Macabros 052: Aufstand der Knochenmonster
verhielt im Schritt.
Er kannte diese Dreiergruppe um den Fürsten sehr gut. In
zahlreichen Besprechungen hatten die Männer sich durch
Vorschläge hervorgetan. Sie alle spielten mit dem Gedanken, den
großen Aufstand zu wagen – aber der war bisher einfach
daran gescheitert, daß der letzte Funke, der das
Pulverfaß zum Zünden brachte, fehlte.
Dieser Anstoß hatte von außen kommen müssen.
Durch Aleanas Aufmerksamkeit und Rani Mahays Mut war diese
Situation praktisch akut geworden.
Skelettus war bereit, aber noch war Mahay es, der
zögerte.
Erfolg und Mißerfolg hingen nicht von der Übermacht ab,
die dieses Volk besaß. Mehr als hunderttausend Berittene
konnten sich auf den Weg nach Ullnak machen und in einem
Überraschungsangriff die Burg Tamuurs nehmen. Dies war das
Zentrum der Macht des Ullnak-Reiches.
»Du hast auf mich gewartet, Rani Mahay«, sagte Skelettus
beim Näherkommen. »Ich habe mich verspätet. Dafür
muß ich mich entschuldigen. Du wolltest, daß ich dir
einen Bezirk der Knochenburg zeige, den du bisher nicht kennengelernt
hast. Ich bin gern dazu bereit, dich zu führen. Meine Berater
werden uns begleiten.«
Ranis Augen verengten sich.
Bisher war es so gewesen, daß Skelettus stets mit ihm allein
die Burg durchstreifte.
»Rulf und Dalp haben während der letzten Beratung
Vorschläge gemacht, die bisher nicht diskutiert wurden. Auf dem
Weg durch die Burg können sie dich gut darüber
informieren.«
Das war ein Grund.
Aber dennoch traute Mahay dem Frieden nicht. Der schwergewichtige
Inder hatte gelernt, vorsichtig zu sein. Hier in dieser
widersprüchlichen Welt war dies ganz besonders wichtig.
Skelettus benahm sich – scheinbar – so wie immer. Und
doch meinte der Koloß aus Bhutan, etwas Lauerndes im Wesen des
Knochenfürsten feststellen zu können.
Rani wandte blitzschnell den Kopf.
Hinter den fahlen Arkaden aus geschliffenen Knochen konnte er in
den großen, unheimlichen Garten sehen, in dem Skelettbäume
standen und an verdorrte Pflanzen erinnernde Gewächse.
Der Himmel war wie immer trüb, und ein eigenartiges
Schummerlicht herrschte.
Aber in diesem Schummerlicht zeigte sich am diffusen Himmel eine
riesige, schimmernde Scheibe. Die war jedoch noch so schwach,
daß ihr Eigenlicht nicht ausreichte, die zwielichtige
Nebelatmosphäre zu durchbrechen.
Wie ein Hauch wehten Nebelfetzen über die Stadt, ein dichter
Schleier… der jedoch durchbohrt wurde, langsam aber
ständig.
Die fahle Lichtscheibe schien sich wie ein glühender Stempel
nach vorn zu schieben. Die Nebel wurden glasig, die Umrisse des
unheimlichen Mondes, von dem alle hier schon in irgendeiner Form
gesprochen hatten, zeigten sich.
Rani aber hatte keine Gelegenheit, das Aufgehen der riesigen
vollen Scheibe zu beobachten.
Skelettus und seine drei Begleiter zeigten abrupte
Veränderungen.
Sie stürzten auf ihn zu. Sie rissen die schweren
Breitschwerter heraus. Ein gurgelnder Schrei aus vier Knochenkehlen
klang hohl und schaurig durch die fahle Arkadenhalle.
Das Licht des Totenkopfmondes! Es machte sie zu wilden,
unberechenbaren Bestien!
Vier Angreifer stürmten ihm entgegen.
Aber das war noch nicht alles.
Das Ganze schien ein abgekartetes Spiel zu sein.
Schon die schwachen Einflüsse davor schienen den
Knochenfürsten in seinem Denken und Handeln verändert zu
haben.
Nicht mehr Herr seines Willens, hatte Skelettus alle informiert,
um den Mann zu vernichten, der ihm eigentlich helfen wollte und auf
dessen Hilfe er im Grund genommen auch angewiesen war.
Aber davon wußte er in diesem Zustand nichts mehr.
Und so hatte er seine Helfershelfer unterrichtet.
Die Soldaten, die in den Seitengängen und den
Arkadenkorridoren auftauchten, wußten Bescheid: Tod dem
Fremden!
Die Antolanier-Werwölfe waren im Anmarsch.
Mahay reagierte blitzschnell.
Er riß sein Schwert heraus, das Skelettus ihm
überlassen hatte, und warf sich den vier Angreifern, die ihm am
nächsten standen, entgegen.
Mit beiden Händen zog er die Waffe durch die Luft und
parierte einen Schlag, den Skelettus selbst ausführte.
Mahays Reaktion erfolgte eine ganze Sekunde früher.
Dooonnggg – machte es. Der hallende Ton pflanzte sich fort
durch die Korridore.
Skelettus’ Schwert wurde herumgedrückt und Mahays
wuchtiger Schlag riß dem Fürsten die Waffe aus der
Hand.
Skelettus wurde nach vorn gezogen, er taumelte.
Mahay wandte alle Tricks an, um sich erst mal Luft zu verschaffen
und soviel Verwirrung zu stiften, wie nur irgend möglich,
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