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Macabros 053: Totenkopfmond

Macabros 053: Totenkopfmond

Titel: Macabros 053: Totenkopfmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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bemerkte der Inder,
sich der jungen, blonden Frau zuwendend, die sich vom Boden erhob.
»Die Burschen sind verdammt zäh, aber schließlich und
endlich haben wir’s doch geschafft.« Er strahlte. Er schien
völlig vergessen zu haben, in welcher Situation er sich befand.
»Und nun können wir da weitermachen, wo wir vorhin
aufgehört haben«, fuhr er fröhlich fort.
    »Ich bewundere Ihre Heiterkeit«, bekam er zu
hören.
    Die üppige Frau versuchte vergebens, ihre Blößen
zu verdecken.
    Rani Mahay winkte ab. »Das Kleid hat ein paar Löcher.
Das kann passieren. Die Felsen hier sind sehr steinig.«
    Die Fremde kam auf ihn zu. Ihre Füße waren nackt.
    »Wir sollten von hier verschwinden, so schnell wie
möglich«, wisperte sie, sich ängstlich umsehend.
»Nur zwei haben mich entdeckt, aber es sind noch mehr in der
Nähe. Wenn sie merken, was los ist, dann ist erst recht der
Teufel los.«
    »Von hier verschwinden, Madame? Sie sprechen eine große
Sache gelassen aus. Sie sind doch von der Erde, eine
Menschenfrau… wie kommen Sie hierher?«
    Sie lachte leise, und es klang wie das verführerische Gurren
einer Taube. »Das ist einfach und doch schwer. Ich könnte
Sie das gleiche fragen. Irgendein Schicksal hat Sie hierher auf eine
Welt verschlagen, von der man auf der Erde nichts weiß. Ich
dagegen bin freiwillig hier. Ich kann kommen und gehen, wann ich
will. Aber nicht jeder Zeitpunkt ist glücklich gewählt, wie
Sie eben selbst bemerkt haben. Ich muß künftighin etwas
vorsichtiger sein, bei meinen Reisen. Kommen Sie, ich helfe Ihnen!
Sie haben mir das Leben gerettet. Dafür bin ich Ihnen dankbar.
Oder haben Sie eine Möglichkeit, zurückzukehren auf die
Erde?«
    »Nein, nicht daß ich wüßte… Verworrene
Umstände haben mich hierher geführt.«
    »Hab’ ich mir’s doch gedacht. Na, dann seien Sie
froh, daß Sie – Kiuna Macgullyghosh begegnet
sind!«
     
    *
     
    »Kiuna Macgullyghosh? Die Kiuna Macgullyghosh, deren
Spiegel…« Rani Mahay versagte die Stimme.
    »Du hast es also auch schon gehört.« Sie
lächelte.
    »Aber – das kann nicht sein«, entfuhr es dem Inder,
und er wich zwei Schritte von der Fremden zurück.
    Was war das? Narrte ihn ein Spuk?
    Tamuurs Magie?
    Holte er aus der Tiefe seines Bewußtseins etwas hervor, um
eine Hoffnung zu nähren, die er überhaupt nicht haben
durfte?
    Dieser irre Gedankengang! Da hatte er überhaupt nicht dran
gedacht… der Spiegel der Kiuna Macgullyghosh! Der befand sich
doch im Besitz Björn Hellmarks auf der unsichtbaren Insel
Marios!
    Björn hatte ihn seinerzeit entdeckt und an sich genommen. Mit
dem Spiegel hatte er einen ersten Einblick gewonnen in die Reiche
jenseits der Welt, wie sie sich darstellte.
    In Mahays Kopf begann sich alles zu drehen.
    Ein unheimlicher Gedanke bohrte sich in sein Bewußtsein.
    Er schluckte.
    Die Vergangenheit!
    Hier war ein Fehler passiert. Caloton, der Körperlose, hatte
ihn zwar auf Tamuurs Welt versetzt, aber dabei ohne es zu bedenken,
die falsche Zeit für ihn gewählt!
    Er lebte in der Zeit, als Kiuna Macgullyghosh offenbar ihre ersten
Erfahrungen mit ihrem Zauberspiegel machte und dabei in verschiedene
Jenseitsreiche vorstieß.
    Das war vor Jahrhunderten gewesen, wenn man irdische Zeitrechnung
zugrunde legte.
    Das bedeutete: wenn ihm jetzt wirklich die Flucht mit Kiuna
Macgullyghosh gelang, dann würde er in einem frühen
erdgeschichtlichen Jahrhundert auf der Erde in Irland ankommen –
und wenn Björn Hellmark im zwanzigsten Jahrhundert die
Hütte der Kiuna Macgullyghosh entdeckte, würde er dabei auf
ein Skelett stoßen, daß er – Mahay war, und Hellmark
würde nicht wissen, daß er vor der vermoderten Leiche
seines besten Freundes stand!
     
    *
     
    Welch ein Irrsinn!
    »So zögern Sie nicht, um Himmels willen. Die Zeit
drängt…«
    »Aber eben mit der Zeit kann etwas nicht stimmen.
Aleana… das Reich Antolanien und Ullnak, es wird wieder verloren
gehen.«
    »Kommen Sie, so kommen Sie doch endlich!« Sie packte ihn
bei der Hand und riß ihn mit. Und dann begann er zu laufen.
    Rückkehr auf die Erde, egal wie, er würde die Chance
wahrnehmen. Er war zeitlich und räumlich getrennt von den
Menschen, die seine Freunde geworden waren. Er konnte es nicht
rückgängig machen.
    Es ging über die Felsen, über Geröll und zischende
Krater hinweg:
    Wo die zerklüfteten Felsspitzen am dichtesten standen, schob
sich ein Vorsprung wie ein Dach nach vorn.
    Kiuna Macgullyghosh zog ihn unter die Felsspalte.
    Nur zwei Schritte noch vor

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