Lyras Leidenschaft
zischte sie, und ihr Blick verfinsterte sich, während die Sinnlichkeit in seinem Gesicht immer deutlicher wurde. »Okay, du törnst mich an. Du kannst es riechen. Jetzt ist es Zeit für mich, nach Hause zu gehen … Ach ja, danke für alles, was du letzte Nacht für mich getan hast.«
Sie wandte sich zur Tür.
»Wenn du diese Türklinke auch nur anfasst, wirst du es bereuen.«
Ihre Hand war nur noch wenige Zentimeter von der Klinke entfernt, doch beim Klang seiner Stimme zog sie sie langsam wieder zurück. Sie drehte sich um und schluckte, als sie den ungezähmten Ausdruck in seinem Gesicht sah, während er die Tasse hob und langsam seinen Kaffee austrank.
»Tarek, ich werde gleich richtig sauer«, warnte sie ihn argwöhnisch. »Ich stehe nicht auf diesen ›schweigsamer He-Man‹-Scheiß.«
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und beobachtete sie mit unverhohlener Gier. Sie hatte diese Gier in manchen Augenblicken schon aufblitzen sehen, aber sie war noch nie ganz auf sie gerichtet gewesen. Bei dem Gedanken wurde das Kribbeln noch stärker, und Adrenalin und Aufregung strömten durch ihren Körper.
Ihr war schlecht. Das war alles.
Er kratzte sich langsam an der Brust.
»Genetik ist schon was Faszinierendes«, sagte er schließlich mit einer erzwungenen Ruhe, die sie an das Auge eines Hurrikans erinnerte. Das ließ nichts Gutes ahnen.
»Tatsächlich?«, fragte sie gedehnt. Sie blieb neben der Tür stehen und zog spöttisch eine Augenbraue in die Höhe.
»Tatsächlich.« Er nickte. »Alle möglichen Kleinigkeiten kommen plötzlich zum Vorschein, bis man sich vor Staunen nicht mehr einkriegt. Und sie erinnern uns daran, dass am Ende doch das Schicksal über uns alle zuletzt lacht.«
Oh, das ließ überhaupt nichts Gutes ahnen. Sie ging näher zu ihm. Als sie die düsteren, geplagten Schatten in seinen Augen sah, schnürte sich ihre Brust vor Sorge zusammen.
»Was ist los?«
Er sah sie lange schweigend und voller Anspannung an.
»Ich muss nachdenken«, brummte er schließlich, und seine Stimme wurde tiefer und rauer, während er ihren Blick mit seinem festhielt. »Ich habe schon die ganze Nacht nachgedacht.«
Wieso hatte sie das ungute Gefühl, dass er über etwas nachdachte, was ihr nicht im Geringsten gefallen würde?
»Ach ja?«, fragte sie mit gedämpfter Neugier, obwohl jede Faser und jeder Muskel ihres Körpers gespannt darauf wartete, was nun kommen würde.
»Ja.« Er nickte langsam, während sein Blick ihren Körper lustvoll abtastete. »Du machst mich schon seit Monaten verrückt. Ich habe dir erlaubt, mich bei jeder Gelegenheit zusammenzustauchen, die du finden konntest, und mir deine Beschimpfungen jedes Mal amüsiert und neugierig angehört.«
Ja, darüber hatte sie sich auch schon gewundert. Er regte sich nie auf. Also würde er sich jetzt bestimmt auch nicht aufregen, oder?
»Willst du etwa eine Entschuldigung hören?«, fragte sie ungläubig. »Dafür ist es ein bisschen zu spät, Tarek.«
»Ich konnte mir nicht erklären, warum.« Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Dann ist etwas sehr Merkwürdiges passiert. Je mehr ich die süße Hitze roch und je mehr ich mir verbot, davon zu kosten, umso deutlicher sind mir ein paar Veränderungen an mir aufgefallen.«
Seine unverblümte Ausdrucksweise ließ sie feuerrot anlaufen, und sie schalt sich selbst im Stillen vor Wut über ihre heftige Reaktion.
Sie beobachtete ihn argwöhnisch, während er von seinem Stuhl aufstand.
»Veränderungen?« Sie schluckte, als sie die mehr als deutliche Beule zwischen seinen Schenkeln sah.
»Das Anschwellen dieser kleinen Drüsen an meiner Zunge. Der Geschmack von Gewürzen in meinem Mund. Der täglich wachsende Hunger nach dir, bis ich deinen Kuss fast schon schmecken konnte. Und ich wollte dich unbedingt küssen, Lyra. So sehr, dass es mich wahnsinnig gemacht hat. Ich wollte mit meiner Zunge deinen Mund erforschen und es dich auch schmecken lassen. Dich so verrückt nach mir machen, wie ich es nach dir war.«
Er trat näher.
Lyra atmete heftig, sie hatte die Hände vorne in ihren Morgenmantel gekrallt, während sie sah, wie Tarek sich ihr näherte.
»Ist das vielleicht eine Krankheit?« Sie musste sich zum Sprechen zwingen.
Ein spöttisches, bitteres Lächeln erschien auf seinen Lippen.
»Vielleicht«, stimmte er ihr zu, als er vor ihr stehen blieb und dann langsam hinter sie trat.
Sie würde nicht vor ihm davonlaufen, egal, wie seltsam er sich verhielt.
»Willst du wissen, was mit mir los
Weitere Kostenlose Bücher