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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Sauerstoffmangel, und obwohl sie tief durchatmete,
vermochte sie die Schwere in ihren Gliedern nicht zu beseitigen.
    Danielle de Barteaulieé richtete sich auf und sah sich in
der fremden Umgebung um.
    Eine Zelle – aber anders als die, in die der Luftstrom sie
geworfen hatte!
    Die Französin war allein. Die beiden unterirdischen Satis
waren verschwunden.
    Nach und nach setzte ihre Erinnerung wieder ein.
    Sie befand sich im Innern eines der Flugwesen.
    Mechanisch begann sie damit, ihr zerfetztes Kleid
zurechtzustreichen und dann die Wände abzutasten, die eine rauhe
Oberfläche hatten.
    Sie fühlte sich an wie der Stamm einer knorrigen Eiche.
    Sie vernahm ein fernes Summen und lauschte. Da hörte sie auch
andere Geräusche.
    Leises, aufgeregtes Wispern, als ob helle Stimmen sich
unterhielten.
    Sie hatte das Gefühl, daß zahlreiche unsichtbare
Gestalten sie umringten.
    Aber die Gestalten waren nicht unsichtbar.
    Bei genauerem Hinsehen entdeckte sie jetzt etwas, was ihr zuvor
entgangen war.
    In der rauhen Wand gab es ovale Einkerbungen, welche die
Größe von Fenstern hatten und in denen die Oberfläche
der Wand nicht so rauh war.
    Innerhalb dieser Abschnitte waren mattgrüne
Schattenbewegungen wahrzunehmen.
    Dahinter bewegte sich etwas!
    Sie wurde aus den angrenzenden Räumen beobachtet.
    »Warum haltet ihr mich hier fest?« fragte sie leise, die
Hände nach außen drehend, als wolle sie damit
demonstrieren, daß sie völlig hilflos sei.
    Sie stand dicht vor einem der ovalen Wandabschnitte, preßte
ihr Gesicht daran – und konnte plötzlich auf die andere
Seite sehen wie durch ein Fenster.
    Ein großer, ovaler Raum tat sich auf, in dem mehrere
grüne Gestalten hantierten. Einige der Grünen standen
dichter an der Wand, und sie konnte deren Körper und jede Regung
in den Gesichtern erkennen.
    So wie sie die anderen sehen konnte, so konnten die anderen in
diesem Augenblick auch sie sehen.
    Sie hatten schmale, längliche Gesichter und hervorquellende
Augen, die von einem ringförmigen, dunklen Muskelstrang umgeben
waren, der sich ständig leicht bewegte.
    Den spitzzulaufenden Mündern haftete etwas
Rüsselähnliches an. Die Physiognomie erinnerte an die eines
überdimensionalen Insekts. Die grünen Wesen standen auf
zwei Beinen und hatten zwei Hände, die mit jeweils sechs Fingern
versehen wären. Der Körper war von einem mattschimmernden
Chitinpanzer umhüllt, der zu einem blau-grünen,
voluminös gewachsenen Kragen auslief, in dem der schlanke Kopf
mit der hohen Stirn wie hineingestülpt steckte.
    Auf den hervorquellenden Augen der sie Beobachtenden entdeckte
Danielle ihr verkleinertes Spiegelbild.
    Der ihr genau gegenüberstand und von dem sie nur durch die
rauhe Wand und die kaum wahrnehmbaren Beobachtungslöcher
getrennt war, bewegte den spitzen Insektenmund.
    »Wir wissen nichts von dir, deshalb haben wir dich noch nicht
getötet«, sprach der andere sie an. »Du bist anders
als die Satis. Du hast dich nicht unter der Erde aufgehalten, du
warst außerhalb. Wir haben außerdem bemerkt, daß
hoher CO2-Gehalt in der Atemluft sich für dich nicht
günstig auswirkt. Du fühlst dich in dieser Luftmischung
nicht wohl. Da ergeht es dir wie uns. Auf diese Weise bist du uns
ähnlich – und doch bist du anders als wir. Wo kommst du
her?«
    Sie antwortete nicht gleich darauf. Mit einer fahrigen Bewegung
strich sie sich über ihre feuchte Stirn.
    Der CO2-Gehalt der Luft war zu hoch. Wenn man das wußte,
warum veränderte man dann die Zusammensetzung nicht?
    »Wenn ich nicht wie die Satis bin – sondern eurem
Organismus ähnlich, dann frage ich mich, warum ihr mich eine
Luft atmen laßt, von der ihr wißt, daß sie mich auf
die Dauer gesehen töten muß. Doch wenn ihr mich töten
wolltet wie die Satis, hättet ihr es längst
getan.«
    »Ob es dazu kommt, wissen wir noch nicht.« Mit diesen
Worten wandte der Sprecher auf der anderen Seite des
Beobachtungsplatzes sich um und gab den anderen, die hinter ihm im
Raum hantierten, einige Zeichen mit seinen langen, muskelschwachen
Armen.
    Zwei der durch diese lautlose Zeichensprache Angesprochenen liefen
daraufhin davon. Im nächsten Augenblick schon konnte Danielle de
Barteaulieé feststellen, daß die Luft, die sie umgab,
frischer wurde, daß der Sauerstoffanteil sich erheblich
besserte.
    Sie konnte tief durchatmen. Es ging ihr innerhalb weniger Minuten
bedeutend besser. Die Schwere in den Gliedern schwand, und der Druck
auf ihrem Hinterkopf ließ nach.
    »Wo kommst du her?«

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