Lyon - A.M.O.R. 01
leidenschaftliches Feuer und Furcht um einen Geliebten, sie schienen seine Gefühle widerzuspiegeln. Er klammerte sich gedanklich an Adina, suchte und fand den Pfad zurück zu seiner Beherrschung. Er löste den Blickkontakt. „Möchtest du lieber Königin sein?“
„Ich stehle mich zumindest nicht feige davon.“
„Antwortest du auch mal?“ Sie erinnerte ihn an Adina, selbstsicher, stur, frech, sämtliches allein bewältigen wollen, aber sicher verletzlich und sensibel unter der harten Schale. Wie sehr er sie vermisste.
„Jeez! Weshalb sollte ich? Dir ist doch sowieso alles egal.“
Lyon zwang sich zur Ruhe. Sie kannte die Wahrheit genauso wenig wie alle anderen. Dennoch brodelte Zorn in ihm, mehr auf sich als auf sie.
„Also, warum bist du hier?“
„Weil ich Fehler begangen habe, weil ich wiedergutmachen möchte, weil jemand meine Hilfe braucht.“
„Geht doch.“ Ihre angespannte Haltung wich der einer geschmeidigen Raubkatze. Sie glitt wieder wie aufgepeitscht umher.
Er holte tief Luft. „Und was genau machen die hier?“
„Hm, schwer zu sagen. Ich verstehe nicht viel von all dem.“ Sie musterte ihn argwöhnisch. „Yaden war hinter was Großem her, dann wurde er entführt. Für alle Magycen ist es nur eine Blutbank, doch Yaden wusste, dass mehr dahintersteckt.“ Sie schluckte schwer. „Sie jagen und fangen uns und kerkern uns ein, um an unser Blut zu kommen.“
Er nickte. „Danke.“ Das wusste er längst.
„Wann hat dir jemand deine Narben verpasst?“
Lyon grollte. Das war nicht sein Lieblingsthema. Sie gab sich jedoch hartnäckig. „1545.“
„Da ist der Krieg eskaliert, stimmt’s?“
Er senkte den Kopf, nickte. „Du bist jung, woher weißt du das alles?“
Sie grinste und fuhr sich durchs kurze Haar. „Ich verschlief mein Leben eben nicht. Außerdem habe ich einen guten Lehrer.“
„Du sprichst von Yaden?“
„Richtig.“
„Er ist kein Amorph, sondern ein Magyc“, riet Lyon und sah ihr an, wie richtig er mit seiner Vermutung lag. Ihre starke Aura und der Name hatten ihn auf die Idee gebracht. Sie sah ihn aus ihren schwarzen Augen an. Für Lyon fügte sich an diesem Tage vieles zusammen. 1545 war eine Falle gewesen, das bestätigte sich ein weiteres Mal. Hatten sie bei der geplanten Zusammenkunft, bei der sie Ellenja umbrachten, auch ihn töten wollen, weil sie es an seinem Geburtstag nicht geschafft hatten, die gesamte Familie Salassar zu eliminieren? Sie hatten gewusst, dass er in die Festung von Gaudor Tomac eindringen wollte. Hatten sie auch gewusst, dass er nur eine Lösung für den Frieden suchte? Sie wollten den Amorphen ihren König entreißen, sie verunsichern und vernichten. So sehr Lyons Eingeweide sich bei dem Gedanken zusammenzogen, der Plan war so bösartig wie genial.
„Ich will eine Freundin retten. Suchen wir gemeinsam weiter?“
Sie ging rückwärts, lächelte schwach. „Nein. Ich denke, Yaden ist nicht dort, wo die anderen sind.“
„Du weißt, wo sie sind? Hast du Adina gesehen? Blond, menschlich.“
Die Miene der Amorphin gefror zu Eis, als sie ihm erklärte, wie sie und die übrigen Gefangenen gehalten wurden. Sie versuchte, ihm zu erklären, wie er sie finden konnte, scheiterte aber kläglich, weil dieses jahrhundertelang aufgerüstete und ausgebaute Labor wahrhaftig einem Labyrinth glich. Dann huschte sie als Nebel davon. Viel Glück.
„Dir auch“, murmelte er und folgte der vagen Wegbeschreibung.
Zymons Handy vibrierte und riss ihn aus seinem Erschöpfungsschlaf. Er stutzte, als er bemerkte, in einem dichten Gebüsch zu liegen. Lyon hatte ihm wiederholt Amorphenblut eingeflößt, es lag ihm noch auf der Zunge. Er kramte nach dem Mobiltelefon. Eigentlich hatte er mit einer Verfolgungsjagd oder einem Hinterhalt gerechnet, aber man rief ihn an …
„Ja?“
„Zymon-Ki.“ Die Stimme seines Kontaktmannes. „Mitteilung an alle Jäger mit höherem Status. Fünf Millionen Dollar plus den Titel eines Abgeordneten mit politischer Immunität plus lebenslange Versorgung mit besonderem Blutplasma für die Ergreifung und lebendige Ablieferung von König Lyon Salassar IV. Diese Nachricht geht auch an andere.“
Drecksack! Er glaubte kein Wort von dem Geschwafel. Sie wollten ihn noch einmal benutzen, um ihn dann zu beseitigen. Andererseits … wenn er dieses Mal die Spielregeln festlegte … „Öffentliche Immunität, sagtest du?“
„Ja. Verstanden?“
„Verstanden.“ Zymon betätigte die Austaste, legte den Kopf in den
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