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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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entschieden verbitten.«
    »Keine Sorge! Wir werden – mit soviel gutem Einvernehmen, wie zwischen einem Daker und einem Hunnen nur möglich ist – die Feinheiten des Zweikampfs, wie wir ihn in der Steppe kennen, demonstrieren.«
    »Wie du möchtest.« Izmael schlurfte mit schleppendem Schritt zu der vereinbarten Stelle.
    Cory wandte sich zu Travec um. Er fragte in scharfem Ton: »Was für ein Unfug ist dies nun wieder? Du trägst weder Knüttel noch Keule; weder an deinem Gürtel noch in deinem Stiefel ist eine Klinge!«
    Travec ging nicht auf Corys Einwand ein. Er instruierte Izmael: »Du lauerst im Hinterhalt. Halte dein Messer bereit und stoße zu, wenn ich vorübergehe.«
    »Wie du wünschst.«
    Travec ging an Izmael, dem Hunnen, vorbei. Was dann geschah, ging so schnell, daß es mit den Augen kaum zu verfolgen war: Travecs Arm schnellte heraus; ein Messer erschien auf wundersame Weise in seiner Hand; der Knauf ward gegen Izmaels Nacken gepreßt; die Klinge blitzte im Lampenlicht auf. Izmaels Arm wurde zur Seite geschlagen; sein Messer fiel mit einem Klirren auf den Steinboden. Gleichzeitig hob er das Bein. Eine furchterregende doppelzinkige Klinge ragte aus der Spitze seines weichen Filzschuhs hervor. Er trat nach Travecs Gemächte; Travec packte mit der andern Hand Izmael blitzschnell beim Fußgelenk, und Izmael sah sich gezwungen, wollte er nicht hintüber zu Boden stürzen, rückwärts zum Kamin hin zu hüpfen; hätte Travec seinen Fuß emporgerissen, er wäre rücklings in das lodernde Feuer gefallen.
    Travec jedoch ließ Izmaels Fuß fahren und setzte sich wieder an seinen Platz am Tisch. Izmael hob teilnahmslos sein Messer vom Boden auf und kehrte ebenfalls an seinen Platz zurück. »So gehen die Dinge in der Steppe«, sagte Izmael ohne Groll.
    Este, der Süße, sagte in sanftem Ton: »Das ist fürwahr meisterhafte Messerarbeit, und selbst Galgus, der sich für den Besten hält, wird dies einräumen. Hab ich recht, Galgus?«
    Alle Augen richteten sich auf Galgus, der brütend dasaß, das bleiche Gesicht zu einer mürrischen Maske verkniffen. »Es ist leicht, einen Gegner zu düpieren, wenn man ein Messer im Ärmel hat«, sagte Galgus. »Was jedoch das Werfen eines Messers anbetrifft, das ist eine hohe Kunst, in der ich mich auszeichne.«
    Este fragte: »Nun, Travec, wie steht's damit? Kannst du das Messer auch werfen?«
    »Nach dakischen Maßstäben gelte ich als passabler Messerwerfer. Welcher von uns beiden ist der bessere Mann? Dies läßt sich nicht ermitteln, ohne daß einem von uns beiden oder gar beiden das Messer in der Gurgel zittert; lassen wir es also auf den Vergleich nicht ankommen.«
    »Ah, aber es gibt einen Weg herauszufinden, wer der Bessere ist«, sagte Galgus. »Es handelt sich um ein Verfahren, das ich schon oft bei Wettstreiten zwischen Meistern gesehen habe. Wirt, bring uns ein Stück dünner Schnur!«
    Der Wirt verschwand unter mürrischem Grunzen und kam mit einem Knäuel Bindfaden zurück. »Ihr müßt mir jetzt einen Silbertaler bezahlen, der mich auch für meinen Topf entschädigt.«
    Cory warf ihm verächtlich eine Münze hin. »Nimm dies, und hör mit dem Gejammer auf! Geiz steht einem Wirt schlecht zu Gesicht; Wirtsleute sollten stets großzügig, bescheiden und freigebig sein.«
    »Solche Wirte gibt es nicht«, brummte der Wirt. »Alle, die auf diese Beschreibung passen, ziehen jetzt als bettelarme Tröpfe herum.«
    Galgus hatte inzwischen die Schnur quer über einen sechs Fuß langen Querbalken am anderen Ende des Raumes gespannt. In der Mitte hängte er einen großen Knochen auf, an dem die Hunde genagt hatten, dann ging er zu seinen Kumpanen zurück.
    »Nun denn«, sagte Galgus. »Wir stellen uns an diesem Sprung auf, mit dem Rücken zur Schnur. Auf das Zeichen hin drehen wir uns um und werfen unsere Messer. Travec zielt auf die Schnur zwei Fuß rechts von dem Knochen; ich ziele auf einen Punkt zwei Fuß links von dem Knochen. Sollten wir beide die Schnur treffen, wird eines der beiden Messer sie einen Wimpernschlag früher durchschneiden als das andere, und der Knochen wird zur Seite schwingen, bevor er fällt und uns so klar anzeigen, welches Messer zuerst traf – das heißt, falls einer von uns beiden so tüchtig ist, das Ziel überhaupt erst zu treffen.«
    »Ich kann nur mein Bestes versuchen«, sagte Travec. »Zunächst einmal muß ich ein Messer zum Werfen finden, da ich mein Ärmelmesser nicht für solch grobe Arbeit benutzen möchte.« Er sah sich im Raum um.

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