Lynne Graham
lassen zu müssen.
Aristandros kam durch die Tür. „Ich wünsche, dass du das hier trägst.“
Sich seines musterndes Blickes übermäßig bewusst, hob sie den Deckel der flachen Schatulle, die er achtlos auf das Bett geworfen hatte. Ein wunderschönes Collier aus Saphiren und Diamanten mit den passenden Ohrringen funkelte ihr entgegen. „Du meine Güte … ich bin beeindruckt.“
„Das solltest du auch sein“, gab er zurück. „Es ist ein Familienerbstück.“
Ella verkrampfte sich. „Dann sollte ich es nicht tragen.“
„Die Steine vermodern seit Jahrzehnten im Safe. Da können sie genauso gut jemanden schmücken.“ Er sagte es so gelangweilt, dass Ella jeglichen weiteren Protest herunterschluckte.
Sie fühlte sich mehr denn je wie eine Anziehpuppe, als sie den Schmuck anlegte. „Ich möchte noch nach Callie sehen, bevor wir gehen“, teilte sie ihm mit und warf nur einen kurzen Blick in den Spiegel, sodass sie kaum bemerkte, wie großartig der Schmuck an ihr aussah.
„Du hast fünf Minuten.“
Beunruhigt stellte Ella fest, dass die Kleine noch immer nicht schlief und klagend weinte. Sie hob das Mädchen aus dem Bettchen und untersuchte sie. Callie hatte eindeutig Fieber, und ihre Lymphdrüsen am Hals waren angeschwollen.
„Was stimmt nicht mit ihr?“ Aristandros tauchte wenige Minuten später hinter Ella auf.
„Ich glaube, sie hat eine Mandelentzündung.“
Aristandros drehte sich zu seinem Assistenten um, der mit ihm gekommen war, und ordnete an, einen Arzt zu rufen. Ella biss sich auf die Lippe. Callie ging es schlecht, sie wollte die Kleine nicht allein lassen. Doch der Blick, den Aristandros ihr zuwarf, war eine eindeutige Warnung.. Dennoch schrieb sie ihre Handynummer für Kasma auf und bat das Kindermädchen, sie unter allen Umständen auf dem Laufenden zu halten. Sie strich Callie ein letztes Mal über die heißen Wangen, und das Schuldgefühl schnürte ihr die Kehle zu, als sie zusammen mit Aristandros das Zimmer verließ.
„Sie ist doch nicht ernsthaft krank, oder?“, fragte er sie.
„Nein, natürlich wird sie wieder gesund.“
„Dann erinnere dich daran, dass du Ärztin bist, und hör auf, überzureagieren. Wir gehen auf eine Party.“
„Ich würde lieber hier bleiben.“ Jetzt hatte er es auch geschafft, dass sie sich ihm gegenüber schuldig fühlte. Dass sie bei Callie bleiben wollte, hatte nichts damit zu tun, dass sie Ärztin war.
„Ein Arzt kommt zu ihr, sie ist in den besten Händen“, sagte er nüchtern. „Falls sich ihr Zustand verschlimmern sollte, wird man uns Bescheid geben.“
Ella beschlich das Gefühl, dass sie zu viel Aufhebens machte, und sie atmete tief durch. Als sie an dem großen Spiegel in der Halle vorbeikamen, erhaschte sie einen Blick auf ihr Spiegelbild und erkannte sich kaum selbst. Die Juwelen glitzerten an ihrem Hals, das Kleid schimmerte in der gedämpften Beleuchtung.
Aristandros fasste nach ihrer Hand. „Du siehst großartig aus, moli mou .“
6. KAPITEL
Thierry Ferrand, international renommierter Bankier und einer von Aristandros engsten Freunden, war Gastgeber der Party. Thierry und seine Frau Gabrielle lebten in der Avenue Montaigne in der Nähe der Champs-Élysées. Vor dem Gebäude wartete bereits eine neugierige Paparazzi-Menge mit Kameras, um die Ankunft der geladenen Gäste begierig mitzuverfolgen. Ella imitierte Aristandros, hielt den Kopf hoch, den Blick geradeaus und tat, als wären die Reporter unsichtbar.
Das Apartment der Ferrands war für den Anlass mit erlesener Extravaganz im marokkanischen Stil dekoriert worden. Farbenfrohe Tücher und Laternen hingen von der Decke, in die Springbrunnen in der Eingangshalle waren Rosenblätter gestreut worden. Mit großen Augen nahm Ella die Szenerie in sich auf. Aristandros zog sie an seine Seite und stellte sie den Gastgebern vor. Gabrielle, eine lebhafte Brünette mit einem ansteckenden Lächeln, war Ella auf Anhieb sympathisch.
„Sie sind also Ärztin, wie ich gehört habe“, bemerkte Thierry.
„Ja, aber ich praktiziere nicht mehr“, erwiderte Ella tonlos.
Gabrielle sah sie überrascht an. „Aber warum denn nicht?“
„Ella möchte ganz für Callie da sein, mein Mündel und ihre Nichte“, antwortete Aristandros an ihrer Stelle.
„Es ist nicht leicht, sich an den Müßiggang zu gewöhnen“, sagte Gabrielle. „Ich bin Fachanwältin für Wirtschaftsrecht. Nach dem Mutterschaftsurlaub konnte ich meine Arbeit gar nicht schnell genug wieder aufnehmen!“
„Sie
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