Lyonesse 3 - Madouc
»Ich werde mein Glück mit diesem alten Käsemesser versuchen; es wird seinen Zweck so gut wie jedes andere erfüllen.«
»Was?« schrie Galgus. »Die Klinge ist aus Kupfer und Blei oder aus irgendeinem anderen minderen Metall; damit kannst du allenfalls durch ein Stück Käse schneiden!«
»Wie auch immer, sie muß genügen, da ich keine andere habe. Este, du sollst Schiedsrichter sein. Geh und finde die exakte Senkrechte, damit wir auf Haaresbreite genau ermitteln können, wer der bessere von uns zweien ist.«
»In Ordnung.« Nach mehrmaligem Probieren markierte Este einen Punkt auf dem Fußboden. »Hier ist die Stelle, an welcher es sich entscheiden wird! Kegan, komm du auch her; wir kauern uns auf den Boden und behalten die Stelle scharf im Auge, und wenn der Knochen fällt, werden wir die Entscheidung fällen.«
Kegan und Este knieten sich unter den Knochen. »Wir sind bereit.«
Galgus und Travec bezogen Stellung vor dem Sprung, den Rücken dem hölzernen Querbalken zugewandt. Cory sagte: »Ich werde jetzt mit den Knöcheln auf den Tisch klopfen – in folgendem Takt: eins-zwei-drei-vier-fünf. Beim fünften Klopfen müßt ihr euch umdrehen und werfen. Seid ihr bereit?«
»Bereit!« sagte Galgus.
»Bereit!« sagte Travec.
»Dann habt acht! Ich fange jetzt an zu zählen!« Cory klopfte mit den Knöcheln auf den Tisch. Klopf.
Klopf. Klopf. Klopf. Klopf. Mit der Schnelligkeit einer zustoßenden Schlange wirbelte Galgus herum; Metall zischte blitzend durch die Luft; die Klinge blieb zitternd im Holz stecken. Aber der Knochen rührte sich nicht; die Klinge war zwar genau an der von Galgus anvisierten Stelle in den Balken gedrungen, aber quer und mithin parallel zur Schnur. Travec, der sich ohne Hast umgedreht hatte, sagte: »Das war nicht schlecht; aber wollen wir schauen, ob ich es mit diesem alten Käsemesser nicht besser machen kann.« Er wiegte den hölzernen Griff in der Hand, zielte, warf. Das Messer segelte durch die Luft, zerschlitzte die Schnur; der Knochen fiel zur Seite. Este und Kegan erhoben sich. »Es scheint, daß in diesem Fall Travec zum Sieger des Wettstreits erklärt werden muß.«
Galgus murmelte etwas in seinen Bart und ging zu dem Balken, sein Messer wiederzuholen. Cory sprach kurz angebunden: »Genug jetzt mit diesen Wettstreiten und Prüfungen; gewiß seid ihr allesamt tüchtige Kerle, wenn es darum geht, Gurgeln aufzuschlitzen und alte Weiber zu ersäufen. Ob ihr auch anstrengendere Leistungen zustandebringen könnt, bleibt abzuwarten. Je nun; setzt euch hin und hört mir aufmerksam zu, und ich werde euch sagen, was ich von euch erwarte. Wirt, bring uns Bier, und dann entferne dich aus dem Raum, da wir uns privatim unterhalten möchten.«
Cory wartete, bis der Wirt seinen Anweisungen Folge geleistet hatte, dann legte er einen Fuß auf eine Bank und sprach in gebieterischem Ton: »Wir sind eine ungleiche Gruppe, die nichts Gemeinsames verbindet außer ihrer Schändlichkeit und ihrer Habgier. Dies sind zweifellos dürftige Bande, aber sie müssen ausreichen, da wir keine anderen haben. Es ist unerläßlich, daß wir an einem Strang ziehen; unsere Mission wird für uns alle in einer Katastrophe enden, wenn wir nicht diszipliniert zu Werke gehen.«
Kegan rief: »Was ist das für eine Mission? Das ist es doch, was wir wissen müssen!«
»Ich kann euch zu diesem Zeitpunkt noch keine Einzelheiten dartun. Ich kann nur sagen, daß sie gefährlich, heimtückisch und im Interesse von König Casmir ist – aber das wißt ihr ja bereits, und vielleicht könnt ihr erahnen, was von uns verlangt wird. Gleichwohl ziehe ich es vor, eine exakte Definition unseres Zieles zu vermeiden, bis wir einige Schritte weiter sind. Aber dieses eine kann ich euch schon jetzt sagen: wenn wir erfolgreich sind, werden wir reich belohnt werden und brauchen nie wieder zu rauben oder zu plündern, es sei denn zum Zeitvertreib.«
Este fragte: »Alles schön und gut, aber worin besteht dieser Lohn? In ein paar Goldstücken mehr?«
»Mitnichten. Was mich anbelangt, so wird mir das Baronat von Falonges zurückerstattet werden. Jeder von euch kann damit rechnen, in den Rang und Stand eines Ritters erhoben zu werden, in einem Bezirk eurer Wahl. So habe ich es zumindest verstanden.«
»Was geschieht denn nun als nächstes?« fragte Este.
»Das Programm ist simpel: ihr braucht nur meinen Befehlen zu gehorchen.«
»Das ist vielleicht eine Spur zu simpel. Schließlich sind wir keine blutigen Anfänger.«
»Die
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