M A S H 02 - in der Heimat
wertvoller Bursche. Gegen Ihre Angst vor dem Fliegen bin ich machtlos. Aber wäre es nicht vernünftiger, wenn Sie sich statt zu fürchten darauf konzentrierten, Ihre Familie reich zu machen?«
»Ich bin ganz Ohr, Flocki. Wie soll ich das tun?«
»Auf jedem Flughafen stehen doch Versicherungsautomaten, nicht wahr? Schließen Sie vor jedem Start eine Flugversicherung auf eine Million Dollar ab.«
Anfangs gab es Schwierigkeiten. Passagiere, die ebenfalls eine Versicherung abschließen wollten, sahen ihren Piloten verbissen wie eine Witwe vor einem Spielautomaten in Las Vegas vor den Versicherungsapparaten kampieren. Später wurde ihm einfach von seinem Gehalt jene Prämie abgezogen, die den Schleicher vor jedem Flug nach Rom und zurück auf eine Million versicherte. Damit blieb den Passagieren ein gewisses Unbehagen erspart. Der Schleicher aber konnte unbeschwert fliegen und sah im Geiste bereits seine Familie in Geld schwimmen. So wurde er zu einem der erfahrensten und sichersten Piloten der Intercontinental.
Eine Stunde nach dem mißlungenen Kamikazeangriff des Napolitanos auf die Diebesinsel fand in der Hauptstraße Spruce Harbors ein pikantes Schauspiel statt. Vor der Lagerhausgesellschaft parkte der Lastwagen des Stelzfußes. Das Auto war mit Fischen vollgepackt, die nachts zuvor noch in der Penobscotbucht geschlummert hatten. Bärtig, mit wallender Mähne und mit den kürzesten aller Schwimmhosen bekleidet verströmte Trapper John Charme und Liebenswürdigkeit an die gesamte Menschheit, während er Schellfische, Kabeljau und Hechtdorsche geschickt in die von den Käufern gewünschten Portionen zerlegte. Leise Erregung vibrierte im Publikum, so oft die blonde Lucinda in ihrem winzigen Bikini die Meeresfrüchte verpackte, Wechselgeld zurückgab und jeden gierigen, beglückten Kunden mit betörendem Lächeln belohnte.
Langsam leerte sich der Lastwagen. Hinter der Käuferschar standen Stelzfuß Wilcox und Schleicher Tannenbaum.
»Das Geschäft geht«, bemerkte der Schleicher.
»Da hast du verdammt recht, Boy. Die beiden können verkaufen, daß dir die Spucke wegbleibt.«
»Weißt du schon, was heute morgen geschehen ist?«
»Der Verkehrte ist gegen einen Baum gerast. Das ist ein alter Hut.«
»Er hat Trapper und Lucinda im Moosbeerenbruch in Aktion gesehen. Das scheint ihn abgelenkt zu haben.«
»O Gott, Schleicher«, sagte Stelzfuß. »Wenn dein beklopfter Makkaroni–Schwager ein paar Bier intus hat, weiß die ganze Stadt, was sich in den Moosbeeren abspielt.«
»Und aus jeder Himmelsrichtung werden die Menschen anschwirren und um die Diebesinsel kreisen wie die Möwen um ein Sardinenboot. Das wäre schlimm.«
»Was willst du dagegen tun? Den Verkehrten am Schwätzen hindern? Dazu müßtest du ein Wunder wirken.«
»Ich habe gewisse Vorstellungen«, sinnierte der Schleicher. »Letzte Woche wurde die Verlängerung der Landebahn fertiggestellt. Der Verkehrte hat mir gemeldet, daß auch eine Lieferung Treibstoff für Düsenclipper eingetroffen ist. Ich finde, der Spruce Harbor International verdient seine erste Düsenmaschine. Zeitweise müssen wir auftanken, wenn Idlewild besetzt ist oder im Nebel steckt. Außerdem hat mich die Direktion beauftragt, mich umzusehen, wo wir zwei– bis dreihundert Pfund frischen Hummer kaufen könnten, wenn wir einmal wöchentlich hier landen. Wir bieten unseren Passagieren gern die allerbeste Verpflegung. Wie stehen die Chancen, Stelzfuß?«
»Super. Ich könnte dir einen guten Preis machen und trotzdem hübsch daran verdienen. Aber was hat das mit Trapper und Lucinda zu tun?«
»Mein wendiger Geist sagt mir, daß Trapper und die junge Dame sich vielleicht lieber exklusiv für die Passagiere der Intercontinental produzieren würden, als von jedem Privatflugzeug der Küste aufgescheucht zu werden. Die Aussicht auf einen Blick ins Liebesieben ließe unsere Passagiere die Angst vor einer außerplanmäßigen Landung auf einem kleinen Flugplatz vergessen.«
»Liebesieben!« rief der Stelzfuß aus. »Du glaubst, sie sollen eine Nummer abziehen, wenn die Düsenmaschine vorbeifliegt? Und damit willst du dem Verkehrten den Mund stopfen?«
»Genau das, Stelzfuß. Einer unserer Flieger ist erkrankt, also muß ich nächste Woche nach Rom. Kannst du mir für kommenden Donnerstag, gegen fünf Uhr nachmittags den Hummer vorbereiten?«
»Na klar, Schleicher. Die werden Augen machen. Bringst du eine 707 her?«
»Du weißt von nichts, Stelzfuß, verstanden? Ich muß mit Lucinda
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