Macabros 025: Uga, Bestie aus der Urzeit
aufs Flehen. Sie rutschte auf den
Knien auf den Thron des Riesen zu.
Uga lachte zynisch, und sein riesiges, unflätiges Gesicht
glänzte, als wäre es mit Öl eingerieben.
Er fing ganz schrecklich an zu lachen; es klang schaurig durch die
Höhle und kehrte als mehrfaches Echo aus der Tiefe seines
finsteren Reiches zurück.
Die große Seitenwand öffnete sich lautlos, noch
während er lachte.
»Du wirst jetzt sterben! In der Mitte der fünften
Nacht… Morgen deine beiden Schwestern. Und in der letzten und
siebten Nacht – kommt er an die Reihe. Wie Molochos es
gewünscht hat.« Seine glühenden Augen waren auf
Björn Hellmark gerichtet.
*
Eine Gruppe von gedrungenen Steinzeitmenschen lief in den
düsteren Höhlentempel, Ehe Laitea es sich versah, wurde sie
von harten Händen zurückgerissen und auf die unterste Stufe
des Throns gezerrt, der breit war wie ein Altar.
Sie strampelte und schlug um sich, aber ihre Gegenwehr war
vergebens.
Im Nu war sie überwältigt und wieder gefesselt.
Langgestreckt, wie sie war, legten die Urmenschen sie nieder.
Sie waren aufs äußerste erregt. Hellmark zerrte wie ein
Wahnsinniger an seinen Fesseln. Er war in diesem Moment nur Statist,
auf den niemand achtete. Es knirschte in seinen Armgelenken, es
knirschte in den breiten Pflanzenfasern. Eine riß in der Mitte
durch.
Aber das war zu wenig. Seine Arme klebten noch immer auf seinem
Rücken.
Hellmark rollte sich über den Boden.
Er sah, daß alle Vorbereitungen getroffen waren, Laitea zu
opfern. Ihr Kopf wurde nach hinten gedrückt. Zwei Urmenschen
hielten ihre Beine fest, ein dritter holte aus seinem Fellgürtel
ein gezacktes, steinernes Messer.
Laitea schrie und versuchte sich aufzurichten.
Björn Hellmark riß seine gefesselten Beine herum. Wie
Dreschflegel schlug er sie gegen die stämmigen Beine des einen,
der den Kopf der schönen Blondine hielt. Dieser wankte und
verlor durch den plötzlichen Angriff den Halt. Ehe er sich
fangen konnte, erfolgte bereits Björns zweiter Angriff. Er
stemmte seine Beine in die Höhe, stieß sich ab und
schnellte nach vorn.
Er trat dem Steinzeitmenschen voll in den Unterleib, daß
dieser mit gellendem Aufschrei nach hinten flog.
Alles ging so schnell, daß Hellmark noch dazu kam, auf die
gleiche Weise den Urmenschen mit dem Messer zu attackieren und zu
Boden zu schleudern. Aber dann war es auch aus.
Zwei der Ureinwohner dieses Landes stürzten sich auf ihn. Er
erhielt einen Tritt ins Gesicht, daß er zurückflog,
während der, der das Opfer töten sollte, mit einem dumpfen,
bösartigen, tierischen Knurren auf die Beine kam, das
Steinmesser emporriß und sich auf Laitea stürzte.
»Nicht!« brüllte Hellmark aus Leibeskräften,
und sein Gesicht lief puterrot an. Sie zerrten ihn von der Altarstufe
weg. Uga machte keinen Finger krumm, er saß nur da und lachte
wie ein böser, zum Leben erwachter Götze, für den das
Ganze nur ein amüsantes Schauspiel war.
»Laßt sie leben! Hört nicht auf den Koloß!
Uga verführt euch!«
Seine Stimme verhallte.
Niemand reagierte. Es war alles so, als ob er überhaupt
nichts sagen würde.
Kein Wunder. Niemand verstand ihn.
Er erhielt einen Schlag gegen den Kopf, daß er
zurückflog.
»Laßt sie leben!« gurgelte er noch, während
er zusammenbrach.
Aber noch ehe wohltuende Ohnmacht ihn umhüllte, wußte
er, daß alles zwecklos war.
Er lebte in einer grausamen, barbarischen Zeit. Töten –
das gehörte zum Alltag. Den geheimnisvollen mächtigen
Göttern, wie Uga einer war, brachte man Opfer dar, damit man
selbst von ihnen verschont wurde.
Sein Bewußtsein sackte weg.
Er hörte nicht mehr den Todesschrei Laiteas und sah nicht
mehr das scharfkantige Steinmesser, das sich unterhalb ihrer Brust in
ihr Herz bohrte.
*
Das kleine Dorf mit den Holzhütten lag inmitten des
Talkessels und zog sich bis zu den Ausläufern der dunklen,
zerklüfteten Berge hin, wo die Echsenvögel und
Tyranno-Saurier hausten.
Die Nacht war ruhig, alles lag in Frieden.
Doch der Schein trog.
Es war eine der schwarzen Nächte, wie die Menschen in diesem
kleinen Dorf, das nicht so recht in diese Zeit paßte,
wußten.
Durch die schmalen Wege zwischen den einzelnen Wohnhäusern
patrouillierten die Wachen, junge Männer mit Fellhosen und
Ledergürteln und bewaffnet mit edel geschmiedeten Schwertern und
Messern.
Diese Waffen wurden in einer eigenen Schmiede hergestellt und
zeigten, daß die Menschen auf einer weit höheren
Entwicklungsstufe standen und ein
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