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Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger

Titel: Macabros 055: Mysterion, der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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einen
Feigling.«
    »Bist du nicht einer, wenn du deine Gegner nicht in dein
Angesicht schauen läßt?«
    Der Dyktenmann hatte aufs Geratewohl in die Dunkelheit
hineingesprochen. Die Stimme seines Gegners konnte ihm nicht zur
Orientierung dienen. Der Hall, der ihr folgte, ließ keine
Richtungsbestimmung zu.
    Langsam drehte sich Mirakel um seine Achse. Die Finsternis lastete
auf ihm wie ein Leichentuch. Hier nutzten ihm all die
Fähigkeiten nichts, die ihm der Mirakel-Stern vermittelte. Es
fand sich nichts und niemand, den er zum Ziel erwählen
konnte.
    Er hatte die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengezogen.
Sehnsüchtig fast sah er um sich. Keine Dunkelheit war absolut,
auch keine magische…
    Dort!
    Nur schwach fluoreszierend erkannte der Dykte schillernde
Fäden, die frei zu schweben schienen: Sie schwangen leicht auf
und nieder und schlängelten sich von einem Punkt aus in alle
Richtungen hin.
    »Mysterion?« rief Mirakel.
    »Mußt du meine Stimme hören, um nicht vor Angst in
der Finsternis zu vergehen?«
    »Ich sehe etwas.«
    »Das glaube ich. Du siehst, was du, sehen sollst.«
    Langsam hob sich die Dunkelheit um den Dykten auf. Hatte er eben
nur schwach ein geisterhaftes Glühen in Form schwingender
Fäden erkannt, so schälten sich nun zögernd die
Umrisse eines Raumes heraus. Mirakel erkannte eine Fülle
unverständlichen Geräts, das zuhauf an den
Seitenwänden klebte.
    »Das ist also deine Höhle«, sagte er.
    Leises Lachen erklang. Dann sagte Mysterion:
    »Und dein Grab!«
    Der Dykte ging nicht auf die Worte seines Widersachers ein. Er
wußte noch immer nicht recht, wo er ihn zu suchen hatte.
    »Du scheust dich wieder, dich zu zeigen!« sagte
Mirakel.
    Absichtlich wählte er seine Worte provozierend. Es kam ihm
darauf an, Mysterion zu unüberlegten Handlungen zu verleiten.
Selbst ein jahrtausendealtes Wesen mußte nicht notgedrungen
seine ganze Impulsivität verloren haben.
    »So drehe dich um«, ertönte hinter ihm Mysterions
Stimme.
    Das gewölbehafte Hallen hatte ein Ende gefunden. Nun konnte
er einwandfrei erkennen, aus welcher Richtung die Stimme wirklich
kam. Und sie kam von hinten…
    Langsam drehte sich Mirakel um. Als er das Gebilde erkannte, das
Mysterion darstellte, zuckte er mit keiner Wimper. Es war ihm schon
zu viel Überraschendes widerfahren, als daß er
darüber noch schockiert sein könnte.
    … über das Spinnennetz, in dessen Mittelpunkt der
überdimensionale Kopf Estrelles saß!
    »Du hast eine andere Form angenommen«, erkannte Mirakel.
»Aber noch immer verbirgst du dein Äußeres hinter der
Fassade eines deiner Opfer. Du hast eine Vorliebe für
Menschen.«
    Mysterion lächelte den Dykten zynisch an.
    »Nicht nur für Menschen. Insbesondere für dich,
Mirakel. Denn wenn du nicht mehr bist, ist mir das Reich auf Erden
sicher.«
    Behutsam näherte sich der Dykte dem glimmenden Netz. Seine
Augen hatte er starr in die seines Gegners versenkt.
    »Du behauptest, deine Dämonengöttin zu
kennen«, sagte er. »Aber deine eigenen Worte beweisen das
Gegenteil. Du bist selbst ein Dämon, auch wenn du früher
ein Magier und Zaubermeister gewesen sein mochtest. Die Jahre haben
einen aus dir gemacht. Und da wagst du es noch, den Worten
Rha-Ta-N’mys Glauben zu schenken?«
    Die Augen in Estrelles Kopf sprühten.
    »Frevle nicht den Namen der Göttin!« rief er.
»Es ist ein Unterschied zwischen den bösen Mächten und
denen, die sich so gern als Menschen bezeichnen. Oft genug ist es nur
die äußere Hülle, die sie als solche
auszeichnet.«
    Mirakel war nur noch wenige Meter von dem leuchtenden Energienetz
entfernt, als ein Ruck durch den Kopf ging. Das Gesicht wurde
hart.
    »Bleib’ stehen! Du wirst mir nicht näher kommen.
Und du wirst dich nicht gegen mich wehren können.«
    Mysterion lachte.
    »Sieh doch! Sieh an dir herab!«
    Etwas an der Art, in der sein Widersacher die Worte hervorbrachte,
ließ den Dykten der Empfehlung Folge leisten. Als sein Blick
sich auf den eigenen Körper richtete, erkannte er ein schwaches
Glimmen. Es wurde stärker, je länger er hinsah.
    »Was ist das?« fragte er, ohne den Blick davon zu
nehmen.
    »Es sind Fäden meines Netzes. Sie werden dich fesseln
und zum hilflosen Opfer machen.«
    Wieder lachte Mysterion. Und diesmal war es lauter, als der Dykte
es je von ihm gehört hatte.
    Das Glimmen hatte inzwischen solche Ausmaße angenommen,
daß Mirakel deutlich eine Form erkennen konnte. Die Form von
geflochtenen Strängen, die sich mehrmals locker um

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