Macabros 056: Die Leichenpilze kommen
an.«
»Dann laß’ mich los. Und die Sache ist
vergessen«, bekam er zu hören. Jim Dogan spielte noch immer
den Unnahbaren. Aber seine Stimme zitterte. Er hatte Angst. Was er
erlebt hatte, das ließ sich mit vernünftigen Argumenten
nicht erklären.
»Vergessen?« Macabros’ Stimme klang wie ein Hauch.
»Einen Mordanschlag – soll man einfach vergessen?«
Was Macabros sagte, empfing Hellmark mit bewußten, wachen
Sinnen. Und die Erfahrung, die er in dieser Sekunde im Hospital
selbst machte, wurde zur Erfahrung für seinen Doppelkörper,
der von seinen Gedankenkräften aufrechterhalten wurde.
Einer der Arzte kam aus dem Operationssaal.
Der Mann im weißen Kittel steuerte direkt auf Hellmark
zu.
»Wie sieht es aus?« fragte Björn leise.
»Ernst, sehr ernst«, bekam er zu hören.
»Wir wissen nicht, ob sie die Nacht überlebt.«
*
Der Schock, der ihn packte, wurde zur Reaktion in seinem
Doppelkörper.
Für drei Sekunden schien Hellmark nicht mehr zu wissen, was
er denken sollte, was er tat. Seine Reaktionen entgleisten.
Macabros schlug zu. Zwei-, dreimal. Mit der flachen Hand, links
und rechts in Jim Dogans Gesicht. Macabros schüttelte den
Finsterling durch.
Dogan wurde zum Spielball in seinen Händen.
Hellmarks Verzweiflung – war Macabros’ Verzweiflung.
Die Hände seines feinstofflichen Doppelkörpers legten
sich wie Schraubstöcke um den Hals des Mannes, der kalt und
rücksichtslos auf Carminia gefeuert hatte.
»Aufhören!« brachte Dogan ächzend hervor.
»Sie bringen mich… ja… um!« Sein Gesicht lief
blaurot an. Todesangst und Verachtung spiegelten sich in seinen
Augen.
»Ich könnte dich umbringen, ja…« kam es wie
ein Hauch über Macabros’ Lippen. »Aber dann wäre
– ich wie du…« Er lockerte seinen Griff. Trotz allem,
was ihn aufwühlte, fand er die Kraft, kühlen, sachlichen
Verstand walten zu lassen, der ihn für einen Moment im Stich
gelassen hatte.
»Ich werde reden, lassen Sie mich laufen…«
Jim Dogan war zu einem Nervenbündel geworden.
»Warum?« brachte Macabros hervor. Die ganze Erregung,
die sich auf Hellmarks Miene spiegelte, stand auch in Macabros’
Gesicht geschrieben.
»Ein Auftrag – es war ein Auftrag«, keuchte Dogan.
Er massierte sich den Hals.
»Was für ein Auftrag?«
»Sie zu töten…«
»Mich – oder die Frau?«
»Sie und die Frau.«
»Eines ist dir fast gelungen. Wer hat dir den Auftrag
gegeben?«
Keine Antwort…
Macabros ließ nicht locker. »Ich werde dich auf der
Stelle töten«, drohte er.
Schon legten sich seine Hände wieder um den Hals des
heimtückischen Schützen. Er wußte, daß dies nur
eine leere Drohung war.
»Ein Mann«, reagierte Dogan sofort.
»Was für ein Mann?«
»Ich kenne… seinen Namen nicht.«
Macabros’ Augen verengten sich. »Wie sah er aus? Was hat
er dir versprochen?«
»Viel Geld… einen Teil hat er schon als Vorschuß
hinterlegt.«
»Wie ist er an dich herangetreten?«
»Durch einen Anruf.«
»Dann mußte er wissen, daß du käuflich
bist.«
»Scheint so.«
Dogan massierte sich seinen schmerzenden Hals.
»Woher wußtest du, daß wir zu diesem Zeitpunkt
auf dem Broadway sein könnten.«
»Vermutung…«
»Das glaube ich nicht. Es war ein Zufall, daß wir uns
dort aufhielten.«
»Einer muß es doch gewußt haben.«
»Wer?«
»Das werden wohl besser Sie als ich wissen«, bemerkte
Dogan.
Hellmarks Gedanken wirbelten wild durcheinander.
Sein und Carminias Entschluß, Marlos zu verlassen, war
ziemlich plötzlich gekommen. Nicht mal alle Freunde dort waren
darüber unterrichtet worden.
Außer Rani.
Der Gedanke kam ihm, ohne daß er es wollte. Der Freund
– ein Verräter?
Hellmark verwarf den Gedanken ebenso schnell wieder, wie er ihm
gekommen war. Das konnte nicht sein. Da mußte es ein anderes
Geheimnis geben, das er so schnell wie möglich lösen
mußte.
»Erzähl’ alles«, forderte er den Schützen
auf.
»Da gibt’s nicht viel zu erzählen, Mister… Ich
erhielt das Angebot, und am späten Nachmittag wurde ich
aufgefordert, öfter mal den Broadway entlangzufahren. Ich sollte
von dieser Stunde an Ausschau halten nach einem Pärchen, auf das
die Beschreibung von Ihnen und Ihrer Begleiterin paßt…
vorhin nun war es so weit…«
Macabros wollte nicht glauben, was er da zu hören bekam. Aber
aufgrund der selbst erlebten Ereignisse mußte er sich im
stillen eingestehen, daß der heimtückische Schütze
hier offensichtlich die Wahrheit sagte.
Davor konnte er nicht die Augen
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