Macabros 052: Aufstand der Knochenmonster
Übermacht etwas auszurichten.
Wir werden dich gnadenlos niederschlagen, aber wenn die Stunde des
Totenkopfmondes vorbei ist, wird es mir leid tun, was ich getan habe
und die große Reue wird mich überfallen. Von
unsäglichen Qualen getrieben, werde ich die Halle der Brunnen
aufsuchen und in den schimmernden Wasserspiegeln die ruchlose Tat
immer und immer wieder sehen und nachempfinden müssen. Aber
rückgängig machen werde ich sie nicht können. Nimm
dich in acht, wenn die Stunde des Totenkopfmondes kommt, Rani Mahay!
Dann brauchst du ein Versteck.«
Und so war es gekommen, daß Skelettus in Sorge um das Leben
seines neuen Freundes, der auf der Suche nach dem rätselhaften
Medaillon das Schicksal Antolanien verändern wollte, ihm viele
Räume und Verstecke gezeigt hatte.
Auf diese Weise hatte Mahay binnen kurzer Zeit ein Bild vom Umfang
der gewaltigen Knochenburg erhalten.
Es gab Hunderte von Räumen, zahllose labyrinthähnliche
Gänge, die in Nachbargebäude mündeten, Treppen, die in
unbekannte Kellergewölbe oder bizarre Türme führten,
von denen aus wiederum – wie die Verästelungen von Adern
– noch schmalere Stufen in düstere, enge Katakomben und
Gänge führten, in denen man sich verlaufen konnte.
Skelettus hatte ihm alle Möglichkeiten gezeigt, aber in
Mahays eigenem Interesse hatte er sich geweigert, ihm ein genaues
Versteck anzugeben oder ihm ein besonderes zu empfehlen.
»Wenn ich das weiß, könnte ich mein Wissen nutzen,
um dich zu finden«, erinnerte Rani sich an die Worte des
Knochenfürsten.
Der Inder kam gerade aus der Halle der Brunnen. In dieser Halle
war Skelettus meistens zu finden. Er mußte dann in die
verschiedenen Schächte starren, wo sich die Taten seines Volkes
wie ein Film abspielten. Alles Vergangene wurde hier gespeichert.
Die Szenen der Verwandlung, die Rituale, die Schlachten, die
Antolanier im Auftrag Molochos’ und Tamuurs führten, waren
zu sehen.
Es zeigte sich Vergangenes und Gegenwärtiges. Aber nichts
Zukünftiges.
Gab es keine Zukunft mehr für dieses Volk?
Der erste Eindruck schien diesen Verdacht zu bestätigen. Aber
da war und blieb der Hinweis auf das rätselhafte Medaillon, an
das Skelettus sich eigenartigerweise nicht mehr erinnern konnte.
Rani mußte an Aleana denken. Ob sie in der Zwischenzeit mehr
über das Geheimnis dieses weißmagischen Schlüssels in
Erfahrung hatte bringen können? Möglich war es. Doch
für ihn gab es keine Möglichkeit Kontakt zu Aleana
aufzunehmen.
Dann geriet sie in Gefahr, von Tamuur durchschaut zu werden. Und
diesmal würde der Scharlachrote kurzen Prozeß machen.
Rani ging durch einen Säulengang, der die Breite einer Halle
hatte.
Er war auf der Suche nach Skelettus.
Sie waren verabredet. Sie wollten heute einen Bezirk aufsuchen,
den Skelettus bisher gemieden hatte.
Rani Mahay war aufgefallen, daß Skelettus Fragen nach diesem
Bezirk stets ausgewichen war. Er war unruhiger geworden, ohne eine
Erklärung dafür zu haben.
Aber Mahay ließ nicht locker, wenn er etwas im Schild
führte.
Wenn der Fürst nicht kam, dann würde er sich eben allein
umsehen. Skelettus hatte ihm jede Vollmacht dazu erteilt. Er war kein
Gefangener, er war ein Freund, der die Bedingungen in Antolanien mit
Hilfe aller Antolanier verändern wollte. Er konnte sich frei
bewegen. Niemand durfte ihn zurückhalten.
Er hatte etwa die Hälfte der Säulenhalle hinter sich,
als Skelettus aus einem Seitenraum kam.
Der Knochenfürst war nicht allein. In seiner Begleitung
befanden sich drei seiner höchsten Berater.
Skelettus unterschied sich von seinen Begleitern nur durch die
Größe der goldfarbenen Spangen und der grelleren Farben
seines Gewandes.
An seiner Seite schritt Rat Merap. Der trug ein orangefarbenes,
mit violetten Streifen versehenes Gewand, das seinen knochigen
Körper umhüllte.
Merap ging einen Schritt hinter dem Herrscher.
Die beiden anderen Räte, die den Rang hoher Offiziere und
Berater innehatten, bewegten sich mit Skelettus, ehemals Fürst
Ramdh, auf gleicher Höhe.
Diese beiden ranghöchsten Würdenträger waren Rulf
und Dalp.
Der letztere war der ältere. Schlohweißes Haar hing wie
ein Kranz um seinen fahlen, sonst kahlen Schädel.
Eine Mimik besaß Dalp ebensowenig wie die anderen
Antolanier. Ein Knochengesicht war dazu nicht imstande.
Rulf trug ein himbeerrotes, tunikaähnliches Gewand, Dalp ein
dunkelviolettes.
Alle Männer waren bewaffnet. Schwere Kampfschwerter hingen in
Lederschlaufen an ihren Seiten.
Rani
Weitere Kostenlose Bücher