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Macabros 016: Geisterheere aus dem Jenseits

Macabros 016: Geisterheere aus dem Jenseits

Titel: Macabros 016: Geisterheere aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Qualitäten, die man dir auch
nicht ansieht.«
    Pascal Tosette grinste schwach. »Wäre ich jetzt aus
einem anderen Holz geschnitzt, würde ich den Beleidigten
spielen, aber diese Rolle steht mir nun mal nicht. Vielleicht hast du
recht. Aber darüber wollen wir nicht diskutieren. Ich glaube
nämlich, daß wir uns ähnlicher sind, als du für
möglich hältst. Auch dir geht es nur um deinen eigenen
Vorteil. Du willst – wie ich – schnell und mühelos
reich werden… Und da muß man eben über Leichen
gehen…«
    »Also doch! Ihr habt…«
    »Nein, da bist du auf dem Holzweg. Nur eine Redensart, du
kennst sie auch. Wir haben nichts mit dem Überfall zu
tun.«
    »Aber ihr verschweigt mir etwas.«
    »Aus gutem Grund! Weil wir selbst nur erst eine Ahnung haben
und ich Nicole ausdrücklich darum bat, noch nichts verlauten zu
lassen. Aber wenn du’s bitte unbedingt wissen willst, dann
hör es dir an! Nicole!«
    Er winkte mit dem Kopf, und seine Frau nickte eifrig.
    »Uns ist etwas aufgefallen«, fuhr sie mit leiser,
bedrückt klingender Stimme fort. »Therese starb durch einen
Stich ins Herz. Mutter wurde vom gleichen Täter unterhalb des
Herzens erwischt. Beide Wunden sind sichtbar. Bei Vater hat man
nichts gesehen.«
    »Er hat einen Herzschlag bekommen und wurde nicht
erstochen!« Hatte er es denn mit lauter Idioten zu tun? Was
Nicole redete, konnte von einem Schwachsinnigen stammen!
    »Du weißt selbst, wie besorgt Vater um seine Gesundheit
war. Ich kenne keinen Mann, der so oft und so gründlich
untersucht wurde wie Vater. Er war topfit, als er starb. Keine
organischen Beschwerden. Sein Herz war völlig in Ordnung. Und
dieser Mann bekommt einen Herzschlag. Ist das nicht komisch,
Alain?«
    »Der Totenschein…«
    »Wurde von einem Stümper ausgestellt«, fiel Nicole
ihm ins Wort. »Darüber sind Pascal und ich uns
einig.«
    »Es war der gleiche Arzt, der die anderen Untersuchungen
regelmäßig durchführte. Also war er auch da ein
Stümper, aber das steht nicht zur Debatte. Wir sehen die Dinge
von einer besonderen Warte: was geschah – geschah durch das
geheimnisvolle Amulett. Vater beschwor finstere Mächte und
beging einen entscheidenden Fehler. Diesen Fehler wollen wir
vermeiden. Wir wollen uns nicht versklaven lassen, wir wollen
herrschen! Es muß Unterlagen geben über die Versuche, die
Vater gemacht hat und von denen Genevieve nichts ahnte. Diese
Unterlagen wurden gesucht. Verwüstetes Zimmer, durchwühlte
Schubladen – fällt dir nichts auf? Aber das nur nebenbei.
Um nochmals auf den Herzanfall zu kommen: Vater hat etwas beschworen,
das größer war, als er offenbar glaubte. Er wurde
getötet. Etwas bohrte sich in sein Herz, aber die Wunde ist
für uns nicht sichtbar geworden. Sichtbar wurde sie bei Therese
und bei Mutter. Warum das so ist – wissen wir nicht.«
     
    *
     
    Es war wenige Minuten nach fünf Uhr morgens. Obwohl spät
und volltrunken zu Bett gegangen, wurde Lili um diese Zeit
regelmäßig wach.
    Schnaufend richtete sie sich auf. Sie rieb sich die Augen, und ihr
erster Griff galt der Flasche auf dem kleinen, nach Mottenkugeln
riechenden Nachttisch.
    Nur der Boden war noch bedeckt.
    Unwillig stellte die alte Frau die Flasche zurück und stand
auf.
    Als Nachthemd trug sie einen löchrigen Unterrock, der ehedem
mal weiß gewesen war.
    Sie tauchte die Hände in eine bereitstehende Schüssel,
in der das Waschwasser vom vergangenen Tag stand, und wusch sich die
Augen. Als Handtuch diente ein Zipfel des grauen Unterrocks.
    Die Frau lebte allein in dem Wohnwagen. Ihrem Sohn gehörten
das Festzelt und zwei Losbuden. Lili war eine Belastung, aber ihr
einziger Sohn stieß sie nicht einfach von sich. Daß seine
Mutter trank und nur noch ein Wrack war, hing mit einem Erlebnis
zusammen, das zehn Jahre zurücklag.
    Sein jüngerer Bruder stürzte von einem Zeltmast und
bohrte sich, als er unten ankam, eine fest in den Boden gerammte
Eisenstange in den Rücken, die aus seiner Brust wieder
austrat.
    Lili wurde Zeuge des schrecklichen Unfalls. Sie wurde mit einem
Schock ins Krankenhaus eingeliefert. Man half ihr, aber seit diesen
Tagen hatte sie sich verändert. Sie quälte sich in
Selbstvorwürfen. Dies war der Grund: kurz vor dem Unfall war der
Verunglückte noch bei ihr gewesen mit der Bitte, weggehen zu
dürfen. Er hatte ein Mädchen in der Stadt kennengelernt und
sich mit ihm verabredet. Lili war sehr streng. Die beiden Jungen
waren praktisch ohne Vater aufgewachsen, der eine
Lungenentzündung nicht

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