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Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Titel: Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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und
ausgewaschenen Hemden.
    Bei zwei grauhaarigen Alten am Tisch saß ein Mann mit
auffallend schlohweißem Haar, der – leicht nach vorn
gebeugt – sich auf einen weißen Stock stützte. Er
trug am Ärmel seiner blaßgrünen Jacke eine gelbe
Armbinde mit drei dicken schwarzen Punkten. Der Mann war blind.
    Frandon achtete nicht weiter auf die Gruppe und ging auf das gelbe
Haus zu. An der grünen Tür waren zwei Schilder befestigt.
Das eine trug Lupecs Namen.
    Er drückte den Klingelknopf.
    Schon wenige Sekunden später stieß im Parterre eine
ältere Frau, der man ansah, daß sie bessere Zeiten erlebt
hatte, den verwitterten Fensterladen auf.
    »Oui, Monsieur?« fragte sie einsilbig.
    Sie wirkte nicht sehr freundlich und musterte den Engländer
aufmerksam und mit einer gewissen Feindseligkeit. Offenbar hatte sie
etwas gegen Fremde.
    »Ich bin Harry Frandon. Zeichner und Grafiker von Beruf und
kenne eines der Bücher von Monsieur Lupec. Ich hätte ihn
gern in einer speziellen Sache gesprochen.«
    »Das können Sie haben. Da drüben am Tisch, da sitzt
er.«
    Die Alte, die das Haar mit einem blauweiß gepunkteten Band
zusammenhielt, das eher einer Zwanzigjährigen stand, deutete mit
spitzem Finger zu dem Tisch des Straßencafés. »Der
mit dem weißen Haar, der Blinde – das ist Monsieur
Lupec.«
    Frandon war etwas irritiert, daß Lupec blind war, davon
hatte er keine Ahnung. Lupec hatte die Schlösser und Burgen, von
denen er schrieb, selbst besucht und aus eigenem Erleben heraus
geschildert. Nun, das lag mehr als dreißig Jahre zurück.
Damals hatte er, Frandon, noch nicht mal gelebt. In dreißig
Jahren konnte manches passieren.
    Der Engländer steuerte direkt auf den Tisch zu und sprach den
Franzosen an.
    »Monsieur Lupec?«
    »Ja, der bin ich. Was kann ich für Sie tun, junger
Mann?«
    Frandon konnte seine Überraschung schlecht verbergen.
»Woher wissen Sie…«
    »Daß Sie jung sind? Ich kann zwar mit meinen Augen
nichts mehr anfangen, dafür höre ich um so besser. Das
höre ich Ihrer Stimme an…«
    Harry Frandon fragte, ob er kurz am Tisch Platz nehmen könne.
Er hätte einige Fragen auf dem Herzen, die eines der
Lupec-Bücher betrafen.
    »Na, dann schießen Sie mal los…«
    Als er jedoch den Titel des Buches nannte, sah er, wie Lupecs
Miene sich verfinsterte. Zwischen den beiden braunen
Brillengläsern entstand über der Nasenwurzel eine steile
Falte.
    »Ja, was ist damit?«
    »Ich habe die Absicht, Ihre Arbeit wieder aufzunehmen und zu
ergänzen. Durch Hinweise, die Ihnen seinerzeit offenbar nicht
vertraut waren oder die Sie absichtlich unterließen. Viele
Lücken weist besonders der Bericht über das Schloß
des Comte de Noir auf…«
    Lupec zuckte zusammen. »Nennen Sie diesen Namen nicht!«
stieß er hervor.
    »Sie fürchten sich davor?«
    »Ja. Und auch Sie sollten es tun.«
    »Das verstehe ich nicht…«
    »Was ist daran so schwer zu begreifen, junger Mann?«
Lupecs Stimme klang rauh und seine Hände zitterten stärker
als vorher. »Ich habe das Schloß des Comte in meine
Sammlung aufgenommen und es erwähnt. Der Vollständigkeit
halber. Aber ich habe die Geschichte des Schlosses weniger
interessant gemacht, als sie möglicherweise ist.«
    »Damit haben Sie mich neugierig gemacht.«
    »Dann vergessen Sie diese Neugierde ganz schnell wieder. Auch
ich war mal jung und neugierig. Ich wollte, ich wäre es nie
gewesen.«
    Die anderen Franzosen, die mit ihnen am Tisch saßen, wurden
auf das Gespräch aufmerksam.
    Lupec sagte: »Ich glaube, es ist besser, wenn wir unsere
Unterredung in Englisch fortsetzen, Monsieur. Ich hoffe, mich einiger
Vokabel noch zu erinnern. Ich bin zwar alt, mehr oder weniger
verkalkt, aber was man mal gründlich gelernt hat, das sollte man
eigentlich sein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen.«
    Frandon war angenehm überrascht und erfreut. Schon diese
Sätze kamen flüssig und fast akzentfrei in Englisch
über die Lippen des alten Mannes.
    »Was interessiert Sie besonders am Schloß des
Comte?«
    »Danielle de Barteaulieé und die Geschichten, die sich
um sie ranken, und das Leben der Nachkommen der Familie des Comte, in
der es angeblich weitere Danielles gegeben haben soll.«
    »Irrtum«, entgegnete Lupec scharf. »Nach dem Comte
kam – nichts mehr.«
    »Das kann nicht sein!« ereiferte Frandon sich, und im
gleichen Augenblick standen frisch, farbig und lebhaft die Bilder vor
seinem geistigen Auge, und wieder war es ihm, als hätte er jede
Einzelheit erlebt. Dann tat er etwas,

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