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Lynettes Erwachen

Lynettes Erwachen

Titel: Lynettes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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Hoffnungslosigkeit. Warum sollte er keine Gnade finden? Es gab immer einen Weg für Vergebung.
    Mit leiser Stimme begann sie zu erzählen:
    Margerit huschte die engen Gänge der Burg entlang. Das dünne Leinen des Kleides klebte verräterisch an ihrem Leib. Die Angst ließ ihr den Schweiß in Strömen den Rücken hinablaufen. Entdeckte man sie, war ihr Leben verwirkt.
    Ängstlich spähte sie am Fuße der steinernen Treppe in den Gang. Es war alles still, und das würde hoffentlich so bleiben. Ihr Vater und die Männer feierten den Sieg über die Rebellen und gaben sich dem Gelage hin. Wenn sie ihn nur noch einmal sehen könnte!
    Auf nackten Füßen schlich sie durch den Gang bis ans Ende. Das schabende Geräusch des eisernen Riegels dröhnte ihr in den Ohren, als sie diesen zurückschob und in den Kellerraum huschte. Für einen Augenblick hielt sie inne und versuchte, ihr wild schlagendes Herz zu beruhigen. Dann drehte sie sich um und sah ihn. In seiner ganzen nackten Pracht stand er ihr gegenüber, die Glieder gespreizt an die Steinwand gekettet. Er hob nicht einmal den Kopf.
    Befangen trat sie auf ihn zu. Sie wollte ihn berühren, erneut das Feuer in den Augen wecken. Kein Mann hatte sie je so angesehen wie er, in dem kurzen Augenblick ihrer Begegnung.
    Lynette schluckte trocken. In ihr tobte die Erregung Margerits, das gleiche Sehnen. Elias’ Stimme zerschnitt die Stille, jetzt von hinter ihr, aus den Schatten kommend.
    Er spürte, dass er nicht mehr allein war. Kraftlos hob er den Kopf und konnte nicht glauben, was er sah. Sie stand vor ihm, wenige Meter entfernt, mit zitternden Händen. Das Kleid klebte feucht auf der Haut, zeichnete deutlich die Konturen des schmalen Körpers nach. Er hatte sie einmal in seinem Leben gesehen, und doch kannte er sie aus seinen Träumen und Fantasien. Seit Jahren versüßte sie ihm die einsamen, kalten Nächte.
    Drei Jahre war es her, dass er seinen Todfeind fast gestellt hätte. Mit dem Schwert in der Hand war er nur noch einen Raum von diesem entfernt gewesen. Das Blut der Gegner tropfte von der Klinge, und ein weiteres Opfer scherte ihn nicht. Wie ein Berserker hatte er die Tür zu den Privaträumen des Feindes eingetreten. Plötzlich hatte sie vor ihm gestanden, halb nackt, das Laken an sich gepresst, zitternd, mit weit aufgerissenen, panischen Augen. Kein Schrei stahl sich aus ihrer Kehle. Mit hocherhobenem Kopf hatte sie ihn trotzig angesehen und gesagt: „Mein Vater ist nicht hier.“
    Irgendetwas hatte ihn davon abgehalten, ihr die Kehle aufzuschlitzen. Waren es die abgrundtief dunklen Augen gewesen oder das Beben des Mundes? Sein Schwertarm war herabgesunken, und er hatte sie nur noch anstarren können – ihr langes rotbraunes Haar, die weiße Haut der Schultern, die nackten, zarten Füße. Alles in ihm schrie nach ihr, nach ihrem Leib, ihrer Zärtlichkeit, ihrer Hingabe.
    Doch er war in Gefahr. Brachte er die Aufgabe nicht zu Ende, gefährdete er sein Leben. Und indem er sie anstarrte und sie ihm auch noch standhielt, gefährdete er das ihre ebenso.
    „Wie ist dein Name?“
    „ Margerit “ , hatte sie geflüstert, und der unschuldige Blick war so gar nicht unschuldig über seinen Körper gewandert.
    „Wir sehen uns wieder, Margerit – eines Tages, und dann bist du mein.“
    Mit diesen Worten war er verschwunden. Jetzt stand sie vor ihm, einer Erscheinung gleich.
    „Jetzt bist du dran.“
    Dieses Spiel gefiel Lynette. Niemals hätte sie gedacht, eine so blühende Fantasie zu haben. Sie sah die zwei vor sich, roch die modrige Kälte des nassen Steins, und die eigene Erregung nahm eine Gier an, die den beiden in dieser anderen Welt in nichts nachstand.
    „Ich kenne deinen Namen nicht“, flüsterte sie leise und ging ein paar Schritte auf ihn zu.
    „Thomas“, antwortete Elias.
    Zaghaft berührte sie die nackte Brust, legte eine kleine, blasse Hand auf die feuchte Haut.
    „Ich habe lange auf dich gewartet, Thomas.“
    „Du wirst gut behütet, Margerit.“ Unter ihrer Berührung begann sein Herz, wie wild zu schlagen. Die Wärme der Hand drang tief in sein Inneres, brachte ihn leicht zum Zittern.
    „Nicht behütet, eingesperrt.“ Fest schmiegte sie sich an den Körper und langte an seinem rechten Arm hinauf.
    „Was tust du?“
    „Wonach sieht es denn aus? Glaubst du, ich lasse den einzigen Mann, den ich je begehrte, hier verrotten?“
    Das erste Handgelenk war frei, und er legte den Arm um ihre Taille. „Das darfst du nicht, Margerit. Er wird dich

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