Lynettes Erwachen
konnte. Mit Zärtlichkeit hat er mich gequält, dieser Arsch, und mich Schatz genannt. Rausgeworfen hat er mich, ohne dass ich ihm zu Diensten sein durfte. Dabei weiß jeder, dass er mehr als einmal kann.“ Sie schüttete den Wodka runter und rutschte vom Barhocker.
„Ich haue ab. Morgen will ich mit dir spielen. Die Schmusenummer ist mir zu blöd.“
Kopfschüttelnd sah er ihr nach. Elias schien den Boden unter den Füßen zu verlieren. Warum war er nicht bei Lynette und kam stattdessen in den Club? Das war unverantwortlich!
Ryan machte sich auf den Weg in Elias’ Büro. Als er es betrat, hörte er in der Dusche Wasser rauschen. Nicht nur das Plätschern drang an sein Ohr, sondern auch das gequälte Aufstöhnen des Freundes. Schmunzelnd ging er zur Bar, goss zwei Gläser Scotch ein und setzte sich. Ein paar Minuten später kam Elias aus dem Bad, ein Handtuch um die Hüften gewickelt. Dieser stutzte kurz, als er Ryan im Sessel sitzen sah, kam auf ihn zu und nahm den Scotch entgegen.
„Sag nichts! Ich müsste dir eine reinhauen, wenn du was sagst.“
„Ich werde mich hüten. Warum bist du nicht bei ihr?“
„Weil ich sie nicht finden kann. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt, und an das verdammte Handy geht sie nicht.“ Elias fuhr sich mit der Hand durch das nasse Haar und kippte den Scotch runter. „Verdammte Scheiße! Was hat Annette gesagt?“
„Dass sie auf Schmusen keine Lust hat.“
Mit einem verschämt wirkenden Grinsen setzte sich Elias in den Sessel ihm gegenüber. „Ich denke pausenlos an Lynette. Diese Frau ist ein Fluch. Das Beste wäre, ich würde sie nie wiedersehen.“
„Kannst du das?“, hakte Ryan nach, kannte die Antwort längst.
„Nein! Ich muss sie besitzen.“
In Elias’ Stimme war mehr als die Gier nach diesem unschuldigen Körper. Er wollte, dass sie ihm gehörte. Nein! Dass sie zu ihm gehörte. Ryan war ein ebenso guter Master wie Elias, und es fiel ihm nicht schwer, in dem Freund zu lesen. Dieser schien den wissenden Blick zu spüren, stand auf und goss sein Glas voll.
„Ich bekomme am Montag die Schlüssel für die Villa“, wechselte Elias das Thema.
„Hast du mal daran gedacht, ihr auf die Mailbox zu sprechen?“
„Was soll ich sagen? Hi, Elias hier, ich vermisse dich.“
„Wenn es so ist.“
„Verdammter Mist! Wie konnte das passieren, Ryan? Wie konnte ausgerechnet mir das passieren?“
„Weil sie dich herausfordert. Du hast noch nie so lange um eine Frau kämpfen müssen, nie so viel Zeit mit einer verbracht, ohne sie zu ficken. Wie gut kennst du Annette?“
Elias stutzte. Er kannte ihren Namen, wusste, dass sie gesund war und welche Vorlieben sie hatte. Von Lynette wusste er nach einer Woche mehr als von Annette nach drei Jahren, in denen er mit ihr spielte.
„Wie komme ich aus dieser beschissenen Situation raus?“, fragte er tonlos und starrte auf die goldene Flüssigkeit in seinem Glas.
Ryan stand auf und wandte sich zur Tür.
„Hey? Ich brauche deine Hilfe, mein Freund. Bekomme ich noch eine Antwort?“
„Da kommst du nicht raus. Du hättest sie ficken sollen, bevor du ihr dein Herz schenkst. Jetzt bist du erst wieder frei, sobald sie es dir vor die Füße wirft.“ Bitterkeit schwang in Ryans Worten, als er das Büro verließ.
Elias konnte sich hervorragend daran erinnern, wie Ryan gelitten hatte, als Julia vor drei Jahren nach Paris gegangen war und ihre Beziehung beendet hatte. Wochenlang hatte Ryan den Kummer im Alkohol ertränkt. Das würde er nicht zulassen. Es war besser, Lynette nicht wiederzusehen, bevor er nicht mehr von ihr loskam.
Geistesabwesend starrte Elias das Glas in seiner Hand an. Er stand vor der kleinen Bar in seinem Büro, ein Handtuch um die nackten Hüften geschlungen, und schüttete den vierten Scotch in sich hinein. Vor ein paar Minuten hatte er in der Dusche gewichst und an sie gedacht.
Er war so was von im Arsch.
„Und wie geht es jetzt mit euch weiter?“ Justine lutschte an ihrem Löffel mit Mousse au Chocolat und sah Lynette fragend an.
„Ich habe keine Ahnung.“
Lynette konnte kaum sprechen. Sie dachte an das „Geschäftsessen“ mit Elias und an den Schokoladenkuchen. Das war um ein Vielfaches sinnlicher gewesen als Justines Schmatzen.
„Vielleicht sollte ich ihn anrufen und mit ihm reden, aber ich habe Angst, dass er die Flucht ergreift. Ich könnte so viel mit ihm erleben, mich selbst neu entdecken. Wenn ich ihn mit dieser Gefühlsduselei verschrecke, versage ich mir das alles. Also
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