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Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten

Titel: Macabros 028: In der Falle des Schattenfürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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kaum
einen Laut von draußen hereindringen. Es schien, als ob Autos
und Busse sich lautlos fortbewegten.
    Die junge Amerikanerin atmetet tief durch. Ein Kellner kam, legte
ihr die Frühstückskarte vor, deutete eine Verbeugung an und
ging wieder.
    Fünf Minuten nach ihrem Eintreffen hielt der zitronengelbe
Jaguar vor dem Hotel. Rita stieg aus. Cynthia beobachtete ihre
gutaussehende Schwester, die ein raffiniert geschnittenes, modisches
Kostüm trug.
    Sie mochte Rita. Sie fand sie um vieles besser aussehend als sich,
obwohl Bekannte und Freunde behaupteten, daß sie sich
ähnelten wie ein Ei dem anderen. Das lange, weichfließende
Haar ließ Rita Moreen allerdings weiblicher,
verführerischer wirken. Cynthia Moreen gab sich betont
sportlich. Dazu gehörte auch ihre Kurzhaarfrisur.
    Wenige Minuten später waren die beiden Schwestern in ein
anregendes Gespräch vertieft. Cynthia redete, und Rita
hörte zunächst zu.
    Die Jüngere von beiden beobachtete dabei ihr Gegenüber
genau. Rita riß sich zusammen, das merkte Cynthia. Und je
ausführlicher sie ihre merkwürdigen Traumerlebnisse
schilderte, desto ungläubiger sah Rita sie an.
    Sie hatte es geahnt.
    Ein Außenstehender konnte nicht begreifen, was in ihr
vorging. Was sie in Worte faßte, das konnte der andere nicht
nachempfinden. Rita fehlte das Verständnis für das
Geschehen.
    Schließlich schwieg Cynthia Moreen, führte langsam ihre
Tasse zum Mund, während ihre Schwester zwei Stückchen
Zucker aus dem goldfarbenen Papier wickelte und betont langsam in
ihre Tasse gab.
    »Eine merkwürdige Geschichte«, murmelte die
Ältere.
    »Merkwürdig und erschreckend. Verstehst du jetzt, warum
ich dich treffen mußte? Ich will sehen, wie du reagierst.
Letzte Nacht warst du in meiner Wohnung. Aber du hast mich nicht
gesehen, obwohl ich im Bett lag, im Bett liegen mußte. Nur
wenige Augenblicke später bin ich nämlich aufgewacht, bin
zum Fenster gegangen, weil ich gespürt habe, daß jemand
dagewesen ist. Ich habe dich in deinem Wagen wegfahren
sehen.«
    »Vielleicht hast du das Ganze nur geträumt
und…« Rita Moreen unterbrach sich. Da Cynthia nicht im Bett
gelegen hatte… konnte es doch so sein: »Vielleicht wirfst
du verschiedene Träume durcheinander, vielleicht hast du alle
auch auf einmal geträumt und…«
    »Unsinn«, unterbrach Cynthia ihre Schwester. »Ich
weiß, daß es nicht so ist.«
    »Aber manchmal kann man Traum und Wirklichkeit nicht
voneinander trennen.«
    »Eben deshalb habe ich dich kommen lassen. Du hast mich nicht
gesehen, die Wohnung war leer. Ich war weg. Weit weg, und doch nur so
weit, wie mein Bett von dir entfernt stand. Verstehst du
das?«
    »Nein.«
    Cynthia Moreen seufzte. »Ich kann es dir nicht
übelnehmen. Mir erging es nicht anders, wenn ich mir eine so
verrückte Geschichte anhören müßte. Sie ist mit
dem normalen Verstand, mit normalen Sinnen nicht zu erfassen. Wo bin
ich letzte Nacht gewesen? Ich habe dir die Landschaft und die
Menschen beschrieben, die ich getroffen habe, die ich so klar vor mir
gesehen habe, wie ich dich jetzt sehe. Etwas geschieht mit mir. Und
es geschieht nur während des Schlafs. Geist und Körper
lösen sich aus dieser Welt, ich halte mich zeitweise woanders
auf, an einem Ort, wo andere, Normalsterbliche nicht hinkönnen.
Was ist das Besondere an mir, Rita? Habe ich mich
verändert?«
    Langes Schweigen. Rita Moreen mustert ihre Schwester.
    »Nicht direkt…«
    »Was heißt: nicht direkt?«
    »Du wirkst nervöser als sonst. Man merkt dir an,
daß du schlecht geschlafen haben mußt. Du wirkst
überarbeitet. Du… Cynthia?«
    »Ja.«
    »Nimm es mir nicht übel, wenn ich dich darauf anspreche.
Die alte Drogengeschichte. Bist du wirklich vollkommen weg
davon?«
    »Vollkommen, Rita.«
    »Könnte es sein, daß sich Nachwirkungen
einstellen?«
    »Nach so langer Zeit? Ungewöhnlich!«
    »Aber nicht, ausgeschlossen?«
    »Weiß nicht. Ich bin kein Arzt.«
    Rita Moreen rührte in ihrer Tasse herum. »Du bist noch
einmal davongekommen. Damals. Aber du hast das Zeugs ziemlich oft in
sehr starken Dosen zu dir genommen. Man sagt, daß sich die
Psyche solcher Menschen verändert…«
    »Ich weiß, was man sagt. Ich habe aus freiem Willen ein
solches Heim aufgesucht, um zu sehen, was aus einem wird, der
zügellos dieses Gift in sich hineinpumpt. Es war
gräßlich. Nicht nur die Psyche verändert sich, auch
der Körper. Die Leber beginnt zu streiken, man verliert an Kraft
und Substanz, wird hilflos wie ein Neugeborenes. Ich habe

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