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Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby

Titel: Mabel Clarence 03 - Schatten ueber Allerby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michele
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zugewandt, in den Kissen. „Sie soll verschwinden“, sagte er undeutlich. „Ich brauche niemanden.“
    „Aber Captain! Ihre Schwester hat sich große Mühe gegeben, so schnell überhaupt jemanden zu finden. Das war gar nicht so einfach, denn gute Pflegerinnen sind begehrt.“
    „Ist mir egal, ich will niemanden sehen.“
    Mabel, die an schwierige Patienten gewöhnt war, schob Angela zur Seite und trat an das Bett heran, damit sie dem mürrischen Herrn ins Gesicht schauen konnte. Sie hatte sich bisher keine Vorstellung von Douglas Carter-Jones gemacht, war nun aber doch überrascht, wie jung und attraktiv er aussah. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass er kurz vor seinem sechzigsten Geburtstag stand, hätte sie ihn gut und gerne zehn Jahre jünger geschätzt. Das hellblonde, leicht rötliche Haar war an den Schläfen zwar ergraut, aber sein schmales, längliches Gesicht nahezu ­faltenfrei. Entweder hat er beneidenswerte Gene oder einen guten Chirurgen, dachte Mabel, schloss Letzteres aber aus. Ein Mann, der querschnittsgelähmt war, hatte bestimmt andere Sorgen, als sich liften zu lassen.
    „Warum liegen Sie denn bei dem herrlichen Wetter im Bett?“, fragte sie. „Aus dem Alter, in dem man einen Mittags­schlaf benötigt, sind Sie doch schon lange heraus.“
    Captain Douglas schnappte hörbar nach Luft, seine grünen Augen weiteten sich. „Vielleicht weil ich schwer krank bin?“, gab er bissig zurück. „Sonst würde ich keine Pflegerin benötigen.“
    „Soweit ich informiert bin, haben Sie sich die Lenden­wirbelsäule verletzt und können nicht mehr laufen.“ Unwilligen Patienten gegenüber half nur Offenheit. „Wie ich sehe, sind Sie auch nicht angekleidet, hoffentlich aber gewaschen? Wenn nicht, werden wir das sofort nachholen. Es ist gut, dass ich jetzt hier bin.“
    Hinter ihrem Rücken hörte Mabel Angela glucksen.
    „Ich muss nach dem Handwerker sehen“, sagte die junge Frau schnell. „Ich glaube, Sie kommen hier allein zurecht.“
    Als Mabel versuchen wollte, Douglas Carter-Jones aufzurichten, stieß er ihre Hand grob zur Seite.
    „Lassen Sie mich in Ruhe! Sie mögen vielleicht über meine Behinderung Bescheid wissen, wohl aber nicht, dass ich vor noch nicht einmal einer Woche meine Frau verloren und sie vor zwei Tagen beerdigt habe. Nur deswegen werde ich Ihnen Ihre unqualifizierten Äußerungen verzeihen und Sie nicht sofort aus dem Haus jagen.“
    Unwillig runzelte Mabel die Stirn. Dass Michelle bereits beerdigt worden war, hieß, dass Warden keine Obduktion veranlasst hatte. Mabel befürchtete, dass sich diese Unterlassung vielleicht als fatal herausstellen könnte. Wenn sie aber konkrete Beweise vorlegen würde, könnte man immer noch eine Exhumierung beantragen …
    „Alles in Ordnung, Miss Daniels? So ist doch Ihr Name, nicht wahr?“
    Mabel zuckte zusammen und bemühte sich um einen unbefangenen Gesichtsausdruck; ihr Tonfall drückte Verständnis aus, als sie leise sagte: „Ich habe von dem schrecklichen Vorfall gehört. Ihre Frau hätte aber sicher nicht gewollt, dass Sie sich so gehen lassen.“
    „Was wissen Sie denn schon, Sie kannten meine Frau doch überhaupt nicht!“, rief Lord Douglas, dann sah er Mabel zum ersten Mal richtig an und nickte langsam. „Oder doch, vielleicht wissen Sie tatsächlich, wie man sich fühlt, wenn man das Liebste, das man auf dieser Welt hatte, verliert. Sie sind ja auch nicht mehr die Jüngste. Darüber bin ich froh, denn so eine junge Krankenschwester, die die ganze Zeit über nur lacht oder womöglich noch singt, könnte ich nicht ertragen.“
    „Das verstehe ich vollkommen“, erwiderte Mabel und streckte Lord Douglas ihre Hand hin. „Wollen wir es miteinander versuchen?“
    Er zögerte, runzelte die Stirn, rutschte dann aber in den Kissen nach oben und schlug in Mabels Hand ein. „Ich sehe ein, dass ich jemanden brauche, der sich um mich kümmert. Für meine Schwester ist die alleinige Pflege zu anstrengend. Probieren wir es also miteinander, aber zunächst nur für eine Woche – dann sehen wir weiter.“

5. Kapitel

    „ Was wollen Sie?“ Victor starrte Mabel an, als hätte sie einen gebratenen rosa Elefanten zum Dinner bestellt.
    „Urlaub“, wiederholte Mabel ruhig ihre Bitte. „Vorerst eine Woche, vielleicht auch länger.“
    „Das ist völlig unmöglich!“ Victor raufte sich die Haare. „Sie können mich nicht so lange im Stich lassen.“
    „Victor, ich habe keinesfalls vor, Sie im Stich zu ­lassen“, erwiderte Mabel

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