Macabros 026: Elixier der Verdammnis
ihnen bewegte es sich schattengleich.
Sie hörten nichts und sahen nichts…
Plötzlich standen die beiden vermummten und in nachtschwarze
Tücher eingehüllte Gestalten hinter Björn und Arson.
Ehe sie begriffen, wie ihnen geschah, war es schon vorüber.
Es zischte, als ob Stahlruten durch die Luft gezogen
würden.
Björn warf sich noch instinktiv herum, doch seine Abwehr
erfolgte zu spät.
Etwas krachte auf seinen Schädel.
Es wurde schwarz vor seinen Augen.
Hellmark kippte nach vorn, rutschte an der Wand entlang und schlug
zu Boden.
Im gleichen Augenblick, als sein Bewußtsein erlosch, brach
auch seine Kontrolle über seinen Zweitkörper zusammen.
Macabros, auf Beobachtungsstation im fremden, rätselhaften
Garten einer ebenso rätselhaften Welt, wankte wie ein Schilfrohr
im Wind – und seine Konturen wurden durchscheinend.
Der Ätherkörper schrumpfte und erlosch wie eine
Kerzenflamme, die jemand ausblies.
*
Sie bemerkten beide nichts mehr. Tiefe Bewußtlosigkeit nahm
sie gefangen.
Die schwarzvermummten Gestalten bückten sich, nachdem sie
ihre wirkungsvollen Schlagwaffen ebenso lautlos wieder unter ihrem
Umhang hatten verschwinden lassen, wie sie sie hervorzogen.
Die Vermummten schleiften Hellmark und Arson kurzerhand zu dem
zugewachsenen Gittertor, das sich bei ihrer Annäherung lautlos
wie durch Geisterhand öffnete.
Die beiden Bewußtlosen wurden in den lichtlosen,
geheimnisvollen Garten gezerrt.
Das Tor schloß sich…
*
Ein großes Augenpaar blickte die beiden Frauen an.
Sie hat schöne Augen, waren Carminias erste Gedanken, aber
sehr ernst. Warum sieht sie so traurig aus?
Die Brasilianerin und die Reporterin standen dem Medium
gegenüber.
Es dämmerte. In dem alten Park war es schon dunkler als
draußen im offenen Gelände.
»Miss Carter«, entfuhr es Sheila Martens
überrascht, und sie schlug sich mit der Rechten gegen die Brust,
als müsse sie sich bekreuzigen. »Unser Termin!«
»Richtig! Sie haben ihn vergessen – ich nicht. Ich lebe
schließlich davon, daß ich Termine einhalte. Es war gar
nicht einfach, Sie ausfindig zu machen. Aber nun habe ich Sie doch
entdeckt. Ich bin froh darüber. Die Anfahrt war zwar ein
bißchen lang, aber bei den großzügigen Honoraren,
die die Verlagsleitung Ihnen zuliebe loseist, muß auch das drin
sein.«
Sheila Martens’ Blicke klebten förmlich an der
braunhäutigen Begleiterin der Engländerin.
»Sie haben – jemand mitgebracht?« fragte das Medium
überflüssigerweise.
»Ja, eine Bekannte. Es hat sich ganz plötzlich
ergeben.« Helen Carter hatte die richtige Art, mit Menschen
umzugehen. Sie erklärte wahrheitsgemäß wie der
Kontakt zwischen ihr und Carminia Brado zustandegekommen war und
sprach auch von der Absicht Carminias, an einer Sitzung
teilzunehmen.
Die Art und Weise, wie sie Sheila Martens die Sache plausibel und
schmackhaft machte, amüsierte Carminia Brado, obwohl es sich
doch um eine ernste Angelegenheit handelte, wegen der sie gekommen
war.
»Ist der große Charmeur auch im Haus?« plapperte
Helen Carter munter drauflos, als sie die Türschwelle
überschritt. »Ah, natürlich. Da steht ja sein
Prachtgefährt.« Der grüne Rolls auf der anderen Seite
des riesigen Blumenbeetes in der Mitte des Platzes vor dem Haus hob
sich kaum von den Rhododendron-Büschen im Hintergrund ab. Helen
Carter schien ihn in der Tat auch erst jetzt wahrzunehmen. »Er
scheint den Entschluß gefaßt zu haben, hier zu bleiben.
Drei Tage schon macht er Regisseur, Produzent und den Rest der
Mannschaft verrückt. Ich kenne seine abergläubische Seite,
Sheila. Haben Sie ihn inzwischen überzeugen können,
daß es keinen Spuk und böse Geister gibt – oder
hält er es hier nur aus, weil Sie in seiner Nähe sind und
er sich da sicher fühlt, hm?«
»Vielleicht liegt es daran, wer weiß?« Sheila
Martens wirkte blaß und abgespannt. Was sie sagte, klang auch
nicht gerade überzeugend.
Sie ist so seltsam abwesend, ging es Carminia durch den Sinn.
Mehr als einmal ertappte sie sich dabei, daß sie das Medium
eingehend musterte, während sie von ihm durch das Haus
geführt und ihnen alles gezeigt wurde. Helen Carter war
schrecklich neugierig, aber sie schien sich gut mit Sheila Martens zu
verstehen und sie vor allen Dingen auch so gut zu kennen, daß
die Art und Weise wie sie sprach und wie sie sich gab zum normalen
Umgangston zwischen ihr und dem Medium zu gehören schien.
Das alte Haus vermittelte eine eigenartige,
Weitere Kostenlose Bücher