Macabros 048: Die Parasitengruft
zwei Fangzähne, wie sie wiederum mehr zu
einem Raubtiergebiß paßten.
Das Monster riß Möbel um, zerfetzte eine aus
porösem Stein bestehende Statue und schleuderte die Einzelteile
durch die Luft und gegen die Wände.
Ein unheilvolles Knurren und Brüllen kam aus dem Maul des
nächtlichen Gastes. Er suchte in den Nischen und schien zu
ahnen, daß der, der hier schlafen mußte, sich irgendwo
versteckt hatte.
Björn Hellmark wußte, daß er jeden Augenblick
entdeckt werden würde. Das Monster machte keine Anstalten,
einfach zu verschwinden, nachdem es das vermeintliche Opfer nicht
gefunden hatte. Es suchte…
Da handelte Björn.
Er sprang auf, packte den großen Sessel und wuchtete ihn
empor.
Der Unheimliche mit den Schuppen und den Haarbüscheln
riß ruckartig sein breites, dämonenfratziges Gesicht
herum.
Björn schleuderte den schweren Sessel dem nächtlichen
Besucher entgegen. Er traf voll. Das Möbelstück knallte dem
Monster vor die Brust, daß es einen schnellen, ausweichenden
Schritt nach hinten machte.
Geduckt lief Björn los, direkt auf die Tür zu, die halb
geöffnet war.
Aber er hatte die Wendigkeit seines Gegners unterschätzt.
Der warf sich herum und griff nach vorn. Mit seinen
Klauenhänden erwischte er Hellmark noch am Bein. Björn
schlug der Länge nach hin. Sein Körper knallte auf den
Boden, daß ihm jeder einzelne Knochen schmerzte.
Aber weder auf Schmerzen noch auf Verletzungen achtend, warf er
sich herum, um dem Zugriff des massigen, ihm körperlich weit
überlegenen Ungetüms zu entgehen.
Das aber warf sich auf ihn. Hellmark spürte das
ungeheuerliche Gewicht, das ihm die Luft aus den Lungen trieb.
Er wehrte sich wie von Sinnen. Das riesige, grauenvolle
Monstergesicht füllte sein Blickfeld. In den rotglühenden
Augen las er den Triumph und seinen Tod.
Die harten, gepanzerten Hände legten sich um seine Kehle.
*
Sekundenlang war er wie gelähmt. In seinen Ohren rauschte das
Blut, vor seinen Augen begann alles zu kreisen. Aus! Jetzt also
schaffte Molochos es doch, ihn elend umkommen zu lassen.
Kräftemäßig war er seinem Gegner weit
unterlegen.
Nur eine List, ein Wunder konnte ihn jetzt noch retten.
Es hatte keinen Sinn, die Beine anziehen und sie dem Würger
in den Bauch stemmen zu wollen. Dieser Trick funktionierte nicht.
Bleigewichte schienen auf seinem Körper zu liegen. Der Umfang
des ihn bedeckenden Leibes war zu gewaltig, als daß er etwas
dagegen hätte ausrichten können.
Es wurde schummrig vor seinen Augen.
Seine Arme waren frei. Er schlug damit um sich. Auf dem
Chitinpanzer aber kamen seine Schläge überhaupt nicht zur
Wirkung.
Er griff hinter sich in der Hoffnung, irgendeinen Gegenstand zu
erwischen, den er seinem Widersacher auf den Schädel schlagen
konnte.
Ein Stuhl, ein Tischbein…
Er tastete an etwas Kühles, Metallisches, Spitzes… Es
war ein Fuß aus dem Kerzenhalter.
Björn fackelte nicht lange. Dazu hatte er keine Zeit
mehr.
Er umklammerte mit feuchter Hand den Gegenstand und riß ihn
nach vorn. Die scharfe, kantige Metallspitze wurde zu einem Dolch,
den er in seiner Todesangst einsetzte.
Hart und ruckartig stach er zu und trieb dem Monster, das ihn zu
erwürgen drohte, in seiner Benommenheit und Verzweiflung die
lange Metallspitze direkt in das linke Auge!
*
»Aaaaaaaghhhh!«
Der Schrei war so entsetzlich, daß ihm das Blut in den Adern
gefror.
Der Griff um seine Kehle lockerte sich.
Hellmark zog gierig die Luft in seine Lungen, die ihm das
Gefühl vermittelten, jeden Moment zu platzen.
Brüllend vor Schmerz ließ das Ungetüm von ihm ab,
preßte eine Hand vor sein auslaufendes Auge, erhob sich und
taumelte wie blind durch das Zimmer. Das Monster torkelte gegen die
Wand und fiel über den Tisch gegen die Tür, die mit
Donnerknallen ins Schloß fiel.
»Aaaaaaghhh!« tönte es schaurig durch die Nacht und
die düstere, von Grauen erfüllte Atmosphäre.
Das Monster schlug und trat um sich, und Hellmark rappelte sich
benommen vom Boden auf, um den ungezielten Tritten der
elefantenartigen Beine zu entgehen.
Der Weg zur Tür war ihm versperrt. Hellmark taumelte
zurück, ließ seinen tobenden, zornigen Widersacher jedoch
nicht aus den Augen. Der machte aus allem Kleinholz, was ihm in den
Weg kam.
Es blieb Hellmark nichts anderes übrig, als in die Richtung
auszuweichen, wo die Glaswand ihn von der draußen umlaufenden
Terrassengalerie trennte.
Und genau in diese Richtung kam auch das Monster.
Auf einem Auge sah es noch.
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