Lyon - A.M.O.R. 01
bleiben.
Er stieg vor der schroffen Felsküste auf, seine Sinne fahndeten automatisch nach den Merkmalen der Magycen. Sie hatten ihn nicht getrogen. Einer folgte Adina, keinen halben Kilometer von ihr entfernt, die nach der Bewegung s struktur zu urteilen auf einem Waldweg fuhr. Lyon zögerte nicht. Als Maue r segler sauste er über die Kronen der Kiefern hinweg, hetzte der Spur nach, die Adina hinterlassen hatte. Ob Amorph oder Mensch, er könnte sie niemals i h rem grausamen Schicksal überlassen, zu viele waren schon wegen ihm gesto r ben. Und wenn der Magyc erst bemerkte, dass er nicht nur eine gewöhnliche Frau, sondern einen eventuellen Feind in den Fingern hatte …
Wut über seine einzig vorhandene Möglichkeit verdrängte seine Besorgnis. Es war unmöglich, sie von hier fortzuschaffen, ohne dass der Kerl, womöglich noch ein findiger Kopfgeldjäger, es mitbekam. Vor allem nicht in seinem Z u stand. Er fluchte und ein Krächzen drang dem Vogel aus dem Schnabel.
Der Magyc hatte eindeutig Adinas Witterung aufgenommen, verfolgte sie. Lyon registrierte Amphetamin. Verflucht, der aufgeputschte Bursche würde sie so oder so umbringen, gleich, nachdem er sich an ihr vergangen hatte.
Keine hundert Meter trennten sie. Lyon stürzte hinab, verwandelte sich in seine wahre Gestalt, fiel, riss Adina von dem fahrenden Motorrad und rollte sich mit ihr ab. Federnd kam er mit ihr auf die Füße, während die Maschine gegen einen Baumstamm schlitterte.
Bevor sie schrie, umhüllte er sie mit seiner schützenden Aura und legte ihr sanft die Hand auf den Mund. Er wollte seiner Hülle die Form einer Kiefer geben, um mit dem Tannenwald zu verschmelzen und durch die Tarnung e i nen Kampf zu umgehen, doch ihr Ellbogen und ein Rückwärtstritt entrissen sie seiner Umklammerung und er taumelte überrascht zurück. Adina rannte los, dem Killer direkt in die Arme.
Ihre Angst holte Adina binnen Sekunden aus ihrer Starre. Der Körper hinter ihr schien mindestens so groß wie der von Lyon, der wie eine Dampflok schnaufend auf sie und diesen Anabolikatyp starrte. Das war eindeutig noch Angst einflößender als vor zwei Tagen, als sich Lyon auf sie gestürzt hatte.
„Lass los!“ Ihr Zappeln war sinnlos, aber es deshalb sein zu lassen, kam nicht infrage. Sie versuchte, ihre neuen Energien zu nutzen und trat rücklings aus. Ein unsäglicher Stich schoss ihr durch den Fuß.
Der Kerl hinter ihr zischte: „Der König! Das muss ich …“
Plötzlich sauste etwas über sie hinweg. Die muskelbepackten Arme ve r schwanden mit einem Ruck von ihrem Oberkörper und sie sank auf dem Waldboden zusammen, krümmte sich vor Schmerz im Knöchel. Doch die e r schreckenden Laute ließen sie augenblicklich den Kopf heben.
Lyon hatte den Fremden angegriffen, sie kämpften. Zumindest glaubte sie das. Lichtblitze blendeten, Knurren, Fauchen und Grollen erfüllte die Luft. Laute drangen wie durch einen dämpfenden Filter. Die Szenerie verwischte vor ihren Augen, sie konnte nur Schemen erkennen, so rasch schienen die be i den sich zu bewegen.
Adina zwang sich, die Nerven zu behalten, bewegte den schmerzenden Fuß. Nicht gebrochen. Sie stand auf und humpelte rückwärts. Sie konnte Lyon nicht helfen. Es wirkte zwar, als hätte der andere die Oberhand … aber sie wusste nicht einmal, was genau ihre Augen zu sehen glaubten. Als würden sich die Körper der beiden ständig verändern. Ihr drehte sich der Schädel, aber sich einzureden, sie würde träumen, wäre reichlich naiv. Sie sah, was passierte, auch wenn sie es nicht verstand, aber viel wichtiger, sie fühlte die Veränderungen am eigenen Leib. Das Übernatürliche war real.
Plötzlich schoss ein greller Strahl auf sie zu. Adina schrie, wollte sich bücken, doch der Lichtblitz traf sie – und zerschellte unmittelbar vor ihrer Brust. Er zerbarst in feinste, goldene Funken, die sich über eine unsichtbare Hülle ve r teilten und diese in Brand steckten.
Lyon brüllte. Sein Schrei gellte voller Leid. Adina zerriss es beinahe das Herz. Das konnte alles nicht wahr sein. Was geschah hier? Die sich nahtlos i h ren Bewegungen anpassende Hülle musste zu Lyon gehören. Er beschützte sie. Sie trug seinen Schutzpanzer oder was auch immer es war. Oh Gott, was tun? Der Ballon um sie herum brannte lichterloh. Wundersamerweise spürte sie weder Hitze noch Schmerz, Lyons Höllenqual schwappte jedoch in Form von Lauten und Gefühlen in ihre Seele. Adina ignorierte ihr anschwellendes Fußgelenk und
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