Macabros 008: Die Geister-Höhlen
in seinem
Bewußtsein. Hellmark kannte diese Stimme nur zu gut.
»Al Nafuur!« Auch über seine Lippen kam kein Laut.
Er hatte sich angewöhnt, nur noch zu denken, was er eigentlich
hätte sagen müssen, wäre der Gesprächspartner ein
Mensch aus Fleisch und Blut gewesen. »Immer dann, wenn man an
sonst nichts Böses denkt, bist du in der Nähe. Ich hatte
eigentlich gehofft, eher von dir zu hören.«
»Die Geschäfte, mein Freund, die Geschäfte! Damit
redet ihr Menschen euch doch immer heraus.«
»Aber das kommt doch für dich nicht mehr in Frage. Wo du
bist, gibt es keine Geschäfte.«
»Wer weiß, Björn, wer weiß«, erwiderte
die telepathische Stimme. »Mein geistiges Fluidum kann nicht
immer da sein, wo du bist. Manchmal geht der Kontakt verloren, ein
anderes Mal besteht Gefahr, daß Schwarze Priester und deren
Dämonendiener in der Nähe sind und erkennen, woher ich mich
bemerkbar mache. Dann besteht Gefahr. Der Raum zwischen dem Diesseits
und dem Jenseits ist sehr zerbrechlich. Wer um die Kraft weiß,
kann ihn zerstören. Kein Mensch wird dazu imstande sein, aber
die mächtigen Schwarzen Priester…«
»Im Moment besteht demnach keine Gefahr?«
»Im Moment nicht. So, wie du aussiehst, verjagst du alle
Dämonen im Umkreis von einem Kilometer.«
Björn zog die braune Maske vom Gesicht. Er war wieder der
alte, und in der Hand hielt er sichtbar für jeden nur ein
braunes Etwas, das an einen Damenstrumpf erinnerte.
»Na, so gefällst du mir schon besser«, freute sich
Al Nafuur.
»Was geht hier vor, Al Nafuur?« wollte Björn
wissen. »Ich drehe mich im Kreise. Ich bin von den Feinden
umgeben. Ich merke, daß etwas gegen mich vorbereitet wird,
etwas, das furchtbar ist. Aber ich komme nicht weiter.«
»Sie wollen dich aufhalten. Die Schwarzen Priester – an
ihrer Spitze Molochos – fürchten dich.«
»Molochos?« echote Björn. Es wurde ihm erst mit der
letzten Silbe bewußt, daß er den Namen wispernd aussprach
und ihm nachlauschte. »Ich habe den Namen nie gehört. Und
wieso fürchten sie mich?«
»Du hältst den Schlüssel zu ihrer Vernichtung in
der Hand.«
Hellmark lauschte in sich hinein, als hätte er nicht richtig
gehört.
»Wieso?«
»Marlos, die Welt, die dir gehört, ist dieser
Schlüssel. Seit Jahrtausenden bereits wartet sie auf den
Herrscher, der auserkoren ist, das Erbe der alten Rasse anzutreten.
Molochos ist der Höchste. Ihm stehen sieben Schwarze Priester
zur Seite, und jedem dieser Priester dienen siebenundsiebzig
Dämonen. Sie alle schicken sich an, die Menschheit der Macht des
Bösen endgültig zu unterwerfen. Du könntest das
verhindern. Du könntest die sieben mal siebenundsiebzig
Teufelsdiener vernichten – von einer Sekunde zur
anderen.«
»Wie sollte ich das können?«
»Durch Marlos. Jahrtausendelang war Marlos entschwunden.
Jetzt ist es wieder erschienen und wartet auf dich.«
»Wer – oder was ist Marlos?«
»Ein Land. Dort gibt es die Geister-Höhlen. In diesen
Höhlen wird das geheimnisvolle Mittel aufbewahrt, das die Macht
des Bösen für alle Zeiten brechen kann. Die Schwarzen
Priester und ihre Dämonen dürfen Marlos nicht betreten. Sie
können nur Menschen zwingen, für sie die
Geister-Höhlen aufzusuchen und ihnen das Geheimnis zu bringen,
damit sie es vernichten können. Du aber bist der Sohn des toten
Gottes. Dir wird sich die geheime Botschaft enträtseln. Nur du
wirst mit ihr die Schwarzen Priester und ihre Helfer vernichten
können.«
»Und wie lautet die Botschaft?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß es
sie gibt. Mehr ist mir nicht bekannt geworden. Laß dich nicht
aufhalten! Die Dämonen werden alles tun, um dich auszuschalten.
Du mußt kämpfen und als erster die Geisterhöhlen
betreten.«
»Wo kann ich Marlos finden?«
»Auch das weiß ich nicht. Nur du allein wirst es
wissen, wie ein junger Vogel, der zum erstenmal die große Reise
in ein warmes Land antritt, der den Weg niemals zuvor geflogen ist
und der doch genau weiß, wie er fliegen muß. Wenn du
Kaphoon bist, wirst du die Zeichen zu lesen wissen. Säume nicht,
dem Ruf zu folgen! Er entscheidet über die zukünftige
Stärke und Macht Molochos’ und seiner Anhänger. Wer
wird zuerst dort sein, Björn?«
Die Stimme in ihm zog sich zurück. Hellmark sandte einen
letzten telepathischen Ruf nach, aber Al Nafuur reagierte nicht mehr
darauf. Der Kontakt mit dem Zwischenreich war abgebrochen.
Ein nachdenklicher, still in sich gekehrter Hellmark blieb
zurück. Und als er die Treppen
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