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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Eilboten.«
    »Sehr wohl, Majestät. So soll es geschehen, und Eure Rüge soll Sir Lavrilan zur Besinnung bringen.«
    »Es ist mehr als eine bloße Rüge, Malrador! Es ist ein Befehl! Ich will Keltenschädel von den Spitzen unserer Piken grinsen sehen! Ich will, daß diese Hanswurste vor der Macht Dahauts davonspringen und davonhoppeln wie aufgescheuchte Kaninchen!«
    Malrador sagte würdevoll: »Sir Arthemus und Sir Gligory befehligen Elitebrigaden; warum ihr Feuer zurückhalten? Beide brennen geradezu darauf, sich in die Schlacht zu stürzen!«
    Arthemus und Gligory klatschten in gespielter Begeisterung in die Hände. »Brav gesprochen, Malrador! Geh nun und mach Sir Lavrilan Feuer unter dem Hintern; wir haben wichtige Dinge mit seiner Majestät zu besprechen!«
    Sobald Malrador den Raum verlassen hatte, erklärten Arthemus und Gligory mit beschwichtigendem Wortgeklingel des jüngste Debakel in Wysrod weg und lenkten das Gespräch geschickt in weniger heikle Bahnen, und die drei vertieften sich in Pläne für die Unterhaltung und Bewirtung von König Adolphe von Aquitanien, dessen Besuch erwartet wurde. So standen also die Dinge in Dahaut.
    In einem anderen Teil der Älteren Inseln sprang Torqual in einem Akt schierer Willenskraft dem Tod von der Schippe. In ihrer Villa am Strande bei Ys hing unterdessen Melancthe unergründlichen Gedanken nach. In Swer Smod beziehungsweise Trilda saßen Murgen und Shimrod und waren in ihre jeweiligen Forschungen vertieft. Tamurello freilich weilte nicht in Faroli; dem Magier Raught Raven zufolge hatte Tamurello sich auf den Gipfel eines hohen Berges inÄthiopien verfügt, um dortselbst eine Weile zu meditieren.
    Und die grüne Perle? Zwei junge Kobolde stießen zufällig auf Mantings blankes weißes Gerippe und spielten fröhlich mit den Knochen: sie stießen den Schädel mit den Füßen hin und her, stülpten sich das Becken wie einen Helm auf den Kopf und bewarfen mit den Rückenwirbeln eine Gruppe von Dryaden, die hurtig auf die Bäume kletterten und die Kobolde mit süßen, hohen Stimmen verspotteten.
    Die grüne Perle verschwand immer tiefer unter dem Waldhumus. So vergingen Sommer, Herbst und Winter. Mit dem Erwachen des Frühlings begannen Samenkörner im Erdreich über der vergrabenen Perle zu keimen. Junge Pflanzen sandten ihre Triebe ans Tageslicht, wo sie mit ungewöhnlicher Kraft emporwuchsen und eine verschwenderische Fülle saftigen Blattwerks entfalteten; daraus erwuchsen wunderschöne Blumen, jede anders als die anderen und anders als jede andere Blume, die je eines Menschen Auge gesehen hat.
     

II
    Xounges war seit dem Anbeginn der Geschichte ein befestigter Platz. Die Stadt lag auf einem riesigen Steinbuckel von gut zweihundert Fuß Höhe, der oben abgeflacht war und an drei Seiten steil zum Meer hin abfiel. Auf der vierten Seite verband ein schmaler Granitsattel von mehr als hundert Schritten Länge die Stadt mit dem Festland.
    Das alte Ulfland war ein mächtiges Königreich gewesen; es hatte sowohl Nord- und Süd-Ulfland (mit Ausnahme von Ys und dem Evandertal) als auch Godelia und die jetzigen Grenzmarken von Dahaut umfaßt. Zu jener Zeit hatte König Fidwig in voller Ausübung seiner größenwahnsinnigen Machtfülle die totale Befestigung von Xounges verfügt. Zehntausend Arbeiter schufen unter unsäglichen Mühen in zwanzigjähriger Bauzeit ein System von Befestigungsanlagen, das, auf vierzig Fuß dicken und hundertzwanzig Fuß hohen Mauern basierend, den Damm zum einen an seiner engsten Stelle und zum andern an der Stelle, wo der Damm in die Stadt mündete, hermetisch abriegelte, um sich sodann hakenförmig bis tief in die Skyre hinein fortzusetzen, so den Hafen gegen einen Angriff durch die Ska abschottend.
    Fast so, als wäre es ihm erst nachträglich eingefallen, hatte König Fidwig den Bau eines Palastes befohlen, und Jehaundel, dessen Bau fast ebensoviel Mühe und Zeit in Anspruch genommen hatte wie die Befestigungsanlagen von Xounges, stand diesen an Wucht und Größe in nichts nach.
    Wenngleich Xounges viel von seiner einstigen Pracht verloren hatte, war es immer noch so sicher vor einem Angriff geschützt wie eh und je. Die Adligen bewohnten nach wie vor ihre alten, hohen Steinhäuser und bildeten den Kern des kleinen Heeres, das die Stadt gegen die Ska verteidigte.
    Jehaundel, jetzt Palast von König Gax, beherrschte mit seiner wuchtigen Fassade den Marktplatz, bot daher, wie auch die weniger erhabenen Paläste des niedrigeren Adels, nur noch

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