M A S H 02 - in der Heimat
Cockpit steigt, oder wie das Ding heißt.«
Die Wiederaufnahme der heidnischen Fruchtbarkeitszeremonie auf der Diebesinsel hatte die Passagiere besänftigt. Die Maschine setzte glatt auf der Piste auf, und Captain Napolitano lenkte sie zum Flughafen. Die Tür öffnete sich und Captain Napolitanos Lieblingslied erscholl.
Reporter des lokalen Fernsehens und Rundfunks warteten bereits darauf, die Besatzung zu interviewen. Die allgemeine Überraschung fand ihren Niederschlag im Benehmen der Reporter. Die erste Landung einer Düsenmaschine in Spruce Harbor war die größte Neuigkeit der letzten zehn Jahre. Daß es sich bei den Piloten um Einheimische handelte, machte die Sache noch aufregender. Die Krone jedoch war die Person dieser Piloten. Natürlich hatten die Reporter schon früher über die Heldentaten des verkehrten Napolitano und des Schleichers berichtet. Zu ihrer Ehre sei vermerkt, daß sie ihr Wissen jetzt nicht ausnützten. Die Uniform der Intercontinental verschaffte den Helden automatisch Hochachtung. Maria Tannenbaum legte den Arm vor der Fernsehkamera um den Schleicher und sagte: »Freunde und Mitbürger, dies ist mein Mann, der Düsenpilot.« Cindy Howell umarmte Captain Napolitano – ebenfalls vor den Kameras – und beantwortete eine Frage, die ihr in den letzten drei Wochen bereits dreimal gestellt worden war, mit der Ankündigung: »Das ist mein Verlobter, der Düsenpilot.«
Knapp vor Abflug der Maschine nach Idlewild kam Onkel Pasquale, der mit einem Katzenjammer daheim geblieben war, zu seinem Neffen und sagte: »Verkehrter, du wolltest heute abend für uns Fische ausmachen. Auf dich ist aber auch kein Verlaß.«
»Im Gegenteil. Setz dich ans Funkgerät. Wir stehen noch auf der Warteliste. Idlewild ist ausgebucht. Sag den Jungs, daß ich fünfzehn Minuten für sie Zeit habe.«
Als die wöchentlichen Zwischenlandungen der Intercontinental auf dem Flughafen von Spruce Harbor schon längst Gewohnheit geworden waren, sagte Stelzfuß Wilcox bei einem Glas Bier, das er mit den beiden Fliegern im Café zur schönen Aussicht trank: »Eines muß ich zugeben: Für einen Makkaroni–Kamikazepiloten und einen linkshändigen Hebräer habt ihr eure Sache gut gemacht.«
10
Am späten Nachmittag des 14. August 1959 stiegen Hawkeye und Mary Pierce auf der Fahrt zur Halbinsel Caspé im Golden View Motel in Dalhousie, New Brunswick ab. Sie hatten sechs Stunden im heißen Wagen gesessen. Rasch schlüpften sie in ihre Badeanzüge und liefen zum Strand vor dem Motel. Nachdem sie sich in der Bucht von Chaleur abgekühlt hatten, legten sie sich auf ein Badetuch und tranken kaltes Bier.
»Vergiß nicht, du hast versprochen, Laurie zu besuchen, falls du jemals auch Dalhousie kämst«, sagte Mary.
»Ach, ich sage viel, wenn der Tag lang ist. Hol’s der Kuckuck. Es ist schließlich zwei Jahre her.«
»Du besuchst Laurie und keine Widerrede.«
»Okay, schon gut, schon gut.«
»Du weißt, er wäre sehr beleidigt, wenn er hört, daß du hier warst, ohne ihn aufgesucht zu haben.«
»Ja, ja. Ich würde ihn ganz gern sehen, aber vielleicht legt er keinen Wert darauf.«
»Red keinen Unsinn.«
Mary und Hawkeye aßen im Speiseraum des Motels zu Abend. An der Wand der winzigen Bar vor dem Speisesaal hing ein Kalender mit einem ziemlich nackten Mädchen. Darunter empfahl sich Kirkaldys Versicherungsgesellschaft, Dalhousie.
»Tolles Bild«, sagte Hawkeye beim Eintreten zum Barkeeper. »Heißt New Brunswick deshalb die Bilder–Provinz?«
»Sir?« fragte der Barkeeper.
»Zwei Beefeater Martinis mit Eis«, antwortete Hawkeye.
»Jawohl, Sir.«
Der Barkeeper brachte die Martinis, und Hawkeye fragte: »Kennen Sie Mr. Kirkaldy, der Ihnen dieses Prachtbild gespendet hat?«
»Aye, Sir. Jeder kennt Laurie.«
»Was macht sein Golf?«
»Oh, prima, Sir. Zwar nicht mehr so wie vor seiner Krankheit, aber auch heute schlägt ihn noch kaum einer.«
»Spielen Sie Golf?« erkundigte sich Hawkeye.
»Aye, Sir.«
»Wie ist Ihr Handicap?«
»Zehn, Sir.«
»Wie spielen Sie gegen Laurie? Gibt er Ihnen eine Vorlage?«
»Aye. Drei Schläge pro Seite. Sechs bei achtzehn Holes.«
»Die hole ich mir auch von ihm. Wo wohnt er denn?«
»Chatham Street zweihundertzwanzig.«
Während des Essens blieb Mary still. Dann aber sagte sie: »Erzähle mir etwas von Laurie und vom Golf.«
»Tja, also Laurie wurde etwa 1914 in Denhead bei Saint Andrews in Schottland geboren. Als Zehnjähriger arbeitete er bereits als Caddy auf dem Golfplatz. Er
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