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Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt

Titel: Macabros 049: Die Qualligen aus der Mikrowelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Mirakel-Stern!
    Gewohnheitsmäßig lag er auf dem Nachttisch, greifbar
nahe. Er erreichte ihn auch noch. Da steckte er schon über zwei
Drittel in dem großen pulsierenden Leib und fühlte den
ungeheuren Druck, der auf seinen ganzen Körper ausgeübt
wurde.
    Sein linker Arm steckte wie in Gelee, das zäh und klebrig
war. Seine rechte Hand aber war noch frei. Er preßte den Stern
an seine Brust.
    Zu dem Druck, unter dem er glaubte, ersticken zu müssen, kam
das Kribbeln, das wie Strom durch seine Adern und Nerven raste.
    Sein Körper spannte sich. Die Müdigkeit war sofort wie
weggeblasen. Die rote Haut bildete sich blitzschnell unter der
flimmernden Aura des kosmobiologischen Kräftefelds.
    Aus Frank Morell wurde wieder mal Mirakel, der Dyktenmann!
    Damit standen ihm ganz andere Kräfte zur Verfügung,
damit konnte er in einer Geschwindigkeit tätig werden, zu der er
mit reiner Menschenkraft unmöglich in der Lage gewesen
wäre.
    Er war schnell, aber im gleichen Augenblick auch war der
Übergang in den Leib der Gallertmasse erfolgt.
    Mirakel wurde wie im Zentrum eines Orkans herumgewirbelt. Er
gelang ihm, seine Lage zu stabilisieren.
    Es gab keine Zweifel! Er befand sich inmitten des Körpers der
Qualligen. Große, bewegliche Wanderzellen schwebten wie
bizarre, mit einer gelblichen Flüssigkeit angereicherten Lappen
an ihm vorüber.
    Die ganze Innenwelt war in Aufruhr, als würde sie heftig
durcheinandergeschüttelt.
    Er spürte die Vibrationen und die geringsten Bewegungen, und
die wandernden, freien Zellen klatschten ihm um die Ohren.
Große Blasen, die im Inneren der von außen her einfarbig
aussehenden Plasmakörper in allen Regenbogenfarben schillerten,
stiegen blubbernd auf, platzten und zerfielen in winzige Splitter,
die sich irgendwann wieder an Spalten und dunklen, schwebenden
Hohlräumen zusammenfanden und neue Blasen bildeten.
    Er befand sich inmitten des Stoffwechsels einer ins
Überdimensionale gewachsene Zelle, die ihn von allen Seiten
hermetisch von der Außenwelt abschloß.
    Es gelang ihm, Blasen, Gewebssplitter und pilzförmige
Knollen, die auf breiigem Plasma wie auf einer Eisscholle
heranschwammen, ohne Schwierigkeiten mit Händen und
Füßen zur Seite zu stoßen. Das Innere der Kugel war
sowohl mit einer flüssigen Substanz als auch mit Sauerstoff
angereichert, der in Form großer Vakuolen auftrat.
    Er war eingeschlossen von der Kugel, und es war nicht
möglich, die halbdurchsichtige Hülle zu
durchstoßen.
    Dazu reichten auch seine Mirakel-Kräfte erstaunlicherweise
nicht aus!
    Die Erfahrung, die er in diesen aufregenden, alles entscheidenden
Sekunden machte, warf alles über den Haufen, was er bisher als
Mirakel erlebt hatte.
    Er war unter dem Schutz der kosmobiologischen Aura
verhältnismäßig sicher. Die Kraft aber, die er
normalerweise daraus zog, reichte in diesem Fall nicht aus, die
äußere Hülle des Geschöpfs aus einer anderen
Welt zu sprengen. Er befand sich wie in einem Gefängnis, in dem
er einige Schritte nach links, nach rechts, nach vorn und nach hinten
tun konnte. Und dann stieß er gegen die massiven,
unüberwindlichen Mauern.
    Sobald er die Gewebelappen und Pilzknollen zur Seite geschaufelt
hatte, konnte er durch die gelbliche Hautwand blicken, die ihn von
der Außenwelt trennte.
    Um die Konturen seines Zimmers außerhalb der Zellwand
schärfer wahr nehmen zu können, preßte er sein
Gesicht ganz dicht gegen das Hindernis.
    Der Atem stockte ihm.
    Der Tisch, der vor dem Fenster stand – und auf dem das
›Buch der Geschichte…‹ lag, kam ihm mit einem Male so
groß vor.
    Etwas stimmte mit der Perspektive nicht, er nahm sie verzerrt
wahr. Die Platte des Schreibtisches lag genau auf der Höhe
seiner Augengrenze!
    Und jetzt nicht mal mehr das…
    Von einem Moment zum anderen geschah es.
    Er war plötzlich nur noch halb so groß wie der Tisch!
Er konnte nicht mehr die Platte erkennen.
    Die Wände seines Zimmers kamen ihm fern und hoch vor –
jetzt noch mehr. Der Schreibtisch vor ihm wurde zu einem Koloß,
den er nur noch mit einer Leiter hätte besteigen
können.
    Das Fenster bildete eine riesige, lichtüberflutete
Fläche, das weit weg war.
    Ein Stöhnen entrann den Lippen des Eingeschlossenen.
    Der Schrumpfungsprozeß der Qualligen, die aus dem
Mikrokosmos gekommen waren – und nun dorthin zurückkehrten
und ihn mitnahmen…
    Im gleichen Maß wie sie schrumpften, schrumpfte er mit
ein!
     
    *
     
    Sein Herz raste, Schweiß bedeckte seine Stirn, und er
trommelte verzweifelt

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