Macabros 023: Gefangen im Totenmaar
über ihn
zusammen.
Er schluckte Wasser, kämpfte sich in die Höhe, prustete
und schnaubte wie ein Nilpferd.
Noch Schleier vor den Augen wurde er Zeuge eines
außergewöhnlichen, unheimlichen und unfaßbaren
Vorgangs.
Das Ruderboot mit den drei Insassen sank! Es wurde förmlich
in die Tiefe gesogen, ohne daß es einen plausiblen Grund
dafür gegeben hätte.
Das Innere des Bootes war mit Wasser gefüllt, stieg rasend
schnell und verdeckte bereits die Oberkörper der drei
Insassen.
Die schrien nicht und machten nicht den geringsten Versuch, aus
dem sinkenden Boot zu verschwinden.
Nein, sie warteten auf seinen Untergang und führten ihn durch
geheimnisvolle Kraft herbei!
Jetzt schlug das Wasser über den Köpfen der drei
zusammen.
Das Boot und Burghardts Paddel gerieten noch in den Sog.
Dann war der Spuk vorüber.
Der Reporter wischte sich die nassen Haare aus der Stirn und
erhielt förmlich einen Schlag gegen die Brust, als die
geheimnisvolle Kraftquelle auch ihn erreichte und
zurückwarf.
Wie von Sinnen begann er zu schwimmen. Nur weg von diesem
gespenstischen Mahlstrom!
Und er schaffte es!
Meter für Meter brachte er hinter sich. Erst jetzt, als er
schwimmend dem Ufer zustrebte, wurde ihm bewußt, wie weit er
schon entfernt war.
Die Kälte fraß sich in seine Glieder, und die mit
Wasser vollgesogene Kleidung an seinem Körper schien mit jeder
Minute, die verstrich, noch schwerer zu werden.
Er keuchte. Die Arme wurden ihm schwer und die Beine. Das
Verlangen, einfach die Schwimmbewegungen einzustellen, kam wie ein
Gift in ihm auf. Sekundenlang war ihm alles egal. Er wurde
gleichgültig und apathisch.
Und doch schwamm er weiter, mechanisch die Bewegungen
ausführend.
Dunkle Kreise drehten sich vor seinen Augen. Die Luft wurde ihm
knapp, bleierne Müdigkeit erfaßte seinen Körper.
Er wußte nicht mehr, wie lange er unterwegs war. Es kam ihm
vor wie eine Ewigkeit.
Er, der in so vielen sportlichen Disziplinen seinen Mann gestanden
hatte, wunderte sich darüber, welche Konditionsschwächen
sich nun zeigten.
Wie in Trance hielt er durch und glaubte, im Kreis zu schwimmen
oder in entgegengesetzter Richtung. Er hatte die Orientierung
verloren.
Er konnte kaum noch. Jede Bewegung wurde zur Qual.
Da ragte eine Hand neben ihm aus dem Wasser. Er erblickte sie zu
spät und hatte keine Kraft mehr, sich nochmals zur Wehr zu
setzen. Er war ein leichtes Opfer. Sein Kopf wurde unter Wasser
gedrückt. Selbst in seiner Todesangst schaffte er es nicht mehr,
sich aus der Umklammerung der beiden Hände zu befreien.
Er spürte schlammigen Boden unter den Füßen. Dann
verlor er die Orientierung und wußte nicht mehr, wo oben und
unten war.
Drei Meter vor dem rettenden Ufer ereilte ihn sein Schicksal.
Im Morgengrauen fanden zwei Spaziergänger die Leiche des
Reporters am Ufer des Wörther Sees.
*
Björn Hellmark und Rani Mahay kamen in Velden an, als sich
die Nachricht von dem Fund am Ufer bereits wie ein Lauffeuer
verbreitet hatte.
Neugierige waren an den See hinunter gegangen, die Polizei
mußte Absperrmaßnahmen ergreifen.
Kommissar Mandert und seine Begleiter vom Spurensicherungsdienst
steckten mitten in der Arbeit.
Die Leiche war inzwischen weggeschafft worden. Durch Einwohner war
zu erfahren, daß es sich bei dem Toten um einen gewissen Rolf
Burghardt handelte.
Im Zusammenhang mit dem Toten vermißte man auch ein Boot,
das einem jungen Mann gehörte, der in Velden Urlaub machte.
Außerdem vermißte man ein Pärchen, das sich in der
Pension »Zum See« einquartiert hatte und in der Nacht nicht
zurückgekehrt war. Auch das Boot dieses Paares fehlte.
Stand alles irgendwie in Zusammenhang?
Björn sprach mit einem der Polizisten und gab seinem Freund
Rani ein Zeichen, daß dieser den Umstehenden ruhig neugierige
Fragen stellen sollte. Vielleicht kam das eine oder andere heraus,
das sie verwerten konnten.
Er selbst bat um ein Gespräch mit dem Kommissar, in dem er
wahrheitsgemäß angab, daß Burghardt ihm bekannt und
er wahrscheinlich der letzte gewesen war, der ihn gestern abend noch
lebend sah.
Mandert sollte sofort Näheres wissen. Es war ihm inzwischen
zu Ohren gekommen, daß Rolf Burghardt die Polizeistation in
Velden von dem See-Unfall verständigte. In den Nachtstunden
hatte man zwar noch ein Patrouillenboot ausgeschickt und einen Teil
des Sees unter Scheinwerferlicht abgesucht, aber nichts
Verdächtiges entdeckt. Man beschloß, die Suche mit Anbruch
des neuen Tages fortzusetzen, was in
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