Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 014: Knochensaat

Macabros 014: Knochensaat

Titel: Macabros 014: Knochensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
Bewußtsein.
    Was war passiert?
    Er lief auf den Lagerplatz. Die Schlafsäcke waren leer. Die
Proviant- und Transportkisten lagen fein säuberlich aufeinander
gestapelt an Ort und Stelle, als warteten sie darauf, nur aufgenommen
und weggetragen zu werden.
    Die Träger weg, der General weg – was war passiert?
    Delware preßte die Lippen zu einem schmalen Strich
zusammen.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr und stutzte. Erst wenige Minuten
nach Mitternacht?
    Das konnte doch nicht sein! Das würde bedeuten, daß er
erst gute zwei Stunden geschlafen hatte.
    Es kam ihm viel länger vor.
    Die Uhr stand.
    Fred Delware blickte sich erregt in der Runde um. Er konnte sich
nur einen Reim auf die ganze Geschichte machen: die Träger
hatten gewartet, bis die beiden Weißen eingeschlafen waren, um
dann heimlich im Schutz der Nacht unterzutauchen.
    Der General hatte es gefühlt. Irgend etwas im Verhalten der
Träger war ihm aufgefallen, was Delware nicht bewußt
geworden war.
    Hatten sie den General mitgenommen – und ihn allein hier in
der menschenbedrohenden Wildnis zurückgelassen?
    Er schluckte. Er war einiges gewöhnt, aber der Gedanke an
eine solche Möglichkeit gruselte ihn.
    Er kannte sich hier nicht aus und hatte alles dem General
überlassen, der sehr genau unterrichtet war und vorbereitet
schien. Auf dem halben Weg von Peto hierher hatte er sogar
gewußt, daß sich sieben Meilen weiter westlich, also
links von dem Pfad, den sie in den Dschungel schlugen, eine kleine
Ortschaft befand, deren Namen auf keiner Karte verzeichnet war.
Dieses Nest bestand nur aus acht oder zehn Hütten und mit
Blattwerk gedeckten Häusern. Er wunderte sich selbst, daß
er sich gerade über diesen Ort, den er noch nie gesehen hatte,
nun Gedanken machte. Er ertappte sich bei der Überlegung, ob er
nach dort aufbrechen sollte, wenn alles zu Ende war und er den Weg
zurück nach Peto nicht fand. Aber dann verwarf er den Gedanken
ebenso schnell wieder, wie er ihm gekommen war, und schalt sich einen
Narren, daß er überhaupt so etwas in Betracht zog.
    Die Träger waren weg – der General würde ihren
Aufbruch bemerkt haben. Der General war bewaffnet und ihnen auf den
Fersen. Das erschien viel logischer und vernünftiger. Daß
dem General etwas passiert sein könnte – dieser Gedanke war
absurd. Dieser Mann war nicht zu überlisten, er wußte
stets genau, was er wollte.
    Ein Zweig knackte.
    Delware warf den Kopf herum.
    »General?« fragte er heiser und näherte sich der
Stelle, das Gewehr im Anschlag. Doch niemand antwortete.
Wahrscheinlich war es ein Nachttier oder eine Schlange. Delwares
Augen befanden sich in stetiger Bewegung.
    Fred Delware verließ den Lagerplatz. Kaum sickerte
Sternenlicht durch das dichte Blätterdach des Dschungels. Rundum
wisperte und raunte, summte und gurgelte es. Überall war Leben.
Der Urwald war nie tot.
    In der Nacht wurde einem das stärker bewußt als am
Tag.
    Delware entfernt sich nur so weit vom Lagerplatz, daß er
nicht das Risiko einging, den Rückweg zu verfehlen. Einen
zweiten Weg gab es nicht. Um zu dem geheimnisvollen Tempel der
versunkenen Dschungelstadt Cholpec zu gelangen, mußten sie erst
eine Bresche in den Busch schlagen und Meter für Meter sich
vorkämpfen. Das kostete Kraft und Zeit.
    Geknickte Zweige fielen ihm auf. Er verharrte in der Bewegung.
Diesen Weg waren sie doch noch gar nicht gegangen!
    Er hielt den Atem an und betrachtete die Bruchstellen.
    Die Nacht war feucht, und Delware spürte die Nähe des
Sumpfes. Er wußte durch den General, daß noch eine
sumpfreiche Strecke vor ihnen lag und viele Spanier, die zwischen dem
fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert auf der Jagd nach dem
sagenhaften Gold waren, den Tod fanden, weil sie sich nicht
auskannten.
    Wieder das Knacken… Ganz dicht vor ihm…
    Da sah er den Schatten. Eine Gestalt. Delware riß die Waffe
hoch. Sein Spanisch war zu schlecht, als daß er das hätte
ausdrücken können, was ihm durch den Kopf ging. Ein paar
abgehackte Worte drangen über seine Lippen.
    »Hola… quién es?… Amag?«
    Die Gestalt war nur durch ein Gebüsch von ihm entfernt.
    Delware lenkte den Strahl der Taschenlampe nach oben. Er sah ein
junges, breites Gesicht und dunkle Augen. Lang und ungepflegt waren
die blauschwarzen Haare, die das jugendliche Gesicht rahmten und weit
bis auf die Schultern hinabreichten, so daß der Amerikaner im
ersten Moment sein Gegenüber für eine Eingeborene hielt.
»Quién es tu?«
    Er hatte diesen Menschen nie gesehen. Er

Weitere Kostenlose Bücher