Macabros 025: Uga, Bestie aus der Urzeit
Ugas Macht doch weit
unterschätzt.«
Die Stimme kam aus dem Schlund des echsenartigen Riesenvogels. Es
war Ugas Stimme.
*
Björn rollte sich herum. Schweiß perlte auf seiner
Stirn.
Laitea war vor Entsetzen wie gelähmt, als der hochbeinige
Vogel auf sie zustelzte und im nächsten Schritt sein Aussehen
veränderte.
Der breite, schuppige Körper schrumpfte ein, menschliche
Formen entwickelten sich, aber in solchen Ausmaßen, daß
dem Beobachter der Atem stockte.
Ein Riese entstand vor seinen Augen.
Der Kopf auf den breiten, muskulösen Schultern war so weit
entfernt, daß er in der Dunkelheit der Deckenhöhle
verschwand.
Von dort oben war Uga gekommen.
Unwillkürlich warf Björn einen schnellen Blick in diese
Richtung. Nur brodelnde, undurchdringliche Schwärze! Wie eine
Riesenfledermaus schien der Magier, der seine Gestalt ändern
konnte, dort oben gehangen und sie beobachtet zu haben.
Björn riß wie verrückt an seinen Fesseln. Der
Riese wandte ihm den Rücken zu und machte einen Schritt auf
Laitea zu.
Die schrie gellend auf, riß sich plötzlich los aus dem
Bann, der sie gefangenhielt, und stürzte mit wehenden
Beinschleiern davon.
Sie tauchte im Dunkel der Höhle unter.
Uga lachte nur, beugte sich nach vorn und griff zu. Seine Hand war
so groß wie eine Schaufel. Damit drückte er die Fliehende
zu Boden, die um sich schlug und sich vergebens wehrte. Uga riß
sie zurück und schleuderte sie achtlos auf das Fellager vor dem
Thron, wo sie gegen Hellmark flog.
Angsterfüllt krallte sie sich an den großen, blonden
Mann.
»Umsonst«, wisperte sie. »Es war alles umsonst. Ich
hätte es mir denken können. Er ist nicht zu
überlisten. Er ist ein Scheusal, er hat uns die ganze Zeit
über beobachtet.«
»Nein, meine Liebe«, sagte Uga höhnisch, sich auf
seinen Thron niederlassend. Der Koloß nahm die ganze Front ein
und verdeckte die Wand hinter dem steinernen Thron. »Das hat Uga
nicht nötig. Ich habe mich ein bißchen in der Umgebung
umgesehen. Ihr habt im Dorf gewisse Vorsichtsmaßnahmen
getroffen, um einen neuen Überfall zu vereiteln. Glaubt ihr
wirklich, durch eure kindischen Vorkehrungen meine Pläne
durchkreuzen zu können? Dakon ist alt und krank, man merkt, es
fällt ihm nichts mehr ein. Meine Macht ist schon zu weit
gediehen, als daß ihr noch irgend etwas an dem ändern
könntet, was doch über kurz oder lang eintreten wird. Ich
werde weiter wachsen, ich werde über alle herrschen, die jetzt
sind und noch nachkommen werden. Man wird mich verehren wie einen
Gott, man wird mich fürchten – und das mit gutem Recht.
Selbst Molochos hat sich aus fernem Raum an mich gewandt. Wenn ich
alle Probleme löse, wird Großes geschehen. Der scheue
Rokat, der immer im Schatten seines großen Herrn und Meisters
Dakon stand, hat sich gemausert.«
»Er spielt mit dem Feuer«, preßte Laitea hervor.
»Das Feuer, das euch verbrennen wird! Wenn du es so meinst, dann
stimmt es. Du hast dich mit Mächten eingelassen, die Dakon stets
verurteilt.«
»Weil er nicht wußte, was er mit ihnen anfangen
sollte«, sagte der Magier mit dumpf dröhnender Stimme.
»Ich habe den Weg zu den ganz Großen gefunden. Ihnen diene
ich, ihnen erfülle ich jeden Wunsch, weil ich weiß,
daß auch sie mich nicht im Stich lassen werden. Ugas Name wird
die Zeiten überdauern. Ich werde in die Geschichte dieser Welt
eingehen. Von meinem finsteren Reich, das ich aufbauen werde, werden
die nachfolgenden Generationen noch berichten. Jenseits des Berges
entsteht mein Schloß. Wie dort Felsblock auf Felsblock
gestapelt wird, werden parallel dazu meine Macht und mein
Einfluß wachsen. Alle Geister, selbst die schrecklichsten,
deren Anrufung Tod und Verderben demjenigen bringt, der es nicht
versteht, sie richtig zu beschwören, werden mir blinden Gehorsam
zollen.«
Er war größenwahnsinnig. Laitea sagte es ihm auf den
Kopf zu und warnte ihn vor den Geistern, die er gerufen hatte.
Doch der Magier, der wie Laitea dem gleichen Volk entstammte,
lachte nur.
»Heute ist die fünfte der schwarzen Nächte. Du
wirst sterben, Laitea. Und die Dämonen, mit denen ich mich
verbündet habe, haben neue Wünsche für die sechste
Nacht angemeldet. Sie fordern das Leben deiner beiden Schwestern.
Laitea.«
Die blonde Frau zuckte zusammen, schrie auf und preßte beide
Hände an den Mund.
»Ich bin bereit zu sterben, Rokat.«
»Nenne diesen Namen nicht mehr. Ich bin Uga.«
»Laß sie beide in Frieden. Krümme ihnen kein
Haar!« Laitea verlegte sich
Weitere Kostenlose Bücher