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Lyonesse 2 - Die grüne Perle

Titel: Lyonesse 2 - Die grüne Perle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Mann, standen einem Häufchen Elend gleich mit gesenkten Häuptern da und warteten, daß man sie zum Galgen führe. Aillas trat heran und musterte sie. Er sprach: »Dem Gesetze nach seid ihr Rebellen, wie eure Anführer. Wahrscheinlich hättet ihr es verdient, wie sie gehenkt zu werden. Doch fände ich den Verlust solch kräftiger Männer, die die Sache ihres Landes besser unterstützen sollten, statt seinen Niedergang zu betreiben, höchst bedauerlich.
    Ich stelle daher jeden einzelnen vor die Wahl. Entweder werdet ihr auf der Stelle gehenkt, oder ihr tretet der Armee des Königs bei, um ihm fortan treu zu dienen. Entscheidet euch! Jene, die gehenkt zu werden wünschen, mögen hinübertreten zum Galgen.«
    Hier und da waren gedämpftes Gemurmel und unschlüssiges Scharren zu hören, begleitet von ängstlichen, skeptischen Blicken zum Galgen, aber niemand rührte sich.
    »Was? Keiner wählt den Galgen? Dann sollen jene, die sich zur königlichen Armee melden wollen, sich zu den Wagen dort drüben begeben und unter den Befehl des Sergeanten stellen.«
    Lammfromm trollten sich die ehemaligen Verteidiger von Burg Dreikiefern zu den Wagen.
    Die Frauen und Kinder des Haushalts standen einsam und betrübt bei den Mauern der immer noch rauchenden Burg. Aillas wies Sie Pirmence an: »Geht nun und tröstet die Frauen; empfehlt ihnen, Unterkunft bei ihrer Sippe zu suchen; wenn nötig, gewährt ihnen Beistand. Euer Feingefühl und Euer Empfindungsvermögen dürften da von unschätzbarem Wert sein. Sir Tristano, Ihr tragt Sorge dafür, daß keine Überlebenden im Innern der Burg bleiben, gleich ob Gebrechliche oder Personen, die wir vielleicht näher kennenzulernen wünschen, wie Sir Shalles von Dahaut. Sir Maloof, wo seid ihr? Hier habt Ihr ein Betätigungsfeld für Eure raren Talente! Sprecht mit Personen des Haushalts und macht Sir Hunes Schatzkammer ausfindig, zusammen mit allen anderen kostbaren Edelsteinen, Münzen und Gegenständen aus Gold und Silber. Stellt ein Inventar auf und dann konfisziert alles zum Nutzen der königlichen Staatskasse. Das dürfte diesen traurigen Tag zumindest ein Quentchen erfreulicher machen.«
    Sir Maloof entdeckte nur wenig Kostbares: ein paar Serviertabletts, Pokale und Teller aus Silber; hundert Goldmünzen sowie einige Schmucksachen aus Granat, Turmalin und Jaspis. Sir Pirmence tröstete die hinterbliebenen Frauen und verwaisten Kinder mit großem Einfühlungsvermögen und sandte sie zu den Häusern ihrer Verwandten. Sir Tristano kehrte mit einer schaurigen Nachricht zurück. »Ich finde weder Gebrechliche noch Personen, die sich versteckt haben. Es sind keine Überlebenden mehr im Haus, bis auf die, die im Kerker schmachten. Ich zählte acht Häftlinge und drei Folterknechte; dann hielt ich den Gestank nicht mehr aus.«
    Aillas' Herz wurde kalt. »Folterknechte also? Das hätte ich mir denken können. Tristano, du mußt noch mehr tun. Nimm ein paar Männer mit starken Mägen und geh noch einmal hinunter in die Verliese. Befrei die Gefangenen und leg die Folterknechte in Ketten. Sodann mach Gebrauch von unseren neuen Soldaten.« Aillas deutete auf Sir Hunes ehemalige Henker. »Heiße sie, alle Geräte und Instrumente, die sich in den Verliesen befinden, ans Tageslicht schaffen. Wir werden dafür Sorge tragen, daß niemand sie mehr benützt.«
    Die acht Gefangenen wurden ans Tageslicht geführt; manche humpelten, andere hüpften auf einem Bein, wieder andere vermochten sich nur seitwärts voranzubewegen. Ein paar bewegten die Beine mit größter Vorsicht und stöhnten und wimmerten bei jedem Schritt: die Folge von allzu häufiger Bekanntschaft mit der Streckbank. Zwei konnten überhaupt nicht mehr aus eigener Kraft gehen; sie wurden auf Pritschen herausgetragen. Alle acht waren in beklagenswerter Verfassung. Ihre Kleider waren zerlumpt; sie stanken zum Steinerweichen nach Dreck und Schweiß und Exkrementen, und das völlig verfilzte Haupthaar klebte ihnen am Schädel. Die sechs, die gehen konnten, standen eng zusammengekauert und warfen halb ängstliche, halb apathische Blicke auf ihre Befreier.
    Die drei Folterknechte standen abseits, mürrisch, unsicher, ihre Angst hinter einer Miene geringschätziger Gleichgültigkeit verbergend. Einer war ein feister, dickwampiger Klotz, kinnlos und mit kurzem breiten Specknacken. Der zweite war ältlich, mit hochgezogenen Schultern, einer hohen Stirn und einem langen Kinn. Der dritte, er schien kaum älter als Aillas zu sein, lächelte mit gekünstelt

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