Macabros 023: Gefangen im Totenmaar
diesen Minuten geschah.
Draußen auf dem See waren mehrere Polizeiboote zu sehen.
Für den gesamten privaten Bootsverkehr war der See gesperrt.
Björns Gehirn arbeitete wie ein Computer.
Noch vor dem Eintreffen der Polizei gestern nacht, mußte
Burghardt auf irgend etwas aufmerksam geworden sein, das ihn
veranlaßte, zum See hinunterzugehen.
»Ich glaube fest daran, daß es einen Zusammenhang
zwischen dem verschwundenen Segelboot und Burghardts Tod gibt«,
murmelte Björn. Er blickte gedankenversunken auf Mandert.
Der Kommissar war zwei Köpfe kleiner als er, hatte ein
runzliges Gesicht und trug eine Brille mit dicken Gläsern,
hinter denen seine Augen riesig wirkten.
»Sie denken an Mord?« fragte der unscheinbare
Kripo-Mann, blickte zu dem blonden Deutschen auf, griff mechanisch
nach seiner Brusttasche und zog einen Zigarillo hervor, den er zuerst
Björn anbot. Der lehnte dankend ab.
»Ja, ich denke an Mord.«
Mandert zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht so recht.
Wir haben den Toten untersucht. Er trug keine Zeichen von
Gewaltanwendung. Wir wissen nicht viel über Herrn Burghardt. Wir
kennen seinen Namen und sind davon unterrichtet, wo er einquartiert
war und welchem Beruf er nachging. Vielleicht hatte er Sorgen, hm?
Hat er je mit Ihnen darüber gesprochen?«
»Nein.« Björn schüttelte den Kopf. »Sie
denken an Selbstmord?« fügte er dann sofort seine Frage
an.
»Gewissermaßen, ja. Er ging ins Wasser, tauchte unter
und ertrank. Keine Zeichen von Gewaltanwendung, ich sagte es
schon.«
Hellmark nagte an seiner Unterlippe. Selbstmord? Das war Burghardt
nicht zuzutrauen. Es sei denn: er wäre dazu getrieben
worden.
Das Fragespiel zwischen ihm und dem Kommissar dauerte fünf
Minuten.
Mandert notierte sich die Anschrift und den Namen des Hotels, in
dem Hellmark wohnte. Seit seiner Ankunft heute morgen war er im
gleichen Hotel abgestiegen wie Burghardt. Wenn die Polizei
Nachforschungen in dieser Richtung anstellte, würde sie
feststellen, daß er erst seit heute dort gemeldet war. Wo aber
hatte er sich gestern aufgehalten, da er doch behauptete, mit
Burghardt zusammen gewesen zu sein? Da war er als Macabros mit Hilfe
seines Zweitkörpers hiergewesen. Nur Burghardt wußte
das.
Vom kriminalistischen Standpunkt aus mußte er, Hellmark,
notgedrungen nach seinem Verbleib in der letzten Nacht gefragt
werden, vorausgesetzt, daß Kommissar Mandert alle Probleme
berücksichtigte, die mit diesem rätselhaften Todesfall
zusammenhingen. Machte er sich erst mal von dem Gedanken frei,
daß es vielleicht doch kein Selbstmord sein konnte, dann
würden gezielte Fragen erfolgen. Björn hoffte, daß
ihm dann eine geeignete Ausrede einfiel. Von Zweitkörper zu
reden hätte dann keinen Sinn mehr. Dafür würde Mandert
kein Verständnis aufbringen.
Björn warf einen Blick hinüber zum Haus Rudi Czernins.
Wie auch in der Nachbarschaft die Neugierigen ihre Köpfe aus den
Fenstern streckten, um etwas vom Geschehen am See mitzubekommen, so
schien sich auch Karla Teffler, die Haushälterin des Geologen,
für die Vorgänge zu interessieren.
»Wir gehen mal zu ihr«, meinte Björn, als er wieder
bei Mahay stand. Mehr sagte er nicht, und der Koloß aus Bhutan,
in dessen Adern ebenfalls das Blut der alten Rasse Xantilons
floß, fragte nicht. Er wußte, wenn Björn sich so
verhielt, dann hatte er meistens den Kopf voller Gedanken.
*
Schon nach dem ersten Klingelzeichen stand sie an der Tür und
betrachtete die beiden Fremden.
Björn kam sofort zum Wesentlichen. »Ich hätte gern
Herrn Czernin gesprochen.«
»Er ist nicht im Haus«, erfuhr er.
Das konnte stimmen. Schließlich war er als Macabros selbst
Zeuge der atomaren Auflösung des Geologen geworden, der sich
geheimnisvollen Forschungen gewidmet hatte, die er in ihrem ganzen
Ausmaß noch gar nicht überblickte.
Karla Teffler strahlte eine gewisse Unruhe aus. Hellmarks feinem
Gespür blieb das nicht verborgen.
Diese Frau verschwieg etwas! Dazu hatte Czernin sie
veranlaßt. Aber dieses Schweigen konnte Folgen haben.
Björn setzte alles auf eine Karte. Klipp und klar
erklärte er, daß er gestern abend mit Rudi Czernin
gesprochen hätte. Karla Teffler wurde bleich, als er
erwähnte, wie er ins Haus gekommen war und welcher Inhalt das
Gespräch gehabt hatte.
»Es geht um den Tod eines Menschen«, schloß er,
auf den Reporter aus Wien anspielend. »Ich fürchte, es gibt
hier einen Zusammenhang. Rolf Burghardt hat noch mal etwas
beobachtet, von dem ich keine Kenntnis
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