem Hals und leckte über die weiche Haut.
Lynette schnappte nach Luft und zischte: „Lass das! Ich bin überreizt genug. Hol mir lieber einen Drink.“
„Sollst du haben. Da drüben ist eine Bar.“
Vor ein paar Stunden war an dieser Stelle ein Gang gewesen, der in einen wundervollen Wintergarten führte. Unwillkürlich musste Lynette an Aurelias Haus Toulouse denken. Ob es bei ihr auch so zugegangen war, wenn sie im Salon einen Empfang gegeben hatte?
Lynette hielt sich mit den Augen an Elias fest, als dieser zur Bar ging. Hier waren eindeutig zu viele fremde Menschen und zu viel sexuelle Energie. Ihr ganzer Körper schien in erwartungsvoller Anspannung zu kribbeln. Schützend schlang sie die Arme um den Oberkörper. Elias stand an der Bar, sah zu ihr herüber und warf ihr eine Kusshand zu. Er war viel zu weit weg. Lynette zitterte.
„Du siehst wundervoll aus, schlicht, aber sehr elegant.“ Die Stimme ihres Vaters beruhigte Lynette für einen winzigen Augenblick, dann traute sie sich nicht, sich umzudrehen. Das volle, wohlbekannte Lachen prickelte in ihrem Nacken. „Du kannst dich ruhig umdrehen. Ich sehe genauso normal aus wie du.“
Er trug einen schwarzen Frack mit Stock, Gamaschen und Zylinder, alles, was dazugehörte. Die schwarze Ledermaske konnte das Strahlen seiner Augen nicht verbergen.
„Puhhh! Ich hatte schon befürchtet, dich in Lederstrapsen sehen zu müssen.“
„Ich bin immer noch der gleiche Spießer, Lynn. Außerhalb eines Kerkers würde ich niemals ein Lederhalsband tragen.“
Der provozierende Unterton in der Stimme war Lynette nicht entgangen. Sie stöhnte gequält: „Das sind alles Sachen, die ich nicht wissen will. Wie soll ich dieses Bild je aus dem Kopf bekommen?“ Robert lachte und genoss sichtlich das verschämte Lächeln.
Elias kam mit drei Gläsern auf sie zu, zwei Whiskys und ein Bellini. Lynette griff unverzüglich nach dem Cocktail und leerte diesen zur Hälfte.
„Robert! Ich habe Sie gesehen und dachte mir, Sie trinken einen Whisky mit mir?“
„Vielen Dank. Lassen wir zum Anlass des Tages das distanzierende Sie weg.“ Robert stieß klirrend das Glas gegen Elias’. „Ich bin Robert.“
„Elias, sehr erfreut.“
„Da wir das jetzt geklärt haben, können wir endlich in den Garten gehen. Es ist verdammt stickig hier drin.“
Elias besaß wirklich den Schneid, zu lachen. Der Schuft kannte sie zu gut. Es war überhaupt nicht stickig. Sie konnte nur die Neugier nicht bändigen.
„Bevor wir rausgehen, solltest du noch eins wissen: Viele in der Szene lieben den Voyeurismus. Es wird öffentliche Sessions geben, und Publikum ist ausdrücklich gewünscht. Willst du zusehen, brauchst du keine Scheu zu haben. Ist dir etwas zuwider, geh weiter und äußere dich nicht.“
Lynette schluckte und schüttete den Rest Bellini in sich hinein. „Ich brauch noch einen.“
„Bleib bei deinem Dad, damit ich dich wiederfinde.“
„Ja, Sir Thomas“, salutierte sie, doch Elias wusste mit Sicherheit, dass sie dadurch die Unsicherheit überspielte. Dieser Abend konnte eine grandiose Erfahrung werden oder ein Desaster. Lynette war sich nicht sicher, worauf es hinauslief.
Der Park war von unzähligen Fackeln und Kerzen erhellt. Über dem Stimmengewirr der vielen Menschen konnte sie verhaltenes Stöhnen hören. Sie holte tief Luft und straffte den Rücken. Die Hand ihres Vaters lag auf ihrer Schulter.
„Das hast du früher schon getan, sobald du dich geängstigt hast.“
„Was denn? Ich habe keine Angst.“
„Luft holen, Schultern straffen, auf in den Kampf. Du musst da nicht runter, wenn du nicht
Weitere Kostenlose Bücher