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Lyra: Roman

Lyra: Roman

Titel: Lyra: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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bin mir nicht sicher, ob es ein Geschenk Danny seufzte.
    Er wusste, dass Dr. Horowitz nie wieder einen Fuß nach Ravenscraig gesetzt hatte. Er verließ das Anwesen augenblicklich, nachdem er aus der kurzen Bewusstlosigkeit erwacht war.
    Darüber hinaus wusste Danny mit Sicherheit, dass die Dschinni ihm wirklich etwas geschenkt hatte. Sie hatte ihm dasselbe zum Geschenk gemacht wie acht Jahre zuvor schon seinem Bruder.
    Er wusste, was es war.
    Aber er hatte es verdrängt. Deswegen war er nach Amerika gegangen, in der Hoffnung, dass es ein Ende haben würde.
    Nicht einmal Sunny hatte er davon erzählt. Zu seltsam hatte sich angehört, was er ihr gebeichtet hätte.
    Nichts, was mit seiner Familie zu tun hatte, sollte in seinem neuen Leben Platz haben.
    Doch dann war alles anders gekommen.
    Er legte die Hand flach auf das warme Holz der Gitarre. Er musste an Sunnys Bauch denken. Danny hatte von Anfang an seine Hand auf ihren Bauch gelegt und sie so leise atmen gespürt, dass ihm jeder Moment wie eine Ballade vorgekommen war.
    Sunny hatte ihn verzaubert, sie hatte ihn nach Duluth gelockt, hoch in den Norden von Minnesota.
    Girl from the North Country.
    Jetzt war er hier, wie in dem Song von Bob Dylan.
    I m a long way from home.
    Ja, dies eine war gewiss: Danny wusste, wie wahr eine Lüge sein konnte. Ebenso wusste er, dass man eine Lüge nicht mit einer Lüge heilen konnte. Doch irgendetwas musste er tun, es lag jetzt an ihm, zu retten, was noch zu retten war.
    Aber wie?
    Die Frage war ein Refrain, den er nicht mehr hören konnte.
    Plötzlich klingelte das Telefon.
    Er starrte auf das Display. Keine Nummer, die er kannte.
    »Hallo?«
    Es war ihre Stimme, die ihm fast Tränen in die Augen trieb. »Sailor?«
    Sofort sagte er: »Sunny!«
    Meine Güte, sie hatte ihn früher manchmal Sailor genannt; einmal, weil er den ganzen langen Weg aus Schottland zu ihr über den Ozean gesegelt war, und darüber hinaus, weil er bei ihren ersten beiden gemeinsamen Konzerten eine alte abgewetzte und überaus hässliche Schlangenlederjacke getragen hatte. Wie der Typ in Wild at Hcart.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie.
    »Beschissen.« Warum lügen?
    »Was machst du gerade?«
    »Ich bin oben auf dem Leuchtturm und schaue auf den See.« Er verkniff sich den Hinweis auf Blood on the Tracks. »Deine Mutter hat eben angerufen«, sagte er stattdessen.
    Stille.
    Er konnte ihren Atem hören. »Der Kleinen geht es nicht gut.« Sunny sprach ganz bedächtig und langsam, wenn sie wirklich außerordentlich beunruhigt war. So wie jetzt.
    »Ihr?« Danny war bisher davon ausgegangen, dass sie einen Sohn bekommen würden.
    »Der Arzt hat sich geirrt.«
    »Es ist doch noch viel zu früh dafür.«
    Sie lachte kurz auf. »Du hast selbst behauptet, du würdest schon fühlen, wie er zappelt.«
    Er hatte beide Hände auf ihren Bauch gelegt und wirklich geglaubt, dass sich da etwas bewegt hatte. Sunny hatte gelacht und ihm versichert, dass dies nur Einbildung gewesen sei, doch Danny hatte darauf beharrt, etwas gespürt zu haben.
    »Ich weiß«, war alles, was er hervorbrachte. Er hatte es gefühlt, da war er sich ganz sicher. »Wir bekommen ein Mädchen.«
    Danny schluckte. Sie hatte wir gesagt, und nicht ich. »Bist du dir sicher?« »Ja.«
    »Was sagt der Arzt?«
    »Ist doch egal, was der Arzt sagt. Ich weiß es einfach.« »Wie kannst du... Ich meine...«
    »Man kann auf dem Ultraschall noch nichts erkennen.« Sie hielt inne. »Aber ich weiß es.« Er nickte, schwieg. Ein Mädchen. Wow!
    In der Ferne rauschte der See sein nächtliches Lied. Eine unsichtbare dunkle Brandung. Sunny sagte leise: »Es geht ihr nicht gut, Danny. Und mir geht es auch nicht gut.« »Wo bist du?«
    Sie beantwortete seine Frage nicht. Ihre Stimme klang rau und brüchig. »Was ist nur mit uns passiert? Es war doch alles so gut.«
    Er holte tief Luft. »Sunny, hör mir zu.«
    Sie schwieg.
    »Wenn ich dich in den nächsten Tagen um etwas bitte, dann...«
    »Danny, keine Versprechungen.«
    »Sunny.«
    »Du willst mich hinhalten.«
    »Nein, nein, keine Versprechungen. Aber es könnte sein, dass...« Er wusste selbst nicht genau, was er ihr sagen wollte. »Tu mir einen Gefallen. Leg jetzt nicht wieder auf, okay. Hör mir einen Moment zu. Wenn du auflegen willst, dann tu es danach.«
    »Du machst mich neugierig.«
    »Das habe ich gehofft.«
    »Ich weiß.« Stille.
    »Du wirst also nicht mittendrin auflegen?«, fragte er.
    »Nein.«
    »Ganz sicher?«
    »Ja, ganz sicher.«
    »Okay.«
    Er

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