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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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nicht glauben, daß sie ihre Zeit damit vergeuden würden, entsprungene Sklaven wieder einzufangen.«
    »Da könntest du recht haben. Was sollte sie das kümmern? Auf jeden entlaufenen Sklaven kommen hundert, die eingefangen werden – nicht von Magiern, sondern von Hunden.«
    »Haben die Ausreißer nie versucht, sich ein Pferd zu stehlen?«
    »Versucht worden ist es schon, aber selten mit Erfolg. Ska-Pferde gehorchen den Befehlen von Ska. Versucht aber ein einfacher Daut oder Ulf sie zu reiten, bewegen sie sich nicht von der Stelle oder laufen im Kreis herum oder bocken und werfen den Reiter ab. Denkst du, du könntest auf einem Ska-Pferd flüchten? Ist es das, was dir im Kopf herumgeht?«
    »Mir geht gar nichts im Kopf herum«, sagte Aillas ziemlich kurz angebunden.
    Cyprian lächelte sein melancholisches Lächeln. »Auch ich war von diesem Gedanken besessen – anfangs. Doch dann gingen die Jahre vorbei, und die Sehnsucht wurde schwächer, und nun weiß ich, daß ich nie etwas anderes sein werde als das, was ich bin, bis meine dreißig Jahre vorüber sind.«
    »Und Imboden? Ist er nicht schon länger als dreißig Jahre Sklave?«
    »Vor zehn Jahren war seine Dienstzeit vorüber. Uns gegenüber tritt er als freier Mann und Ska auf, die Ska jedoch betrachten ihn lediglich als einen besseren Skaling. Er ist einsam und verbittert. Seine Probleme haben ihn zu einem verschrobenen Sonderling gemacht.«
    Eines Abends, als Aillas und Yane bei Brot und Suppe saßen, brachte Aillas das Thema auf Cyprian und das Gespräch über Flucht, das er mit ihm geführt hatte. »Jedesmal, wenn ich mit ihm spreche, kommt unweigerlich dieses Thema auf.«
    Yane stieß ein Grunzen säuerlicher Belustigung aus. »Diese Gewohnheit von ihm ist auch schon anderen aufgefallen.«
    »Vielleicht ist es bei ihm auch nur eine wehmütigeTagträumerei oder etwas Ähnliches.«
    »Schon möglich. Trotzdem, wenn ich den Plan hätte, von Burg Sank zu fliehen, würde ich es nicht gerade Cyprian vorher ankündigen.«
    »Das zu tun schiene mir in der Tat ein Akt übertriebener Höflichkeit. Besonders, da ich nun weiß, wie man von Burg Sank entkommen kann, trotz Pferden, Hunden und Cyprian.« Yane schaute ihn forschend von der Seite an. »Ein wertvolles Wissen. Hast du die Absicht, es zu teilen?«
    »Zu gegebener Zeit. Welche Flüsse gibt es hier in der Nähe?«
    »Nur einen nennenswerten: den Malkish-Fluß, etwa drei Meilen südlich von hier. Jeder, der flieht, versucht sich zu diesem Fluß durchzuschlagen. Aber spätestens dort sitzen sie in der Falle. Wenn sie versuchen, schwimmend zum Meer zu gelangen, ertrinken sie in den Wasserfällen. Waten sie stromaufwärts, werden die Ufer von Hunden abgesucht, die rasch ihre Fährte wittern. Der Fluß ist ein schlechter Verbündeter; die Ska kennen ihn besser als wir.«
    Aillas nickte und sagte nichts mehr. Fortan sprach er in seinen Unterhaltungen mit Cyprian nur noch in rein theoretischem Zusammenhang über das Thema Flucht, und Cyprian verlor bald das Interesse an dem Thema.
     
    Bis zum Alter von elf oder zwölf Jahren sahen Ska-Mädchen wie Jungen aus und verhielten sich wie solche. Danach veränderten sie sich, unvermeidlich und gründlich. Junge Männer und Mädchen verkehrten frei untereinander, kontrolliert von der Förmlichkeit, die alles Verhalten der Ska mindestens so wirksam regelte wie wachsame Chaperonage.
    An sonnigen Nachmittagen versammelte sich die Jugend von Burg Sank auf der Gartenterrasse auf der Südseite der Burg, um dort, je nach Stimmung, Schach oder Backgammon zu spielen, Granatäpfel zu essen, miteinander zu scherzen und Schabernack zu treiben auf jene behutsame, zurückhaltende Art, die andere Rassen als langweilig empfanden, oder zuzuschauen, wie einer von ihnen jene störrische Maschine, Hurlo-Trumbo genannt, herausforderte. Diese Vorrichtung, ersonnen für die Ausbildung von Schwertkämpfern, um sie Geschick und Treffsicherheit zu lehren, versetzte dem ungeschickten Angreifer einen mächtigen Stoß, wenn er mit der Schwertspitze ein kleines, pendelndes Ziel verfehlte.
    Lord Alvicx, der sehr stolz auf seine Fechtkünste war, betrachtete sich als Experten in der Überlistung des Hurlo-Trumbo und war stets bereit, sein Können zu demonstrieren, besonders wenn Lady Tatzel ihre Freundinnen mit hinaus auf die Terrasse brachte.
    Um seiner Kunstfertigkeit die rechte Dramatik zu verleihen, hatte er einen tollkühn anmutenden, schwungvoll-theatralischen Angriffsstil kultiviert, den er

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