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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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die nötigen Berechnungen durchführen.«
    Glyneth ignorierte den Wunsch. Sie wandte den Blick zur Seite und betrachtete mit abschätzendem Blick die vorbeiziehende Landschaft. »Bei dieser Geschwindigkeit legen wir gewiß vier oder fünf Meilen in jeder Stunde zurück. Wird der Wole irgendwann müde werden?«
    »Er will ebenso lange ruhen und grasen, wie er rennt.«
    »Dann wird er uns in fünfzig Stunden hundert Meilen weit tragen. Das ist meine Berechnung.«
    »Die Berechnung ist gut und ausgewogen, aber sie berücksichtigt weder mögliche Gefahren noch Verzögerungen.«
    Glyneth schaute hinauf zu den kreisenden Sonnen. »Ich bin so müde, daß ich glatt im Stehen einschlafen könnte.«
    »Auch ich bin müde«, sagte Vishbume. »Laß uns anhalten, damit wir rasten und uns erfrischen können. Wiewohl ich sehr müde bin, will ich die erste Wache übernehmen, auf daß du und deine Bestie schlafen könnt.«
    »Bestie? Kul?«
    »Ganz recht.«
    Glyneth ging nach vorne zu Kul. »Bist du müde?«
    Kul überlegte. »Ja, ich bin müde.«
    »Ob wir anhalten sollten, um zu schlafen?«
    Kul ließ den Blick über die Landschaft schweifen. »Ich sehe keine drohende Gefahr.«
    »Vishbume hat sich freundlich bereiterklärt, die erste Wache zu übernehmen, auf daß du und ich getrost schlafen können.«
    »Ah! Vishbume legt einen seltenen Großmut an den Tag.«
    »Er weiß auch einige scheußliche Tricks.«
    »So ist es. Es könnte ein tiefer und fester – und langer – Schlaf für uns werden. Aber im Geschirrkasten habe ich ein feines Seil entdeckt, und vielleicht kann uns Vishbume doch noch dienlich sein.«
    An einer Stelle, an der zwei Bäume fünfzig Fuß voneinander entfernt standen, brachte Kul den Wole zum Stehen und warf den Anker.
    Neugierig fragte Vishbume: »Was ist? Rasten wir jetzt? Soll ich die erste Wache übernehmen? Wenn ja, nehmt mir dieses Halsband ab, damit ich ungehindert nach links und rechts blicken kann.«
    »Alles zu seiner Zeit«, antwortete Kul. Aus dem Geschirrkasten hinter der Pergola holte er eine Rolle Tauwerk hervor. Er band das eine Ende an einem der beiden Bäume fest, dann winkte er Vishbume zu sich. »Stell dich genau hier hin, in die Mitte zwischen die beiden Bäume.«
    Widerwillig tat Vishbume, wie geheißen. Kul löste das Halsband, schlang das Seil um Vishbumes Hals, ging zu dem anderen Baum, zog das Seil stramm und knüpfte es um den Baum, so daß Vishbume zwischen den beiden Bäumen festgebunden war, außerstande, sich so weit in die eine oder die andere Richtung zu bewegen, daß er sich hätte befreien können, obwohl seine Arme und Beine frei waren.
    Glyneth betrachtete Kuls Werk mit beifälligem Blick. »Nun mußt du ihn gut durchsuchen! Er hat Taschen in den Ärmeln und Hosenbeinen, und vielleicht sogar in den Schuhen.«
    Vishbume schrie wütend. »Wird mir denn gar keine private Sphäre zugestanden? Diese Art von Durchsuchung steht in krassem Widerspruch zu allen bekannten Geboten der Höflichkeit.«
    Kul durchsuchte sorgfältig Vishbumes Kleider, und es zeigte sich, daß Glyneth in ihrer Schamhaftigkeit einige geheime Taschen übersehen hatte. Kul förderte eine kurze Röhre von unbekanntem Verwendungszweck zutage, ferner eine braune Holzdose, welche ein Miniaturhaus enthielt, und in den Säumen von Vishbumes Beinkleidern entdeckte er zwei Stücke steifen, aber elastischen Stahldrahts. An der Innenseite von Vishbumes Gürtel fand er einen Dolch. Die Stiefel, die seidene Halsbinde und die weiten Hosen-falten an Vishbumes Fußknöcheln schienen bar von Konterbande.
    Glyneth musterte prüfend das Miniaturhaus. »Dies ist offenbar ein magisches Haus. Wie macht man es groß?«
    »Das ist ein höchst wertvoller Gegenstand«, sagte Vishbume. »Ich gestatte nicht, daß ihr ihn benützt.«
    Kul sagte: »Vishbume, bis jetzt ist deine Haut noch weitestens heil. Du hast gut gegessen, und du bist auf dem Wole gefahren. Wenn du nicht willst, daß sich die Bedingungen deiner Weiterreise erheblich verschlechtern, dann beantworte jede Frage direkt und wahrheitsgemäß; sonst wird große Traurigkeit über dich kommen.«
    Vishbume plärrte wütend: »Stellt das Miniaturhaus auf die Erde und ruft: ›Haus, werde groß!‹ Und wenn ihr wünscht, daß es wieder zusammenschrumpft, dann ruft: ›Haus, werde klein!‹«
    Glyneth setzte das Miniaturhaus auf den Boden und schrie: »Haus, werde groß!« Sofort stand ein kleiner, einladend ausschauender Kotten vor ihr. Sogar eine Rauchfahne stieg schon aus dem

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