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Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren

Titel: Macabros 022: Phantom aus dem Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Aussehen. Das wahre Ich Saionans war ausgelöscht und im
Tempel der Toten für alle Zeiten gefangen.
    Die Besucherin aus dem Jenseits verließ das Schwesternzimmer
und lief drei Türen weiter. Matt brannte eine gelbliche
Neonröhre. Der lange, weißlackierte Gang war menschenleer.
Niemand sah die Fremde, der man ihre unheimliche Mission nicht ansah,
in dem Krankenzimmer verschwinden, in dem Björn Hellmark
untergebracht war.
    Der Deutsche lag allein in dem Raum. Es roch nach einem
Desinfektionsmittel.
    Lautlos wie ein Schatten näherte Saionan sich dem
Krankenlager.
    Hellmark atmete tief und ruhig. Er sah erholt aus. Nach dem
schockartigen Zustand, in dem man ihn hierher gebracht hatte, befand
er sich sichtlich auf dem Weg der Besserung.
    »Gute Reise«, flüsterte die Untote, und die blaue
Blüte glitt über Stirn, Nase und Mund des Schlafenden.
    Der Körper wurde seltsam durchsichtig und schwebte wie ein
Schemen unter der Zudecke. Durch Kopf und Schultern und den Arm, der
mit dem Schlauch der Infusionslösung verbunden war, erkannte
Saionan den Bettbezug.
    Der Schlafende war durchsichtig wie ein Geist und löste sich
im nächsten Augenblick völlig auf.
     
    *
     
    Das Bett war leer.
    Die Untote betrachtete die Blüte in ihrer Hand und zuckte
zusammen.
    Die blaue Farbe bleichte aus. Die Blüte welkte, wurde trocken
und unansehnlich und zerfiel wie Staub zwischen ihren Fingern.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Panischer Schrecken erfaßte die Untote mit dem Aussehen der
Insulanerin.
    »Es ist etwas schiefgegangen. Orlok wird böse
sein«, sagte da eine ruhige Stimme hinter ihr.
    Saionan wirbelte herum.
    Ihr Gesicht verzerrte sich zur Fratze, ihre Haut lief
grün-grau an.
    Vor ihr stand niemand anders als – Björn Hellmark.
     
    *
     
    Björn hatte mal einen Untoten aus Orloks Reich erlebt und
wußte, daß er ihnen mit der Dämonenmaske nichts
anhaben konnte.
    Sie waren keine Dämonen, lösten sich beim Anblick der
Maske nicht auf und verschwanden auch nicht.
    »Hellmark?« entrann es den spröden Lippen der
Untoten. »Das andere…«
    »… war mein Doppelkörper.« Björn kam aus
der schattigen Ecke, aus der er den Vorgang beobachtet hatte.
»Ich wurde plötzlich wach und spürte die Gefahr. Die
Tür öffnete sich in dem Augenblick, als ich aus dem Bett
stieg. Ich konzentrierte mich auf meinen Zweitkörper und konnte
ihn noch entstehen lassen. Gerade rechtzeitig, wie mir scheint. Etwas
ist schiefgelaufen, wenn ich mir die Blume so ansehe, mit der du mich
gestreichelt hast. Sie berührte einen reinen Energiekörper,
keinen aus Fleisch und Blut.«
    »Dann werde ich das nachholen!« Wirr und strähnig
hingen der Untoten die Haare ins Gesicht, das zur Fratze geworden
war.
    Heißer, stinkender Atem schlug Hellmark entgegen. Die
tiefliegenden Augen in dem Gesicht der anderen glühten in
feurigem Rot. Dieses Wesen hatte nicht mehr die geringste
Ähnlichkeit mit der hübschen Saionan, deren Lebenskraft und
Seele dieser Schmarotzer aus dem Jenseits in sich aufgenommen
hatte.
    Er glaubte, mit seinem wahren Aussehen den Menschen in die Flucht
zu schlagen und zu Tode zu erschrecken.
    Aber Björn Hellmark, der Feind aller Jenseitsboten, die mit
böser Absicht kamen, war nicht so leicht zu erschrecken.
    Björns Rechte kam nach vorn. Er umfaßte das kalte,
knochige Armgelenk der Untoten und bog es zurück. Im Gelenk
knirschte es. Kein Schmerzenslaut kam über die Lippen der
Jenseitsbotin, die sich ihrem verhaßten Feind entgegenwarf, der
sie überlistet hatte.
    Björn war noch geschwächt und konnte nicht alle seine
Kräfte mobilisieren. Er merkte das.
    Dämonen, Untote und Geister konnte man nicht besiegen, in dem
man sich mit ihnen in eine handfeste Auseinandersetzung
einließ. Da zog man immer den kürzeren. Sie konnten
ständig Kräfte freisetzen, ohne daß die sich
verbrauchten. Da waren sie in jeder Hinsicht überlegen. Wer aus
Fleisch und Blut bestand, mußte mit seinen Kräften
haushalten.
    Aber Björn Hellmark hatte anderes auf Lager.
    Zwar kostete es ihn Energie, seinen Zweitkörper entstehen zu
lassen, aber der brachte ihm den Vorteil, daß er durch
Wesenheiten aus dem Jenseits weder verletzt noch anderweitig in
Mitleidenschaft gezogen werden konnte. Und er konnte ihn zudem an
eine Stelle schicken, wohin er jetzt als Hellmark unmöglich
hätte gehen können.
    Björn schickte Macabros schnell wie einen Gedanken nach
Finjas. Im gleichen Augenblick registrierte er mit wachem
Bewußtsein sowohl die Situation im Krankenzimmer

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