Lynettes Erwachen
gehen, und ich koche uns was Schönes. Ich sterbe vor Hunger.“
Wie zur Antwort knurrte Lynettes Magen. Augenblicklich glühten ihre Wangen, und sie sah verschämt zur Seite. Elias konnte sich kaum das Lachen verkneifen. Überschwänglich nahm er sie in die Arme.
„Du bist wunderbar, Lynette.“
In der Eingangshalle der Villa blieb sie stehen und sah zur Kuppel hinauf.
„Was denkst du gerade?“, fragte er, sie aufmerksam beobachtend.
„Nun hat dieses einzigartige Haus eine verruchte Erinnerung mehr.“
Sie lächelte, und ihm ging das Herz auf. Er hoffte inständig, dass das Haus seiner Vorfahren noch unzählige erotische Eskapaden erleben würde, vorzugsweise mit Lynette. Dieser Wunsch machte ihm Angst, doch er hatte es aufgegeben, sich dagegen zu wehren.
Auf dem Markt kauften sie Salat, Tomaten, Kräuter, essbare Blüten und Steaks. Lynette riss entsetzt die Augen auf, als er für das Fleisch über hundert Pfund bezahlte.
„Das ist verrückt! Dafür bekommt man eine halbe Kuh. Außerdem sah das Fleisch sehr fettig aus.“
„Es ist nicht fettig, das Fleisch ist marmoriert. Hast du je Kobe-Rind gegessen?“
Lynette schüttelte den Kopf.
„Du wirst sehen, es schmeckt fantastisch.“
„Das muss es bei dem Preis.“
Er grinste. Sie war einfach zu süß.
Das Apartment war schlicht, maskulin und elegant. Die offene Edelstahlküche dominierte den Wohnraum. Gegenüber befand sich ein großer Esstisch mit acht Stühlen. Am Fenster standen zwei Sofas aus schwarzem Leder, und überall lagen Bücher verteilt. Interessiert sah Lynette sich um. Dieses Apartment war anders als Elias’ Büro im Club.
„Gefällt es dir?“, fragte er und schlang von hinten die Arme um ihren Leib.
„Ich weiß noch nicht. Es ist nicht gemütlich. Du bist nicht oft zu Hause, nicht wahr?“
„Nein. Ich bin meistens im Club. Eigentlich komme ich nur zum Schlafen hierher.“
Verlegen ging sie in die Küche und widmete ihre Aufmerksamkeit dem Salat. Der Club verunsicherte sie nach wie vor.
„Was machst du so den ganzen Tag in diesem Club?“
„Buchführung, Bestellungen, Umbauten, alles, was anfällt.“
„Hast du Frauen dort?“
„Natürlich. Ohne Frauen funktioniert ein Club nicht.“
„Gott, Elias. Du weißt, was ich meine“, fauchte sie ihn an.
„Ich bin ein Mann und kann nicht zwischen den Zeilen lesen.“
„Oh doch, das kannst du besser als jeder andere Mann, den ich kenne. Erzähl mir von deinen Frauen, von den Spielen.“
„Nicht ohne Gegenleistung.“
Lynette knurrte, während sie das Dressing für den Salat mischte. „Was willst du wissen?“
„Alles! Ich möchte alles über dich erfahren.“
Sie legte den Schneebesen zur Seite und lächelte. „Du musst eine genaue Frage stellen. Ich kann nicht zwischen den Zeilen lesen.“
„Du lernst schnell“, entgegnete Elias süffisant grinsend, und Lynette wusste in diesem Moment, dass ihr die Frage nicht gefallen würde.
„Du sagtest vorhin im Haus, dass du dein ganzes Leben versucht hast, nicht so zu werden. Warum?“
Ihre Finger begannen zu zittern. Diese Frage war zu dicht, zu intim. Darüber konnte sie nicht sprechen. Als sie den Kopf hob, sah Elias sie sanft und mit einem aufmunternden Lächeln an. Lynette wusste nicht, woher diese Verbundenheit kam, doch sie wusste: Ihm konnte sie alles erzählen, ihre dunkelsten Geheimnisse und Ängste. Noch nie hatte sie einem Menschen so sehr vertraut wie ihm.
Trotz dieses Vertrauens klang ihre Stimme zögerlich, als sie zu erzählen begann: „Wegen meiner Mutter. Sex spielte in ihrem Leben die wichtigste Rolle. Damit hat sie meinen Vater aus dem Haus getrieben. Ich war vierzehn, als er mich verließ. Die Vorstellung, wie sie zu sein, jagt mir eine Heidenangst ein. In den letzten Wochen habe ich viel über sie nachgedacht. Dass sie mich im Stich gelassen hat, mich hasste, kann ich nicht verzeihen, aber ich beginne, sie zu verstehen. Was ich mit dir erlebe … Es ist so wahnsinnig toll, so belebend.“ Sie versuchte zu lächeln, rührte geschäftig das Dressing in der Schüssel und war nicht in der Lage, ihm in die Augen zu schauen. „Meistens fehlen mir die Worte für das, was du mit mir anstellst. Jetzt weiß ich, dass sie unglücklich und ihr ganzes Leben lang auf der Suche war, jedoch keine Erfüllung fand. Mein Vater war – ist – ein liebevoller, sanfter Mensch. Er konnte ihr nicht geben, was sie brauchte, die unzähligen anderen Männer ebenso wenig.“
Sie hob den Kopf und sah ihn direkt
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