Macabros 047: Formonatio - Welt des Unheils
als Chas Morgan, seine Abenteuer in einer angeblich
anderen Zeit – das alles hatte nichts mit dem zu tun, was ihm
ursprünglich im Sinn lag.
Warum aber lebte er ständig als Chas Morgan? Warum
fühlte, dachte und sprach er als jener Inspektor, der für
die Vereinten Nationen der Erde auf Kontrollkurs im All unterwegs war
und im Jahr 2318 lebte?
Ganz klar und deutlich waren jetzt seine Gedanken als Hellmark,
und er war bereit, jedes Risiko auf sich zu nehmen, um das Geheimnis
dieser grauenvollen Situation zu klären.
Sieben Tempeldienerinnen waren seinerzeit durch die Einflüsse
Tamuurs und Molochos’ in der Stadt der Botschaft, Tschinandoah,
zurückgeblieben. Durch seine Ankunft waren sie aus ihrem
steinernen Dasein befreit worden, und ihre Seelen hatten jene
unsichtbaren Gefilde aufsuchen können, für die sie
ursprünglich bestimmt waren.
Er kam zwischen den Rändern des glühenden Loches an. Die
Dunkelheit pulsierte, als ob sie atme.
Morgan ruderte mit den Armen. Die schwache Schwerkraft, die im
Innern des Wracks herrschte, ließ ihn anfangs keinen rechten
Stand finden.
»Du ahnst, wer du bist. Aber manchmal weißt du es
nicht«, sagte die schöne Unbekannte mit sanfter Stimme zu
ihm, und er konnte sie entgegen allen Naturgesetzen verstehen, obwohl
es keine Luft gab, die ihre Worte an seine Ohren weitergeleitet
hätten.
Die Tempeldienerin lächelte. Sie wich etwas zurück, ohne
daß ihre Füße den Boden berührten. »Ich
habe eine Botschaft für dich. Wir hatten versprochen, uns wieder
zu zeigen, wenn die Stunde günstig ist, wenn wir dir behilflich
sein können, Björn Hellmark, der du dich auch Kaphoon
nennst…«
»Was geht hier vor? Warum diese Verwandlung und dieses Leben
als Chas Morgan, das ich als Hellmark erst langsam zu begreifen
beginne?«
»Es ist ein Teil von Molochos’ gräßlichem
Traum…«
»Molochos’ Traum?« fragte Björn alias Chas
Morgan irritiert.
»Es ist alles sehr kompliziert. Ich werde versuchen, es dir
zu erklären, Kaphoon. Aber nicht hier an diesem Ort, in diesem
Moment. Folge mir, und du wirst erfahren, was wichtig ist! Komm’
heraus aus Molochos Traum, damit er nicht begreift, was ich dir
anvertraue!«
Die Schwebende glitt rasch in den Hintergrund davon. Morgan folgte
ihr mit rudernden Bewegungen.
Ihm schien, als wäre die Dunkelheit massiver, als er sie
vorhin vom Bildschirm aus wahrgenommen hatte.
Nun wurde sie da, wohin die geisterhafte Gestalt schwebte,
transparenter, als ob geheimnisvolle, unsichtbare Lichtquellen durch
das Geschöpf angeregt würden zum Leuchten.
Dann stand plötzliche gleißende Helligkeit vor ihm. Wie
eine Fontäne brach die Lichtflut aus dem Boden, hüllte die
Schöne ein und umströmte sie wie einen Wasserfall.
Sie winkte ihm. »Komm’, komm!« sagte ihre lockende
Stimme.
Und er kam!
Er spürte ganz deutlich den Übergang von der
Schwärze ins Licht.
Was für ein Strahlen! Im nächsten Moment meinte er,
mitten in den Glutball einer Sonne zu stürzen.
Er spürte eine ruckartige Bewegung. Sein Körper wurde
herausgeschossen wie aus einer Hülle und sprengte
etwas…
Er wirbelte herum, öffnete die Augen, blinzelte,
gewöhnte sich an die Helligkeit und erkannte, daß er in
der Tat herausgeplatzt war aus seinem Körper, aus dem
Körper Chas Morgans!
Da stand er vor ihm, jener Inspektor aus dem angeblichen Jahr
2318.
Eine leblose Hülle, reglos, kalt, starr…
Genau die Grenze zwischen Licht und Dunkel hatte Morgan
aufgehalten – und Hellmark herausgesprengt wie ein
Geschoß.
Der Deutsche blickte an sich herunter.
Das war er, wie er sich kannte, und nichts mehr in seinem
Bewußtsein war vorhanden von dem Gedankeninhalt eines Chas
Morgan.
Hellmark blickte zurück. Dort, wo er vor wenigen Sekunden
noch klein und verloren den schimmernden Leib der ›Nummer
Neun‹ wahrgenommen hatte, gab es nichts mehr als Leere.
Es gab die ›Nummer Neun‹ nicht, es gab Frankie Lane
nicht – es gab damit jene Welt nicht, wie er sie als Chas Morgan
kennenlernte.
Die Erfahrungen, die er in diesen Sekunden machte, stellten alles,
was er bisher erlebt, gedacht und gefühlt hatte, auf den
Kopf.
Die Erkenntnis, die ihn traf, war wie ein Schock.
Seine Augen hatten sich indessen so an die Helligkeit
gewöhnt, daß er imstande war, nun Einzelheiten
wahrzunehmen.
Er meinte, sich in einem goldenen Raum zu befinden. Die Wände
waren glatt und von zahllosen feinziselierten Bildern bedeckt. Die
Vielfalt der Gestaltung war so verwirrend, daß es
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