Macabros 047: Formonatio - Welt des Unheils
grausamen Spiele Molochos’ Blutsiegel
verbreitet. Wo immer der Herr der Dämonen ein solches Siegel
unterbringen kann, wird sich die Welt verändern…«
»Die Grauen Riesen aber haben es geschafft, den
Einflüssen zu entgehen!«
»Zum Teil! Ganz spurlos ist die Anwesenheit des Siegels auf
ihrer Welt nicht vorübergegangen. Allerdings ist es ihnen
gelungen, groben Schaden fernzuhalten.«
»Wie haben Sie das fertiggebracht?«
»Das ist ihr alleiniges Geheimnis, das Geheimnis der Grauen
Riesen…«
Und das haben sie mitgenommen, mußte Björn Hellmark
ernst denken. Das Auftauchen Dr. Herolds und sein Eindringen in diese
Welt hatten ein gehöriges Durcheinander angerichtet und die
Grauen Riesen irritiert. Die merkwürdigen Bewohner der
Dreiersonne, in deren System er durch D’Dyll-vh’on-Ayy
geriet, waren einer erneuten Begegnung mit Menschen skeptisch
gegenüber eingestellt.
Und in dem Augenblick, als Hellmark erwarten durfte, daß
seine ehrliche Absicht akzeptiert würde, griff ein Diener des
finsteren Molochos ein.
Ein Schwarzer Priester namens Ontar Muolln brachte den Stein ins
Rollen und Hellmark ins Traumgefängnis.
Von diesem Ort konnte er sich durch die Erklärungen der
Tempeldienerin nur eine ganz schwache Vorstellung machen.
Dies war ein geistiger Ort, nahm er an, eine geistige Kraft, die
imstande war, sehr reale Umstände aufzubauen. In dieser
geistigen Welt des dämonischen Molochos waren ihre
Identitäten nicht als Geister gefangen, sondern als absolut
körperliche Existenzen.
Er konnte sich das in etwa so vorstellen, wie es bei einem
schlafenden Medium der Fall war, dessen Seele und Geist aus der
sterblichen Hülle entwichen und im Traum einen anderen, fernen,
geheimnisvollen Ort aufsuchten.
Das Medium merkte nichts von diesem Traum, war überzeugt
davon, daß alles Wirklichkeit sei und vergaß, im Schlaf
in seinen stofflichen Körper zurückzukehren.
Dies bedeutete die Katastrophe.
Am nächsten Morgen würde man einen leblosen Körper
im Bett finden. Geist und Seele des Mediums waren dort geblieben, wo
es vermeintlich seine Realität annahm.
Der Arzt würde ein Herzversagen diagnostizieren.
Bei ihm, Hellmark, lagen die Dinge ähnlich.
Er hielt sich an einem Ort auf, der jenseits aller Logik und
Vernunft lag. Aber nicht nur Seele und Geist hatten sich
abgelöst, sondern sein realer Körper war an diesen unrealen
Ort entführt worden.
Im Prinzip kam das auf einunddasselbe heraus. Es bedeutete
nämlich für ihn, daß sein Schicksal sich mit jedem
gefährlichen Ereignis, das als Halluzination oder als
Molochos’ Wirklichkeit aus dem Blutsiegel aufstieg,
erfüllen konnte. Dann würden Seele, Geist und Körper
sterben – und nie würde jemand erfahren, was aus ihm
geworden war.
Wie in so vielen Fällen war dann auch er einer derjenigen,
die spurlos verschwanden und nicht wieder auftauchten.
*
Er verstand zumindest diese Warnung sehr wohl.
»Nicht zu lange darfst du abwesend sein, Kaphoon«,
ermahnte Asymeda ihn. »Molochos könnte zwar keinen Verdacht
schöpfen, doch es könnte ihm merkwürdig vorkommen.
Eine solche Situation liegt nicht in unserem Sinn. Du bist informiert
über deine wahre Lage, mach’ das beste daraus! Du wirst als
Chas Morgan weiterleben, wie Molochos es für dich vorgesehen
hat. Noch ist er scheinbar überzeugt davon, daß du wie
alle anderen zuvor, nichts von deiner wahren Identität ahnst.
Hier irrt er. Laß ihn in diesem Glauben! Lebe als Chas Morgan
weiter, aber vergiß nicht, daß du dich in Wirklichkeit
nicht in der Zukunft befindest, sondern daß du in der Gegenwart
lebst! Vergiß nicht, daß du Björn Hellmark bist, der
Mann, den man auch Kaphoon nennt. Das ist die Stärke, die du
mitbringst in die Auseinandersetzung mit deinem Erzfeind. Aber das
Bewußtsein, Hellmark zu sein, kann dir auch zum Schicksal
werden. Wenn Molochos erkennt, daß du nicht völlig in der
neuen Identität des Inspektors Morgan aufgegangen bist, wird er
dich auf der Stelle töten. Denn dies stört seine Kreise,
und solange er nicht die Regeln bestimmt, kann er dich nicht mehr
gebrauchen.
Denke immer an meine Worte! Ich weiß nicht, ob ich noch mal
Gelegenheit habe, dich in der Vakuole zu sprechen und dir
Wahrnehmungen mitteilen kann, die möglicherweise wichtig
für dich sein könnten. Du bist vorerst allein auf dich
angewiesen. Ich kann dir keine großen Versprechungen machen,
denn auch ich bin nicht ganz frei und erfülle den Auftrag eines
Höheren, in dessen Diensten
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