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Macabros 009: Blutregen

Macabros 009: Blutregen

Titel: Macabros 009: Blutregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Die
Wellen des nahen Meeres, schaumgekrönt, stürmten die Ufer.
Die Wipfel der Palmen waren in heftige Bewegung geraten.
    Es regnete.
    Wie vorhin.
    Und doch war alles anders.
    Die reale Welt nahm an den Geschehen teil.
    Camillas verschleierte Augen sahen die Verfärbung der Wolken.
Sie waren nicht mehr dunkelrot, nicht mehr mit violetten Rändern
umgeben. Das Heer der Riesenfische und der Fischmenschen wurde
durchscheinend, löste sich auf, als würde jemand alles
auslöschen.
    Nur eines blieb: der sterbende Riesenfisch, der das Thaihaus
zertrümmert und die Bewohner aus dem Schlaf gerissen hatte.
    Die Vision verging. Die Wirklichkeit blieb.
    Schreiend stürzten die Thais auf die Straße. Wind fegte
vom Meer her, drückte sie fast wieder zurück.
    An den Menschen vorbei sprang von dem sterbenden Fisch ein
silbergrauer Urse ab und jagte zum Strand, das Fischmaul weit
aufgerissen, als bekäme er keine Luft mehr.
    Der Fischgesichtige tauchte in dem aufgepeitschten Wasser
unter.
    Camilla Davies begriff nichts mehr.
    Die Welt stand kopf.
    Die Dimensionen vermischten sich. Aus der Welt der Visionen, in
die sie geschleudert worden war, brachen die Wesen einer anderen
Daseinsebene in das Diesseits.
    Der Sturm heulte, der Regen, der so plötzlich losgebrochen
war, hatte nichts mehr mit dem Blutregen gemeinsam. Menschen schrien.
Das Dach des Thaihauses stürzte ein, Steine und gesplittertes
Holz fielen auf den mächtigen Fisch, der in seinen letzten
Zuckungen lag.
     
    *
     
    »Das gibt es nicht! Das kann nicht sein!« Nur diesen
einen Gedanken schien sie noch in Worte fassen zu können.
»Wie können denn die Dinge auf einmal so anders sein?
Vorhin ist ein Wagen durch mich hindurchgefahren – niemand hat
mich wahrgenommen – und nun ist alles Wirklichkeit – auch
für die anderen. Sie haben mir das Leben gerettet, wenn Sie
nicht gewesen wären, dann…«
    Sie schluckte und unterbrach sich.
    Ihr Retter war verschwunden.
     
    *
     
    Er stöhnte.
    Hellmark merkte, wie sein Bewußtsein an die Oberfläche
zurückkehrte.
    Alles tat ihm weh. Er fing an, auch die Bisse der Ratten zu
spüren. Eine hatte sich in seine Wade verbissen, zwei in seine
Oberschenkel.
    Er schlug um sich, aber die Viecher ließen sich nur mit
einiger Mühe vertreiben. Eine mußte er förmlich von
sich abpflücken.
    Benommen kam er zu sich.
    Es dauerte eine kleine Weile, ehe er sich zurechtfand.
    Er begriff die Zusammenhänge wieder, und auch der Traum, den
er gehabt hatte, kam ihm wieder in den Sinn. Merkwürdig, die
Sache mit dem Fisch und der fremden Frau…
    Nicht einen einzigen Moment dachte er daran, daß es
Wirklichkeit hätte sein können, daß sein
Doppelkörper an dem Geschehen teilgenommen hatte.
    Er raffte sich auf. Die Wände um ihn herum waren feucht und
glitschig.
    Björn fühlte einen kühlen, länglichen
Gegenstand auf dem Boden neben sich.
    Die Taschenlampe.
    Er nahm sie an sich, schüttelte sie, und sie flammte auf.
    Er betrachtete sein enges Gefängnis.
    Er hockte in einer Art Röhre, ein gemauerter Schacht, der
oben verschlossen war. Die Luft war kalt. Es war wenig Sauerstoff
vorhanden.
    Ratten umringten ihn. Manche waren groß wie Kaninchen. Sie
hatten überhaupt keine Angst vor dem Menschen. Mit funkelnden
Augen starrten sie ihn an.
    Björn verscheuchte sie. Einige huschten davon. Sie
verschwanden in den breite Spalten unterhalb der Schachtwand.
    Die Öffnungen waren groß genug, daß ein Mensch,
wenn er auf dem Bauche lag, bequem in den weiterführenden
Schacht kriechen konnte.
    Hellmark hatte sein Ziel vorerst erreicht. Wenn auch auf Umwegen.
Aber er konnte nicht riskieren, hier unten herumzukriechen, solange
der Schacht verschlossen war.
    Der Sauerstoff wurde knapper.
    Hellmark drückte sich langsam in die Höhe. Alles tat ihm
weh. Seine Hüften schmerzten, seine Beine, sein Rücken.
    Aber er lebte. Der Sturz in die Tiefe des Schachtes hätte
schlimmer ausgehen können. Das, was sein geheimnisvoller Gegner
bezwecken wollte, war ihm nicht gelungen.
    Während er langsam an der eisernen Sprossenwand nach oben
stieg, versuchte er sich über alles klar zu werden, was passiert
war.
    Es gab nur drei Möglichkeiten: Baring, Tuth oder Garet. Nur
sie hatten gewußt, daß er sich für einen Schacht
interessierte, von dem keiner von ihnen etwas gewußt hatte.
    Einer war nur zum Schein abgefahren und hatte die Abwesenheit der
anderen benutzt, um wieder zurückzukommen und sich in Ruhe
gründlich umzusehen.
    Wer war das gewesen?
    Wer hatte ihn

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