Lyonesse 3 - Madouc
schreiendes Chaos aus stürzenden Leibern, sich aufbäumenden Pferden und blitzendem Stahl auf. Der lyonessische Ansturm wurde unterstützt von Pikenträgern und Bogenschützen, die nach disziplinierter Taktik operierten; hingegen stürmte die dautische Infanterie in amorphen Gruppen und Haufen vor und wurde von Schwärmen singender Pfeile empfangen.
Die Schlacht auf der Wildapfelwiese war kürzer und von eindeutigerem Ausgang als die beiden vorausgegangenen, da die Daut jetzt demoralisiert waren und nicht mehr darauf hoffen konnten, den Sieg durch schieren Elan zu erringen. Sie wurden schließlich aus dem Feld geschlagen.
König Audry und die Überreste seiner Armee zogen sich mit äußerster Hast zurück und suchten Zuflucht im Wald von Tantrevalles, wo sie für Casmir keine Bedrohung mehr darstellten.
König Casmir führte sein Heer nach Avallon und marschierte unangefochten in die Stadt ein. Er ritt sogleich nach Falu Ffail, wo er endlich den Tisch Cairbra an Meadhan und den Thron Evandig in Besitz nehmen würde, um sie nach Burg Haidion in der Stadt Lyonesse verbringen zu lassen.
Casmir betrat den stillen Palast ohne Pomp. Er begab sich auf dem schnellstmöglichen Wege zum Heldensaal, doch nur, um ihn leer vorzufinden: die Möbel, die eine so große Rolle in seinen Machtträumen spielten, waren verschwunden. Von einem stattlichen jungen Unterkämmerer erfuhr er, daß die Cairbra an Meadhan und Evandig zwei Tage zuvor von einer Kompanie troicischer Seesoldaten fortgeschafft worden waren. Sie hatten den Thron und den Tisch auf ein troicisches Kriegsschiff getragen und waren mit unbekanntem Ziel in See gestochen.
Casmirs Wut war unerhört. Sein Gesicht lief rot an; die runden porzellanblauen Augen traten schier aus den Höhlen. Die Beine breit gespreizt, die Hände so hart um die Lehne eines Stuhls gekrallt, daß die Knöchel weiß hervortraten, stand er da und starrte in blindem Zorn auf die Stellen, wo noch jüngst die Cairbra an Meadhan und der Thron Evandig gestanden hatten. Als sich seine rasenden Gedanken schließlich so weit beruhigt hatten, daß er wieder einigermaßen bei Sinnen war, stieß er eine Reihe grausamer Racheschwüre aus, die Tibalt, den Unterkämmerer, in Furcht und Schrecken versetzten.
Schließlich beruhigte sich Casmir, was ihn jedoch nur noch furchteinflößender erscheinen ließ. Die Tat war mit Duldung der Daut begangen worden, soviel stand fest. Wer waren die Verantwortlichen? Casmir stellte diese Frage Tibalt, der jedoch nur stammeln konnte, daß alle hochrangigen Beamten Falu Ffails aus Avallon geflohen seien, um sich ihrem flüchtigen König anzuschließen. So gab es denn niemanden, an dem Casmir seinen Zorn hätte auslassen können, es sei denn Dienstboten und niedere Chargen.
Zu Casmirs weiterem Mißvergnügen traf ein Kurier auf schaumbedeckten Pferd mit einer Depesche aus Lyonesse ein, welche die Meldung enthielt, daß ulfische Krieger die Südflanke des Teach tac Teach heruntergestürmt und in die Provinz des Kaps des Wiedersehens eingefallen waren, ein Gebiet, dessen Festungen Casmir zugunsten des Hauptheeres seiner Garnisonen entblößt hatte. Die Invasoren hatten sämtliche Burgen zur Übergabe gezwungen, ohne auf nennenswerte Gegenwehr zu stoßen, und belagerten jetzt die Stadt Pargetta.
Casmir zog Bilanz über den bisherigen Verlauf seines Feldzugs. Er hatte die dautischen Armeen niedergeworfen und die faktische Kontrolle über Dahaut errungen, auch wenn König Audry noch am Leben war und immer noch eine Handvoll versprengter und entmutigter Soldaten befehligte. Nun galt es, Audry aufzuspüren und entweder gefangenzunehmen oder zu töten, bevor er die Provinzfürsten um sich scharen und ein neues Heer aufstellen konnte. Aus diesem Grunde dürfte Casmir sein Expeditionsheer noch nicht dadurch schwächen, daß er eine Streitmacht detachierte, die stark genug war, um die Ulf aus der Kapprovinz zu vertreiben. Statt dessen sandte er Bannoy, den Herzog von Tremblance, nach der Feste Mael mit dem Auftrag, dort nach besten Kräften aus frisch ausgehobenen, noch in der Ausbildung befindlichen Truppen und Kontingenten von Veteranen aus den Garnisonen der Festungen entlang der Küste eine neue Armee zu bilden. Die so entblößten Garnisonen sollten wiederum aufgefüllt werden mit örtlichen Freiwilligen, auf daß sie imstande wären, den mit Sicherheit zu erwartenden Angriffen der troicischen Seestreitmacht standzuhalten.
Bannoy würde mit seiner frischen neuen Armee in die
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