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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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sich bestürzt. »Euer Betragen ist höchst eigenartig! Ich kann nicht begreifen, was hier vor sich geht!«
    König Casmir donnerte: »Es ist absurd! Madouc, hebe dich hinweg, und dies hurtig, oder du sollst mein volles und schreckliches Mißfallen kennenlernen!«
    »Nein, Eure Majestät. Ich werde hier sitzen. Heute ist nicht der rechte Moment für Dhrun, seinen rechtmäßigen Platz an der Cairbra an Meadhan einzunehmen.«
    König Casmir wandte sich in kalter Wut an König Audry: »Eure Majestät, ich ersuche Euch dringend, Eure Lakaien zu rufen, auf daß sie dieses närrische Mädchen von dem Stuhl entfernen, damit Prinz Dhrun seinen Platz einnehmen kann! Andernfalls kann das Kolloquium nicht würdig beginnen.«
    König Audry frug in bekümmertem Ton: »Madouc, ist dies eine Eurer berühmten Grillen?«
    »Eure Majestät, ich versichere Euch das Gegenteil. Ich sitze hier nur, damit Prinz Dhrun heute seinen Platz nicht einzunehmen braucht.«
    »Aber Madouc! Schaut auf die Bronzetafel! Sie besagt, daß dort Dhruns Platz ist.«
    »›Bei Zeiten‹, steht dort geschrieben! Aber nicht heute!«
    König Audry warf in einer Geste der Resignation die Arme hoch. »Ich sehe eigentlich nichts Schlimmes in der Situation. Die Prinzessin sitzt nach dem erklärten und ausdrücklichen Willen von Prinz Dhrun auf dem Platz.«
    Wieder sprach König Casmir. »Madouc, ich heiße dich abermals, den Platz von Prinz Dhrun zu räumen, auf daß er sich setzen kann.«
    König Audry ließ den Blick durch die Runde schweifen. Einige Gesichter waren zu Mienen des Unwillens verzogen, andere waren belustigt, wieder andere schienen gleichgültig. Er wandte sich an König Casmir. »Eure Majestät, ich neige zu der Ansicht, daß nichts Schlimmes dabei ist, wenn wir der Prinzessin Madouc gestatten, zu sitzen, wie sie es wünscht.«
    König Casmir erwiderte: »Mit Eurer Erlaubnis werde ich die Sache selbst regeln. Cassander, sei so gut und bring Madouc zu ihrem Gemach! Falls erforderlich, bitte Sir Camrols um Beistand!«
    Mit klarem Blick verfolgte Madouc das Herannahen Cassanders und des kräftigen Sir Camrols von Corton Banwald. Sie machte eine kleine Gebärde und stieß einen zischenden Laut aus; Sir Camrols sprang hoch in die Luft, wo er für einen Moment zu hangen schien, wobei seine Beine sich schnell umeinander wanden. Er fiel herunter und landete auf Händen und Knien, wo er verharrte und Madouc bestürzt anstarrte. Madouc sah Cassander an und zischte erneut, ebenso leise wie zuvor. Cassander vollführte einen absonderlich verqueren Hupfer, als wolle er in zwei Richtungen zugleich springen, und purzelte der Länge nach zu Boden.
    Dhrun sagte: »Prinz Cassander und Sir Camrols haben sich offenbar dazu entschieden, uns lieber mit ihren gymnastischen Kunststücken zu erbauen, als die Prinzessin zu behelligen; ich beglückwünsche sie zu ihrem klugen Urteil und schlage vor, daß wir die Angelegenheit nunmehr auf sich beruhen lassen.«
    »Ich bin ebenfalls dieser Meinung«, sagte König Audry. »Die Prinzessin hat offenbar guten Grund für ihre scheinbare Laune. Vielleicht wird sie uns ja irgendwann über ihr Verhalten aufklären; habe ich recht, Prinzessin?«
    »Das ist durchaus möglich, Eure Majestät.«
    Erneut ergriff König Casmir das Wort. »Dies ist ein Possenspiel. Da sitzen wir nun hier herum und trödeln, die Herrscher bedeutender Reiche, während dieses freche und aufsässige Balg unsere gesamte Aufmerksamkeit mit Beschlag belegt.«
    »Das braucht nicht so zu sein«, wandte Dhrun nüchtern ein. »Möge das Kolloquium endlich beginnen!«
    König Casmir hieb mit der Faust auf den Tisch. »Ich bin aufgebracht und entrüstet! Ich werde so lange nicht an dem Kolloquium teilnehmen, wie Prinz Dhrun nicht seinen rechtmäßigen Platz eingenommen hat.«
    Madouc sagte mit durchdringender Stimme: »Ich sehe, ich muß mein Verhalten und die Gründe für König Casmirs Entrüstung darlegen. Vielleicht ist es letztendlich doch besser, wenn die Fakten bekanntgemacht werden. So lauschet denn nun, und ich werde euch die Informationen erzählen, die ich von meiner Mutter erhielt.
    Vor langer Zeit hörte König Casmir eine Weissagung von Persilian, dem Magischen Spiegel. Er erfuhr von dem Spiegel, daß der erstgeborene Sohn von Prinzessin Suldrun vor seinem Tod an seinem rechtmäßigen Platz an der Cairbra an Meadhan sitzen und von dem Thron Evandig herab regieren werde. Wenn dies eintreffe, werde König Casmirs Sehnsucht, alleLänder zu erobern und über

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