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Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen

Titel: Macabros 039: Im Verlies der Hexendrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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erstattete
Bericht, und damit lud der Comte de Noir den Fluch der Höchsten
auf sich, der alle Dämonen ihr Leben verdanken: der wahnsinnigen
Rha-Ta-N’my. Sie strebt nach der Herrschaft im Universum, in
allen Zeiten und Räumen. Sie überwand die Barrieren, die
der Comte sich errichtet hatte, und sie lud Danielle de
Barteaulieé den Fluch auf, eine Hexe zu sein, jung und
schön zu sein, nicht sterben zu können – und von
ewiger Sehnsucht erfüllt zu sein, sowohl nach dem Freier aus dem
Dämonenreich als auch nach den Männern dieser Welt. Ihr
Geist erfüllt die morschen Mauern des Schlosses auch noch heute,
und Menschen, ausschließlich Männer, um ganz genau zu
sein, Monsieur – haben die schöne und faszinierende
Danielle immer wieder in den vorgelagerten Schloßgärten
nackt sonnenbaden sehen. Und sie wurden angelockt auf das
Schloß hinaufzugehen und nachzusehen, wer dort wohl
wohne…
    Sie kamen nicht mehr zurück. In alter Zeit hieß es, die
jungen Männer wären unter dem lieblichen Streicheln der
schönen Hexe zu Drachen geworden. Ihre Sehnsucht, einen
menschlichen Mann als Partner zu bekommen, würde nie in
Erfüllung gehen. Wen sie berühre, der würde zum
Drachen, weil der Dämon, dem sie versprochen war, ein
Drachenfürst gewesen sei – und sie, Danielle, sei die
Fürstin der Hexendrachen einer Welt, die Sie und ich noch nicht
gesehen haben, in die aber Danielle de Barteaulieé hin und
wieder einen Blick werfen dürfe, um sich darüber zu
informieren, wohin sie wirklich gehöre.
    Die Welt der Menschen kann sie nur noch als Geist aufsuchen –
in der Welt der Hexendrachen aber darf sie wirklich sein – wenn
ein Mensch ihr die Möglichkeit verleiht, dorthin zu kommen.
Einer, der sie mindestens zweimal gesehen habe, der vor Sehnsucht
nach ihr vergehe und der die erste Begegnung mit ihr nicht mit dem
Tod bezahle.«
    Eine verrückte Geschichte! Ursprünglich lag Frandon die
Bemerkung auf der Zunge. Doch seltsamerweise fand er nicht die Kraft,
sie auszusprechen. Etwas hemmte ihn. War die Geschichte, die er
geträumt oder in einem seltsam traumwandlerischen Zustand ganz
und gar erlebt zu haben glaubt, nicht minder verrückt?
    Lupecs zitternde Hand faßte zum Bügel der
Blindenbrille, die er trug.
    »Ich war auf dem Schloß, aber nur ein einziges Mal.
Auch ich habe Danielle gesehen, das liegt dreißig Jahre
zurück. Ich war damals vierunddreißig. Ich verging vor
Sehnsucht, sie wiederzusehen, wie der Fluch es vorsieht. Doch ich
wußte, was geschehen würde, wenn ich dem Lockruf
nachgäbe. So habe ich selbst die Konsequenzen daraus
gezogen…«
    Und noch ehe die beiden letzten Worte verklungen waren, nahm er
die dunkle Brille ab.
    Frandon mußte an sich halten, um nicht laut
aufzuschreien.
    Wo andere Menschen ihre Augen hatten, befanden sich bei Maurice
Lupec zwei tiefe, kaum vernarbte Löcher, die feucht und
schleimig waren.
     
    *
     
    Er setzte die Brille sofort wieder auf.
    »Wie… konnte das nur passieren?« fragte Frandon
stockend.
    Lupec lachte kurz und rauh. »Wie das passieren konnte, junger
Mann? Das will ich Ihnen sagen. Ich selbst habe das so gewollt. Ich
selbst habe mir meine Augen ausgestochen, um dem Wahnsinn zu
entgehen, der sich ereignen würde, wenn ich Danielle ein zweites
Mal sah. Der Schmerz, den ich dabei davontrug, war um ein vieles
geringer als der, unter dem ich litt, sie unbedingt wiedersehen zu
müssen. Sie hatten eine Frage an mich, Monsieur Frandon. Ich
habe sie Ihnen so umfangreich wie möglich beantwortet. Was ich
seinerzeit nicht geschrieben habe – Ihnen habe ich es jetzt
erzählt. Sie haben Danielle de Barteaulieé gesehen. Ich
weiß, daß Sie sie wiedersehen wollen, daß Danielle
Sie wiederum wiedersehen muß, um endlich hinüber zu
können. Denn sie gehört bis jetzt weder in diese noch in
die andere Welt. Rha-Ta-N’my hat sie zu einerWanderin zwischen den Dimensionen gemacht. Kehren Sie
um, solange noch Zeit dazu ist, solange der Ruf noch nicht
übermächtig an Sie ergeht. Schleudern Sie meinen Rat nicht
in den Wind. Der Fluch, der auf dem Schloß liegt, ist ernster
zu nehmen, als Sie vielleicht denken mögen. Jahrhunderte ging
alles gut. Aber Danielle de Barteaulieé hat offenbar in diesen
Jahrhunderten eine Entscheidung getroffen, als sie erkannt hat,
daß sie allein niemals die Ketten abstreifen kann. Sie will
hinüber, sie will ihr Hexendasein jetzt voll auskosten. Fliehen
Sie… ja, es ist eine Flucht… sehen Sie es so, Monsieur.
Denken Sie nicht, daß ich

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