M A S H 02 - in der Heimat
zählt darauf, daß wir heute Fische verkaufen. Hoffentlich ist der Verkehrte gut gelandet. Er hat den Baum stark gestreift.«
»Aber nur seitlich«, bemerkte Trapper. »Also tun wir was für die Fische des Stelzfußes.«
Mit Furcht im Herzen und Beben in den Fingern setzte der verkehrte Napolitano seine lädierte Piper auf dem Spruce Harbor International auf. Nichts brach ab. Es war eine normale Landung. Eine Inspektion der Maschine ergab keinen ernstlichen Schaden. Erleichtert rief der Verkehrte das Massasoit–Hotel an, ein großes Sommerhotel in Sears Point, einige Meilen östlich von Spruce Harbor. Er verlangte den Hausdetektiv Schleicher Tannenbaum zu sprechen, der sein bester Freund und obendrein sein Schwager war. So oft der Verkehrte mit den Nerven unten durch war, suchte er Rat, Hilfe und Trost beim Schleicher. Der besonnene, weise und nachdenkliche Schleicher zählte zu den angesehensten Bürgern von Spruce Harbor und war der Vater von acht Kindern.
Er war in mittleren Jahren, groß und hager. Er hatte schwarzes Haar, eine Hakennase, ein gütiges Herz und war ein wandelnder Anachronismus. Außerdem war er Hilfssheriff und hatte in den zehn Jahren, die er in Spruce Harbor wohnte, beinahe den Status eines Heiligen erreicht. Jeden Sommer arbeitete er als Detektiv im Massasoit Hotel. Damit verdiente er fünfhundert Dollar pro Woche, was rund fünfmal soviel wie das übliche Gehalt war, aber die Hotelleitung wußte, daß der Schleicher diesen Betrag wert war. Er löste jedes Problem. Er verhinderte Diebstähle. Er bewahrte das Hotel vor einem schlechten Leumund. Und die Eltern minderjähriger Töchter konnten sich darauf verlassen, daß ihre Töchter im Massasoit–Hotel niemals auf Abwege geraten konnten. Dafür sorgte der Schleicher. Allein seine Anwesenheit genügte, daß alle Leute friedlich wurden.
Während der neun Monate, die das Massasoit–Hotel geschlossen war, verschwand Schleicher Tannenbaum jeden Sonntagmittag und tauchte am folgenden Donnerstagmittag wieder auf. Seine Frau Maria, eine Schwester des Verkehrten, sagte regelmäßig, daß er beruflich unterwegs sei. »Was hat er denn für einen Beruf?« wurde sie gefragt. »Er ist Jetpilot«, antwortete sie dann.
Diese Antwort war unschlagbar, denn abgesehen davon, daß der Schleicher ein großartiger Mensch war, kannte jedermann seine panische Angst vor Flugzeugen. Er lehnte jede Flugreise grundsätzlich ab. Wenn er in seiner Eigenschaft als Hoteldetektiv oder als Hilfssheriff von Spruce Harbor County rasch Erhebungen anstellen mußte, benützte der Schleicher entweder ein Schiff oder ein Auto. Das hatte schon manche Schwierigkeit heraufbeschworen, aber keiner machte ein Aufhebens davon. Es genügte, den Schleicher bei der Betrachtung eines Flugzeuges zu beobachten.
Mrs. Tannenbaum erntete nachsichtiges Lächeln, wenn sie »mein Mann, der Jetpilot« sagte. Linki Tannenbaum (seinen richtigen Vornamen Luigi hört er nicht so gern), Sohn des Schleichers und Abwehrspieler des Androscoggin College, ertrug den allgemeinen Unglauben mit Würde, wenn er »mein Vater, der Jetpilot« sagte. Der Stelzfuß und Jocko, beide enge Freunde des Schleichers, begrüßten ihn in der Öffentlichkeit immer als den linkshändigen jüdischen Jetpiloten und erklärten jedem, der es hören wollte, daß linkshändige jüdische Jetpiloten eine Rarität seien. Die Öffentlichkeit ließ sich jedoch von soviel Unsinn nicht narren und wußte ganz genau, daß der Schleicher eine große internationale Detektivagentur leitete.
Mit Ausnahme der Sommermonate fungierte an jedem Montagmorgen Captain Irving Tannenbaum, der Hausdetektiv des Massasoit–Hotels, als Pilot des Intercontinental Airways Fluges 507 von Idlewild nach Paris und Rom. Davon wußten in Spruce Harbor nur der verkehrte Napolitano, seine Schwester Mrs. Tannenbaum, die acht Tannenbaumkinder, Hawkeye, Stelzfuß, Jocko und Flocki Moore.
1954 geriet die Pilotenkarriere des Schleichers in ernste Gefahr. Mit der Geburt seines sechsten Kindes erreichte seine Angst vor dem Fliegen einen Höhepunkt, und er wandte sich an Dr. Flocki Moore um Hilfe. Ein Besuch beim Psychiater hätte sich schlecht auf seinen Beruf ausgewirkt. Dieses Risiko ging der Schleicher gar nicht erst ein. Ein Psychiater hätte ihn analysiert und ihm geraten, sich nach einem anderen Beruf umzusehen. Flocki war da ganz anders. »Hören Sie zu, Schleicher«, sagte er. »Sicher ist bei Ihnen die eine oder andere Schraube locker, aber Sie sind ein
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